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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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Geräte von Commodore und Radio Shack in Benutzung waren, bekam er schließlich den Apple von Personal Software. Bricklin schrieb einen Prototyp des Programms für einen Apple mit 24 kB Arbeitsspeicher, und Fylstra bemerkt dazu: „Wir fanden alle, er könnte genauso gut auf der Maschine weitermachen, auf der er angefangen hatte.“ Visicalc – der Name setzt sich aus visible calculator zusammen – wurde im Januar 1979 vor Markkula und Vertretern von Atari demonstriert, und Fylstra erinnert sich: „Er interpretierte das als Scheckbuch-Programm. Ich glaube, weder Markkula noch die anderen ahnten, was daraus werden konnte, aber sie ermutigten mich.“ Der Elektronikanalyst Ben Rosen jedoch, den die Leistungsfähigkeit und die Schnelligkeit von Visicalc – sowie die Tatsache, dass es dem Nutzer mehr Kontrolle über den Computer gab – beeindruckten, war mehr davon angetan und berichtete den Lesern seines Newsletters: „Wer weiß? Visicalc könnte eines Tages der Software-Schwanz werden, der mit dem Personal-Computer-Hund wedelt (und ihn verkauft).“
    Visicalc wedelte tatsächlich. Und da es nach seiner offiziellen Vorstellung im Oktober 1979 zwölf Monate lang 100 Dollar kostete und nur für Apple verfügbar war, wedelte es für Apple kräftiger als für alle anderen Hersteller. Visicalc half Apple, in kleine und große Unternehmen vorzudringen. Es war eine elektronische Tabellenkalkulation, die berechnen konnte, wie sich die Änderung einer Zahl auf die restliche Tabelle auswirkte. Es bot die Präzision eines guten Kontenführers, die Cleverness eines klugen Finanzplaners und die Gründlichkeit eines zuverlässigen Buchhalters. Außerdem lieferte es Apple einen weiteren überzeugenden Grund, sich noch weiter vom heimatlichen Markt zu entfernen. Fylstra ging zu Händlerschulungen mit und demonstrierte Visicalc auf einem Breitwandfernseher. Die geschäftlichen Nutzer ließen sich davon überzeugen. Fritz Maytag, der Präsident der Anchor Brewing Company aus San Francisco, war ekstatisch: „Ich traue Visicalc mehr als meinen eigenen Finanzabschlüssen. Das ist einfach ein Wunder.“ Michael Scott schätzte, dass von den 130.000 Computern, die Apple vor September 1980 verkaufte, 25.000 aufgrund der Fähigkeiten von Visicalc verkauft wurden.
    „Ihr müsst auf die Kacke hauen.“
    – ANTHONY MORRIS
    Frühe Frühstücksbesprechungen waren für fast alle Apple-Mitarbeiter Pflicht. Und so goss die Kellnerin des Good Earth Restaurant eines Morgens exakt um 7.30 Uhr Kaffee in große braune Becher. Die Dekoration des Restaurants strafte seinen Namen Lügen. Die Speisekarten waren aus Plastik, die Sitzbänke aus Kunstleder, die Tische furniert und die üppigen Korbsessel stammten dem Hörensagen nach aus Thailand. Die einzige Spur der „guten Erde“ war ein Zimtduft, der aus der Tapete zu kommen schien.
    Ein Apple-Händler aus Manhattan namens Anthony Morris frühstückte mit dem Mac-Marketing-Manager Michael Murray. Morris trug einen blauen Nadelstreifenanzug, ein gestärktes weißes Buttondown-Hemd und eine Seidenkrawatte. Als die Kellnerin verschwand, stieß er einen frühmorgendlichen Seufzer aus. „So früh am Morgen schon ein Dekolleté. Cupertino wird dekadent.“ Morris hatte einen MBA von Stanford, galt als einer der besseren Apple-Händler und gehörte zu den 200, die zu einer Lisa-Vorpremiere geladen waren. Morris plauderte über das Branchengerücht, dass eine andere Computerfirma die FCC-Vorschriften zur Einführung neuer Produkte dadurch umgehen wollte, dass sie zwar ein völlig neues Diskettenlaufwerk einführte, ihm aber einen Namen aus einer bereits existierenden Baureihe gab. „Die Vertriebsfrau hat in der ganzen Stadt damit angegeben. Aber sie hat sich letztes Jahr freigenommen, um ihren Master in Kunst und Tanz abzuschließen, und das lässt ja tief blicken.“
    Morris, der bislang nur Apples verkaufte, sagte, er stehe im Begriff, auch Computer von IBM und DEC zu führen. „Wenn wir nur Apples verkaufen würden, könnten wir nicht überleben“, erklärte er, „und deshalb fallen wir vom Glauben ab, oder manche würden sagen, wir führen solide Geschäftspraktiken ein.“ Er machte eine Pause. „Apple muss sich langsam Gedanken um die Geschäftskunden machen. Diese Kerle sind anspruchsvoll.“
    Murray hob die Augen von seinem Frühstücksteller und fragte: „Was müssten wir tun, damit Sie IBM streichen?“
    „Das werde ich wahrscheinlich nicht tun. Zunächst einmal ist der Apple III

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