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Applaus für eine Leiche

Applaus für eine Leiche

Titel: Applaus für eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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In diesem Studio laufen rund hundert Leute rum, unter denen Sie leicht hundertfünfzig finden werden, die ihn nicht leiden konnten. Sollten Sie im Laufe Ihrer Ermittlungen jemanden auftreiben, den das vorzeitige Ende unseres Stars betrübt — alles ist schließlich möglich! — , dann sagen Sie Monsieur Covet und dem Organisator des Pariser Jahrmarkts Bescheid. Der erste ist immer auf der Jagd nach Sensationen, und der zweite stellt Monster aus...“
    „Hören Sie auf!“ rief der Kommissar halb im Ernst, halb im Scherz. „Sie reden einen ja besoffen!“
    Er teilte mir mit, daß er in der Brieftasche des Toten meinen Werbeprospekt und einen Drohbrief gefunden habe. Marie habe ihm erzählt, daß Favereau mich als Leibwächter oder so etwas Ähnliches engagiert hatte. „Stimmt“, stimmte ich zu.
    Ich klärte ihn über meine Beziehungen zu dem Verstorbenen auf. Er nickte verstehend und näherte sich der Leiche.
    „Vergiftet, nicht wahr?“ murmelte er. „Könnte auch ein Unfall sein... wenn da nicht der Drohbrief wäre. Haben Sie eine Idee, wie das Gift in den Körper gelangt sein könnte?“
    „Ich bin ihm nicht von der Seite gewichen, seit er das Studio betreten hat... bis er unsere Welt für immer gegen eine bessere eintauschte. So hatten wir’s vereinbart. Vielleicht hat er ja geraucht, wer weiß... Beschwören könnte ich das jedoch nicht.“
    „Getrunken hat er offensichtlich nichts“, lachte Petit-Martin. „Denn wenn’s hier was zu trinken gäbe, wären Sie nicht in die Kantine gegangen.“
    „Sie kennen mich schon ganz gut, Kommissar“, gab ich zurück. „Nein, getrunken hat er nichts.“
    „Vielleicht ein Sandwich gegessen, ein Stück Kuchen oder so was?“
    „Nicht, daß ich wüßte. Die Garderobiere...“
    „...hat dasselbe ausgesagt“, beendete Petit-Martin den Satz.
    Wir schwiegen eine Weile, dann fuhr er nachdenklich fort:
    „Vielleicht ein langsam wirkendes Gift, das ihm in irgendeiner Form zu Hause oder auf der Fahrt hierher verabreicht wurde..
    „Dagegen spricht, daß er die Gefahr hier im Studio vermutete“, wandte ich ein. „Ich hatte den Auftrag, ihn nur in diesem Gebäude zu beschützen. Draußen fühlte er sich sicher. Seltsam, was? Ja, Julien Favereau war ein seltsamer Klient.“
    „Tja... Ich hab gehört, daß Harry Tooper, der berühmte amerikanische Schauspieler, dumm wie Bohnenstroh sein soll, ‘n richtiger Esel.“
    „Das ist ‘ne Beleidigung für jeden Esel. Und wenn man bedenkt, daß Julien Favereau genauso gut aussah wie Harry Tooper... oder noch viel besser...“
    „...dann kann man sich vorstellen, wie’s in seinem Kopf aussah!“
    Dieser Petit-Martin klaute mir die besten Pointen! Doch dann wurde er wieder ernst und sah sich die Leiche an. Schweigend und geduldig, so als wolle er ihr durch Hypnose das Geheimnis entreißen. Schließlich hob er ratlos seine Schultern.
    „Das medizinische Gutachten wird uns bald verraten, welchen Weg das Gift genommen hat“, bemerkte er seufzend.
    Als hätten die Götter auf diesen Satz gewartet, ließen sie es an die Tür klopfen und den Gerichtsmediziner das Sterbezimmer betreten.
    „Wer von Ihnen soll autopsiert werden?“ fragte er mit gelangweiltem Gesichtsausdruck.
    Wahrscheinlich fand er seinen Scherz, der schon seit zwanzig Jahren herhalten mußte, selbst nicht besonders lustig. Deshalb schickte er gleich den nächsten hinterher:
    „Sind das die Mörder?“
    Er zeigte auf Marc Covet und mich.
    „Die Herren sind Journalist bzw. Privatdetektiv“, erklärte Monsieur Petit-Martin ruhig.
    Der Kommissar hatte wohl schon länger mit dem Arzt zu tun.
    „Sag ich doch“, erwiderte der Witzbold.
    Er stürzte sich auf den Toten, so als wolle er ihm eine Tracht Prügel verabreichen.
    „Ist das die Leiche?“ fragte er, um jeden Irrtum auszuschließen. „Das Gesicht kommt mir bekannt vor. Hab’s schon irgendwo mal gesehen, wahrscheinlich im Kino.“ Er lachte schallend. Dieser Scherz mußte neu sein. „Das sollte lieber eine Kollegin übernehmen! Favereau, der Liebling aller Damen, der Traum aller Stenotypistinnen!“
    Während er noch so launig daherredete, machte er sich an die Arbeit. Wir sahen ihm schweigend zu, bis er sich wieder aufrichtete.
    „Wie im Kino“, stellte er fest. „Spätestens jetzt hätte ich bemerkt, daß ich mich in einem Filmstudio befinde. Haben Sie schon mal was von den Borgias gehört, den berühmten Spaßvögeln? Ihr gesamtes Mobiliar bestand aus einem einzigen Giftschrank. Später dann

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