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Apollonia

Apollonia

Titel: Apollonia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegret Held
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abenteuerlich nach Scholmerbach. Ein jeder versteckte sich daheim bei seiner Mutter und wagte sich wochenlang nicht aus dem Haus. So hatten sie mit ihrem Leben gespielt.
    Die amerikanischen Panzer aber kamen. Als im Februar 1945 endlich die amerikanischen Streitkräfte die Saar überquerten, fuhren sie über Taben und Staadt und Dillingen, und links und rechts an Merzig vorbei, und kein einziger Panzer ist in Egons Loch hineingefallen.
    Daher rückten die amerikanischen Truppen näher und näher an Scholmerbach. Vor sich her aber trieben sie die deutschen Truppen, in endlosen Kolonnen mit Pferden und Kanonen und Lastwagen, von der Brücke bei Remagen zogen sie oberhalb von Koblenz über die Bundesstraße, an Hellersberg vorbei in Richtung Siegen, und die Kinder sahen die vielen Soldaten und schrien: So viele Soldaten! So viele deutsche Soldaten!! Da werden wir bestimmt den Krieg gewinnen!!
    – Sie sind auf dem Rückzug!, rief der alte Hanjokeb.
    Um aber die deutsche Armee endgültig zu schwächen, beschossen die Jagdflieger unentwegt die Straße und übersäten die Landschaft mit Bombenlöchern und jagten bei Scholmerbach kleine Täler und Schluchten in den Wald und ließen das Haus vom Müllerkarl zusammenstürzen und hieben den Deissens das Dach hinfort.
    In der prächtigen Villa vom Reichsarbeitsdienst standen der frischgetraute Feldmeister und seine Frau Malwine vor dem Fenster und waren wie gelähmt.
    – Rudolf!, rief Malwine entsetzt. Mach doch was!!
    Feldmeister Schröder starrte steinern zur Reichsstraße und sagte nur:
    – Unsere Tage sind gezählt, Malwine.
    – Was soll das heißen?!? Was hat das alles zu bedeuten?? Wenn die weiter Bomben schmeißen, dann trifft es uns noch, dann haben sie uns noch getroffen, Rudolf! Du hast doch hier was zu sagen!!
    – Ich habe nicht wirklich was zu sagen, Malwine.
    – Du kannst doch mal telefonieren … wie soll man sich verhalten, … wenn der Feind kommt? Wir haben hier die Hakenkreuzfahne über dem Haus wehen … wie sieht denn das aus??
    – Das ist mit Ähre und Spaten, das ist nur der Arbeitsdienst, wir sind ja nicht wie die Waffen- SS oder so etwas.
    – Ach, Papperlappapp, das können die doch nicht auseinanderhalten, die können doch kein Deutsch, die sehen das Hakenkreuz, und dann sind wir dran!! Für die sind wir doch ein verbrecherisches Regiment, und dann nehmen die uns alle hops und haben uns am Wickel, und wir kommen womöglich ins Kittchen!!
    – Der Krieg ist nicht verloren.
    – Ach, sagte Malwine ärgerlich. Das wird doch nichts mehr, guck dir das doch mal an! Die deutschen Truppen, die hauen doch ab, da hörst du den Schlag nicht mehr!!
    – Manchmal …, sagte der Feldmeister, hat man eben verloren …
    – Ja, na und?!, fragte Malwine. Da müssen wir doch sehen, dass wir Land gewinnen!! Da machen wir die Bude dicht und suchen uns ein Plätzchen, wo sie uns nicht finden! Aber die Fleischkonserven nehmen wir mit und den Schmuck und den Rüttgers Club und natürlich die Teppiche und das Besteck und meine Kleider und …
    – Bist du verrückt?!, sagte der Feldmeister. Fahnenflucht! Wenn mich einer von der Wehrmacht sieht, werde ich an Ort und Stelle erschossen!! Das Standgericht fackelt da nicht! Außerdem haben wir Befehl.
    Malwine sank an das Vertiko aus Mahagoniholz.
    – Einen Befehl … was denn für einen Befehl??
    – Wir müssen noch Soldaten rekrutieren für die Wehrmacht.
    – Ja, wofür dann … die laufen doch alle weg.
    – Für den Gegenangriff.
    – Gegenangriff?!, kreischte Malwine. Ei, wo dann??
    – Da oben irgendwo … Hamburg … Nach Hamburg soll ich sie schicken, Soltau…
    Feldmeister Schröder rieb sich den Nacken und wusste nicht aus noch ein.
    – Wen willst du denn noch schicken??
    – Naja … im Befehl steht: der Jahrgang 1929 und der Jahrgang 1900 zusammen.
    – Das gibt doch wieder Ärger im Dorf, ich sage dir, wir können uns nirgendwo mehr blicken lassen, hör doch auf, das hängen die uns nachher an! Das gibt nur Krempelage mit den Müttern!
    Malwine sank erbost auf ihre schöne samtbezogene Chaiselongue mit den Goldtroddeln und hatte die Nase voll. Immer und immer wieder den Blicken der Leute ausgesetzt, die ihr allmählich die Schuld zu geben schienen, weil sie bei alledem mittaten, dabei hatten sie nur in der Waldeslust ein wenig gefeiert, in schweren Zeiten, mit der Partei, na und? Wenn man jung ist, will man nicht immer Trübsal blasen, und der Feldmeister war ein toller Kerl und nicht einer von

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