Apple - Die Geburt eines Kults
dass es „die Anforderungen erfüllt“. Mit Jobs ging er zu Atari, um ein paar Modulatoren aufzutreiben. Das waren kleine Geräte, mit denen man einen Computer an einen Fernseher anschließen konnte. Holt schloss ein Oszilloskop an den Computer an, um die Signale zu prüfen, die von dem Mikroprozessor zu den Speicherchips und zu dem Kassettenrekorder flossen. Er hatte darauf bestanden – nachdem sich Wozniak eine neue Methode ausgedacht hatte –, dass dieser den Entwurf erklärte, demonstrierte und Pläne davon zeichnete. Holt dazu: „Ich traute Wozniaks Urteilsvermögen nur selten.“ Und er fand auch den Weg zu Wozniaks Herz: „Der einzig echte Trick, wie man Woz dazu brachte, an etwas zu arbeiten, bestand darin, sein Publikum zu werden oder ihm ein Publikum zu beschaffen.“
Indessen hatten Markkula und Scott ihrerseits Druck auf die Ingenieure und Programmierer ausgeübt. Als es die jungen Ingenieure interessanter fanden, kurze Demonstrationsprogramme zusammenzubasteln, die die Leistungsfähigkeit des Computers vorführten, bestand Markkula darauf, dass sie anfingen, an Programmen zu arbeiten, die die Menschen auch benutzen konnten. Um das Ausmaß seiner Besorgnis zu demonstrieren, übernahm Markkula einen großen Teil der mühseligen Arbeit an einem Programm, mit dem die Menschen ihre Scheckbücher ausgleichen konnten, selbst. Außerdem führte er einen ruhigeren Stil ein. Als Wozniak ein Punktesystem für Breakout programmierte und als Kommentar für niedrige Punktzahlen BULLSHIT einbauen wollte, überzeugte ihn Markkula davon, dass da etwas Kultivierteres angebracht wäre. Als die ersten Computer lieferfertig waren, zwang Scott die jungen Leute dazu, eine Kurzversion von BASIC zusammenzubasteln, damit Apple seine Geräte zusammen mit einer Programmiersprache ausliefern konnte.
Genauso unsentimental waren Scotts Vorstellungen hinsichtlich der Produktion und der Finanzierung. Er hatte eine starke Abneigung gegen automatisierte Fertigung und teure Prüfgeräte. Außerdem war er dazu entschlossen, dass Außenstehende für Apples Wachstum mitbezahlen sollten und dass sie die unangenehmen Schwankungen des Geschäftsgangs auffangen sollten. Seine Ideen für das Wachstum des Unternehmens entsprachen Wozniaks Ideen für Computerchips. Beide redeten von Produktivität. Scott wollte ein Unternehmen entwerfen, dass mit möglichst wenig Mitarbeitern möglichst viel Arbeit bewältigte. „Unsere Aufgaben“, so Scott, „waren Design, Schulung und Marketing. Ich fand, Apple sollte so wenig Arbeit wie möglich haben und alle anderen schneller wachsen lassen. Sollen doch die Zulieferer die Probleme haben.“ Scott engagierte sich unermüdlich dafür, alles von außenstehenden Herstellern machen zu lassen, was Apple nicht billiger produzieren konnte. Er fand auch, ein schnell wachsendes Unternehmen habe keine Zeit, die elementaren Kompetenzen zu lernen, die für die Produktion zuverlässiger Komponenten nötig sind. Beispielsweise war es leichter, die Qualitätsprüfung von Platinen, die von Fremdzulieferern bestückt worden waren, aufzustocken, als die Zahl der Beschäftigten zu erhöhen und alle Verfahren beherrschen zu lernen, die für die Herstellung tauglicher Platinen notwendig sind.
Deshalb griff Scott bei der Bestückung teilweise auf Hildy Licht zurück, eine Mutter aus Los Altos, die mit einem von Wozniaks Bekannten aus dem Homebrew Club verheiratet war. Licht betrieb eine Heimarbeitsfirma. Die Teile wurden zu ihr nach Hause geliefert, sie verteilte sie an handverlesene Monteure und Monteurinnen in der Nachbarschaft, prüfte die fertige Arbeit und brachte sie im Kofferraum ihres braunen Plymouth-Kombis zu Apple. Sie war flexibel, konnte Änderungen an den Platinen vornehmen und bot einen Overnight-Service an. Außerdem nahm Scott die Dienste eines größeren Unternehmens in Anspruch, das sich auf die Montage höherer Platinen-Stückzahlen spezialisiert hatte. Beide Dienste waren dafür gedacht, kleine Unternehmen von zeitraubenden Routinearbeiten zu entlasten.
Außerdem behielt Scott die Kasse von Apple scharf im Auge. Er vereinbarte mit der Bank of America die Abwicklung der Lohnbuchhaltung, damit Apple von den lästigen Aufgaben entlastet war, die Lohnsteuer einzubehalten, die Sozialversicherungsabgaben abzuziehen und Gehaltsschecks auszustellen. Zusammen mit seiner rechten Hand in Steuerfragen, Gary Martin, überwachte Scott die teuersten Komponenten, zum Beispiel die 16-kB-Speicherchips. Die beiden
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