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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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sorgten dafür, dass die Chips mit einem Zahlungsziel von 45 Tagen und die Tastaturen mit einem Zahlungsziel von 60 Tagen gekauft wurden. Und dabei versuchten sie, das Geld von ihren Kunden bei allen Käufen innerhalb von 30 Tagen einzutreiben. Martin achtete sehr genau darauf: „Mein Job war es, das Geld von den Kunden einzutreiben, bevor wir die Lieferanten bezahlten. Wir hielten unsere Kunden an der sehr kurzen Leine.“ Martin, der einmal in einer Spedition gearbeitet hatte, die bankrottgegangen war, nachdem sich ihre Kundenforderungen von Fakten in Fiktionen verwandelt hatten, neigte außerdem dazu, eher konservativ vorzugehen. Sein natürlicher Impuls und sein Bedürfnis, Apple das Gütesiegel der Solidität zu verschaffen, ließen ihn Wirtschaftsprüfer einer der größten Wirtschaftsprüfungsfirmen des Landes beauftragen. Arthur Young bot ebenso wie andere Wirtschaftsprüfungsfirmen im Silicon Valley für das erste Jahr einen Rabatt an. Außerdem nutzten Apple und seine Buchhalter Vater Staat vollständig aus. Dank der Entscheidung, dass Apples erstes Geschäftsjahr am 30. September 1977 endete, bekamen sie im Endeffekt vom Staat ein zinsloses Darlehen über 15 Monate für die Steuern, die Apple für das letzte Quartal des Kalenderjahres schuldete, das in der Konsumartikelbranche immer das umsatzstärkste Quartal war.
    Wigginton schaute Apples Präsident bei der Arbeit zu und kam zu dem Schluss: „Scott handelte nach dem Motto, lass uns Geld verdienen. Lass uns etwas raushauen.“ Scott scheute sich nicht, sich die Hände schmutzig zu machen. Fröhlich pfuschte er im Herstellungsbereich herum und half, Computer in die Lieferkartons zu packen. Häufig fuhr er die verpackten Computer mit seinem Auto zum nächsten UPS-Büro. Wenn Kassetten vervielfältigt werden mussten, bediente Scott die Tapedecks. Immer wenn die Produktion die Bestellungen überstieg, stapelte er die Platinen hinter Markkulas Schreibtisch auf, um ihm seine Position klarzumachen.
    Als klar wurde, das Jobs’ Plan, den Computer mit einer vernünftigen Gebrauchsanleitung auszuliefern, zu einer langen Verzögerung führen würde, begann Scott, selbst eine zusammenzustellen. Er war schon immer dafür gewesen, nackte Datenblätter zu verteilen, und darum enthielt Apples erste Bedienungsanleitung nur Code-Listen und Anweisungen, wie man den Computer verkabelt. Sie wurde in einem Kopierladen in einem örtlichen Einkaufszentrum kopiert. Dann wurden die Anweisungen in Schnellhefter gesteckt, die im Schreibwarenladen McWhirter’s in Cupertino gekauft worden waren, und schließlich zu den Computern gepackt. Ein paar Monate später schusterte Scott eine etwas ausgefeiltere Bedienungsanleitung zusammen und Sherry Livingston tippte sie ab. Wozniak erinnert sich: „Wir beschlossen, möglichst viel hineinzunehmen, weil wir nicht viel hatten.“ Apple-Anhänger, die in keiner der beiden Anleitungen Antworten fanden und die nachfragten, bekamen einen dicken Stapel Routinen und Listen geschickt, die man „The Wozpack“ nannte. Wozniak bestand nämlich darauf, dass die gleiche Art von Informationen, die ihm zugeschickt worden waren, als er Mikrocomputer unter die Lupe nahm, auch den Apple-Besitzern zur Verfügung stehen sollten. Wie hektisch man auf den Liefertermin hingearbeitet hatte, geht aus der undurchsichtigen Erklärung hervor, die zu einem Star-Trek-Demonstrationsprogramm geliefert wurde. Sie bestand nur aus einer Befehlszeile: cOO. FFR. LOAD. RUN.

    Im Laufe des Jahres 1977 entwickelte sich nach und nach ein Gemeinschaftsgefühl. Dabei fungierte sicher auch die Angst als starker sozialer Klebstoff, denn fünf Monate nach der offiziellen Einführung des Apple II ging das Unternehmen beinahe zugrunde. Der Zulieferer, der für die West Coast Computer Faire mangelhafte Gehäuse geliefert hatte, tat dies weiterhin. Zum Teil lag der Fehler in Jobs’ Entscheidung, das Verfahren mit der weicheren Einrüstung zu wählen, aber hauptsächlich wurde das Problem von den Männern verursacht, die die Gehäuse herstellten und die, in Holts bitteren Worten, „ein Haufen Klempner“ waren. Die Deckel hingen weiterhin durch und der Deckel des einen Gehäuses passte nicht auf das nächste. Außerdem hielt die Farbe nicht.
    Im September 1977 ging die Hauptausrüstung kaputt und so langsam wurden Kunden, die etwas bestellt hatten, ungeduldig. Apple war nur ein paar Zoll davon entfernt, sich den Ruf zu erwerben, es könne seinen Verpflichtungen nicht nachkommen. Die

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