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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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entfernt, und Apples neue Nachbarn waren eine Baumschule und ein paar Fachwerkhäuser. Als die rund 90 Mitarbeiter durch ihr leeres neues Firmengebäude gingen, waren die meisten überzeugt, dass es vielleicht nicht gerade lebenslang, aber auf jeden Fall ein paar Jahre lang reichen würde.
    Innerhalb von drei Monaten kamen die Umzugskartons an, und wieder requirierte Apple ein paar Gebäude mehr. Der zweite Umzug wurde derart hastig durchgeführt, dass Umbauten im Inneren ohne Baugenehmigung stattfanden und dass Ausrüstung übers Wochenende aus Lastwagen entladen wurde, die diskret an Hintereingängen parkten. Umzugskartons, andere Büros, eine neue Umgebung und unvertraute Kollegen wurden zu einer verwirrenden Lebensweise.
    Im Laufe von etwa zwei Jahren kam eine Schar qualifizierter Mitarbeiter. Neuankömmlingen, die an die Stützen und Streben von Großunternehmen gewöhnt waren, waren die Turbulenzen eines Startup-Unternehmens völlig fremd. Von den Dienstleistungen, die sich die meisten Unternehmen zur Erleichterung des Lebens ausdenken, gab es nur wenige. Wenn ein Abfluss oder eine Toilette verstopft war, gab es keine Wartungsabteilung, die man anrufen konnte. Wenn ein Telefon kaputt ging, kam kein Kommunikationsbeauftragter mit Bohrhalterung am Gürtel angetrabt. Wenn jemand eine lange Geschäftsreise machen musste, gab es keine Reiseabteilung, die sich um die Organisation kümmerte. Juristische Angelegenheiten wurden von einer externen Anwaltskanzlei erledigt. Personalprobleme wurden im laufenden Betrieb bewältigt und Gehaltserhöhungen wurden nach Gutdünken gewährt. Es gab wenig Zeit, sich zu entspannen, und jeglicher Anschein von lockerem Auftreten war eine Illusion. Vor allen Dingen herrschte unbarmherziger Druck.
    Jean Richardson, die bei Apple als Sekretärin angefangen hatte und dann Werbeleiterin wurde, erinnert sich: „Ein paar Jahre lang war der Rhythmus fürchterlich. Wir arbeiteten zwölf Stunden am Tag und an den Wochenenden. Ich wusste, wenn ich an einer Zapfstelle einen Schluck Wasser trinken würde, dann würde ich etwas verpassen und eine Frist versäumen. Das war fast unmenschlich. Ich war im Burnout-Stadium. “ Als die Profis kamen, stand Apple vor dem Problem, das Alte und das Neue miteinander zu versöhnen, die Bestürzung und den Unmut zu bewältigen, die durch ihre Ankunft entstanden, und die Gewohnheiten und Einflüsse zu verarbeiten, die sie mitbrachten.
    Für ein Unternehmen, das so schnell wuchs wie Apple, war die Einstellung neuer Mitarbeiter die wichtigste Aufgabe. Auf lange Sicht stellte sie alles andere in den Schatten. Menschen, die an dem einen Tag eingestellt wurden, stellten häufig bereits nach Tagen oder Wochen ihrerseits weitere Menschen ein, sodass sich anfängliche Fehlurteile verstärken und ernste Konsequenzen nach sich ziehen konnten. Die verhältnismäßig unbedarften Leiter eines Kleinunternehmens ließen sich von dem Renommee anderer Unternehmen, dem Umfang eines Lebenslaufs, einer Reihe höherer Bildungsabschlüsse und dem Klang einer Reputation leicht einschüchtern. Sie bemühten sich bewusst, Menschen einzustellen, die für die anstehende Aufgabe überqualifiziert waren, dafür aber auch in der Lage sein würden, größeren Ansprüchen zu genügen, wenn die Zahl der Aufträge zunahm.
    Apple wilderte ebenso wie andere Unternehmen vor ihm bei etablierten Firmen. Jeder größere Raubzug rief Freudenschreie hervor. Markkula konnte nicht verbergen, wie erfreut er war, wenn er jemanden von Intel hergelockt hatte. Scott war genauso glücklich, wenn er National Semiconductor eine Person abluchste, und Jobs interpretierte eine Kündigung bei Hewlett-Packard sozusagen als göttliche Zustimmung. Wenn der Präsident eines anderen Unternehmens anrief und sich darüber beschwerte, dass ihm Apple seine Leute stibitzte, kicherten sie noch mehr.
    Die Bewerbungsgespräche für gehobene Positionen führten normalerweise Markkula, Scott und Jobs. Schon die sichtbaren Unterschiede innerhalb dieses Trios ließen in den Köpfen mancher Menschen, die sich mit dem Gedanken trugen, zu Apple zu gehen, die Alarmglocken schrillen. Wenn Jobs bei einem Bewerbungsgespräch unbedingt seine schmutzigen Füße auf den Tisch legen musste oder wenn er bei Bewerbungsgesprächen im Rahmen eines Mittagessens den Teller zurückgehen ließ und der Kellnerin mitteilte, das Essen sei „Müll“, machte er nicht unbedingt den besten Eindruck. Jobs ließ sich zwar gern von einem guten Ruf

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