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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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Erfahrung wertvoller als angeborene Schläue, während Jobs überzeugt war, man könne die meisten Probleme durch die richtige Anwendung von Intelligenz lösen. Scott bewunderte Jobs’ Optimismus, seinen Überschwang und seine Energie, und nach und nach lernte er sein Stilempfinden zu schätzen. Aber er kam auch zu dem Schluss: „Jobs ist nicht in der Lage, irgendetwas zu leiten. Er weiß nicht, wie man Menschen führt. Wenn man etwas angefangen hat, macht er eine Menge Wellen. Er schwirrt gern wie ein Kolibri mit 180 Sachen herum. Man muss ihn zur Ruhe zwingen.“ Scott bremste Jobs bei jeder Gelegenheit, und schon eine der ersten mechanischen Routinerbeiten löste einen Zusammenstoß aus: Scott verteilte offizielle Mitarbeiternummern und dazu laminierte Plastik-Sicherheitsschildchen. Da nach Scotts Meinung der Computer zur Geburt des Unternehmens geführt hatte, teilte er Wozniak die Nummer eins zu, Jobs Nummer zwei, Markkula Nummer drei, Fernandez Nummer vier, Holt Nummer fünf, Wigginton Nummer sechs, sich selbst Nummer sieben und Espinosa Nummer acht. Alle außer Jobs waren mit dieser Reihenfolge zufrieden. „Bin ich Nummer eins?“, fragte er Scott.
    „Nein. Woz ist Nummer eins. Du bist Nummer zwei.“
    „Ich will Nummer eins sein“, beharrte Jobs. „Kann ich auch Nummer null sein? Woz kann Nummer eins sein. Ich will Nummer null sein.“ Nummer null und Nummer sieben fanden auch im täglichen Lauf der Dinge vieles, über das sie unterschiedlicher Meinung sein konnten. Wigginton schaute vom Spielfeldrand zu: „Jobs hatte konkrete Vorstellungen, wie die Dinge gemacht werden sollten, und Scott kannte die richtige Art, die zufällig nicht die von Jobs war, und so kam es unweigerlich zum Streit.“ Sie waren verschiedener Meinung, wie Materialien von einem Bereich zum anderen gebracht werden sollten, wie die Schreibtische aufgestellt werden sollten und in welcher Farbe die Labortische bestellt werden sollten. Jobs wollte Weiß, weil er meinte, das sei für die Techniker und Ingenieure besser. Scott wollte Grau, weil er wusste, dass graue Tische billiger und leichter zu bekommen waren. Der Buchhalter Gary Martin beobachte kurz nach seinem Eintritt bei Apple einen weiteren Konflikt: „Sie stritten sich darum, wer bestimmte Bestellungen unterzeichnen sollte. Jobs sagte: ‚Ich war eher da als du. Also unterzeichne ich sie.‘ Darauf sagte Scotty: ‚Die muss ich unterzeichnen‘, und er drohte mit Kündigung.“
    In den stilleren Momenten nach Scotts Ankunft kümmerte sich Jobs um den Einkauf und um ein paar Einbauten, und er drängte weiterhin auf Qualität. Jobs explodierte, als ein IBM-Vertreter eine Selectric-Schreibmaschine in Blau statt der neutralen Farbe lieferte, die er angegeben hatte. Als die Telefongesellschaft nicht die elfenbeinfarbenen Telefone installierte, die Jobs bestellt hatte, beschwerte er sich so lange, bis sie ausgetauscht wurden. Wenn Jobs Lieferfristen und Zahlungsbedingungen aushandelte, erniedrigte er die Lieferanten oft. Gary Martin beobachtete das: „Er war richtig eklig zu denen. Er musste den niedrigsten Preis bekommen, den sie bieten konnten. Er rief sie an und sagte: ‚Das reicht nicht, da müssen Sie noch mal den Stift spitzen.‘ Wir fragten uns alle: ‚Wie kann man einen anderen Menschen so behandeln? ‘“

    Ansonsten bildete sich ein natürlicher Graben zwischen den älteren Ingenieuren, die Erfahrung mit den Bauchschmerzen der Herstellung hatten, und den jüngeren, die unbedingt einen Prototyp zum Laufen bringen wollten und die langweiligeren Abstimmungs- und Feinarbeiten gern anderen überließen. Ein Programmierer erinnert sich: „Man hatte überhaupt keine Angst. Jeder durfte jeden als Arschloch bezeichnen. Man ging nicht davon aus, dass wir die Sache richtig machten. Wir mussten erst beweisen, dass wir die Sache richtig machten. “ Wozniak hatte noch nie in dem Ruf gestanden, dass er etwas bis ins kleinste Detail fertig machte. Für ihn und einige seiner jüngeren Komplizen war der Unterschied zwischen einem Prototypen, aus dem Kabel heraushingen und Drähte herausstanden, und einem fertigen Gerät eher eine akademische Frage. Sie argumentierten, jeder, der etwas draufhat, könne selbstverständlich einen etwas schlampig gefertigten Computer reparieren.
    Holt war hingegen eher wie eine Glucke, und er pickte und kratzte so lange, bis er überzeugt war, dass alles funktionierte und bis er wusste, was die Herstellung kosten würde. Er bestand bei allem darauf,

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