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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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erzielten die mit schwarzem Stoff bedeckten Tische, auf denen sich die Broschüren stapelten, die gewünschte Wirkung. Die rund ein Dutzend Leute, die den Stand bevölkerten und Broschüren verteilten, waren von dem Interesse an dem Computer überrascht. Einige potenzielle Kunden wollten nicht glauben, dass sich in dem Plastikgehäuse ein Computer befand, und sie ließen sich erst überzeugen, als ihnen gezeigt wurde, dass der Raum, den die Tischdecken verbargen, leer war. Ein paar Ingenieure waren beeindruckt, dass eine Platine mit so wenigen Chips Farbschaltkreise enthalten konnte. Lee Felsenstein bewunderte das Konzept: „Das war höchst simpel und in seinem Minimalismus gewagt, aber es funktionierte.“ Der Auftritt zog in den Wochen danach rund 300 Bestellungen nach sich, was 100 mehr waren als die Gesamtzahl der bisher verkauften Apple I. Aber entgegen der Überlieferung, die in den Jahren danach entstand, eroberte Apple die Messe nicht im Sturm. Jim Warren, der Cheforganisator der Ausstellung, sagte: „Ich fand nicht, dass Apple der stärkste Aussteller war.“ Und die Byte -Ausgabe, die später einen Bericht über die Veranstaltung brachte, erwähnte Apple nicht einmal.
    Wozniak, der entsetzt war, als er erfuhr, dass der Stand 5.000 Dollar kostete, war mit einer unterhaltsameren Angelegenheit beschäftigt. Zusammen mit Wigginton verpasste er einem Streich den letzten Schliff, den sie schon seit einigen Wochen geplant hatten. Wozniak hatte eine Werbeanzeige für einen neuen Computer namens Zaltair verfasst: eine Kreuzung aus einem neuen Mikroprozessor namens Z-80 und dem Altair. Der Text beschrieb den Computer in überschwänglichen Worten und bot Tauschrabatte für Altair-Besitzer an. Um Probleme zu umgehen, organisierte es Wozniak mit einem Freund, dass die Flugblätter in Los Angeles gedruckt wurden. Als am Morgen der Messe alle um den Stand herumhuschten, verteilte Wozniak heimlich in der Halle Kartons mit Broschüren. Die hellgrüne Werbung beschrieb den Computer in übertriebenen, aber überzeugenden Worten und räumte alle Zweifel am idealen Mikrocomputer aus:
    „Stellen Sie sich eine traumhafte Maschine vor. Stellen Sie sich vor, die Computer-Überraschung des Jahrhunderts wäre heute hier. Stellen Sie sich Z-80-Leistung und mehr vor. Stellen Sie sich BAZIC im ROM vor, die umfassendste und mächtigste Programmiersprache, die je entwickelt wurde. Stellen Sie sich eine ganze Menge Videospeicher vor. Stellen Sie sich Autoscroll-Text vor, sage und schreibe 16 Zeilen mit je 64 Zeichen. Stellen Sie sich Farbgrafik vor, bei der einem die Augen übergehen. Stellen Sie sich einen blitzschnellen Kassettenport mit 1.200 Baud vor. Stellen Sie sich ein beispielloses I/O-System vor, das vollständig zum Altair-100- und zum Zaltair-150-Bus kompatibel ist. Stellen Sie sich ein exquisit gestaltetes Gehäuse vor, das zur Einrichtung jedes Wohnzimmers passt. Stellen Sie sich vor, welchen Spaß Ihnen das macht. Stellen Sie sich den Zaltair vor, jetzt erhältlich bei MITS, dem Unternehmen, in dem die Microcomputer-Technologie geboren wurde.“
    Wozniak beschrieb die Software namens BAZIC: „Ein Computer ohne Software ist wie ein Rennwagen ohne Räder, ein Plattenspieler ohne Schallplatten oder ein Banjo ohne Saiten. Das Beste überhaupt an BAZIC ist die Möglichkeit, seine eigene Sprache zu definieren … eine Funktion, die wir als ‚perZonality‘ TM bezeichnen.“ Und es gab ein hymnisches Porträt der Hardware: „Wir haben dieses Baby wirklich durchdacht, bevor wir es gebaut haben. Zwei Jahre engagierte Forschung und Entwicklung bei dem Microcomputer-Unternehmen Nummer EINS mussten sich auszahlen, und das tun sie auch. Der Traum jedes Computer-Ingenieurs, die gesamte Elektronik auf einer einzigen PC-Karte, sogar das Motherboard mit 18 Slots. Und was für ein Motherboard!“
    Da sich das Firmenlogo auf dem Ulk befand und da ein Kupon potenziellen Kunden Tauschrabatte auf ihre Altairs versprach, war das MITS-Management „not amused“. Eilig stempelte es BETRUG und UNECHT auf alle Broschüren, die es finden konnte. Schließlich wurde Wozniak doch nervös und da er befürchtete, dass Tausende von Computern an MITS zurückgehen könnten, schafften er und seine Komplizen trotz der 400 Dollar, die er in das Bubenstück gesteckt hatte, die Kartons mit der gefälschten Werbung durchs Treppenhaus nach unten.
    Jobs nahm eines der Werbeblätter zur Hand und studierte die Details des überraschend aufgetauchten neuen

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