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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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wusste, dass seine Freunde von ihm erwarteten, dass er sein Vermögen sinnvoll verwenden würde. Er war – Mitte Zwanzig – zu einer digitalen Version von Scott Fitzgeralds Monroe Stahr geworden.

    Wozniak schien entschlossen zu sein, den Rat von Samuel Johnson zu befolgen, es sei besser, reich zu leben als reich zu sterben. Er ging mit seinem Vermögen stets lauter, protziger und lockerer um. Als Student und als Ingenieur hatte er seine Finanzangelegenheiten immer aufs Geratewohl geregelt, und als er reich wurde, änderte sich daran nichts. Er konnte nie Belege sammeln, holte sich monatelang keine Finanzberatung und gab seine Steuererklärung gewohnheitsmäßig zu spät ab. Wozniak wurde ein zugänglicher Teddybär und ein Softie. Wenn ihn Freunde, Bekannte oder Fremde um ein Darlehen baten, stellte er oft auf der Stelle einen Scheck aus.
    Im Gegensatz zu Jobs, der seine Gründeraktien sorgfältig hütete, verteilte Wozniak einige von seinen. Er gab seinen Eltern, seiner Schwester und seinem Bruder Aktien im Wert von vier Millionen Dollar und Freunden welche im Wert von zwei Millionen. Er investierte in einige Start-up-Unternehmen, kaufte einen Porsche und befestigte die Nummernschilder APPLE II an dem Auto. Sein Vater fand im Auto seines Sohnes verstreut nicht eingelöste Schecks im Wert von 250.000 Dollar und sagte über ihn: „Jemand wie er sollte nicht so viel Geld haben.“ Nachdem sich Wozniak schließlich dazu durchgerungen hatte, sich in Finanzfragen beraten zu lassen, verkündete er bei Apple eines Tages: „Mein Anwalt hat gesagt, ich soll diversifizieren, und deshalb habe ich mir gerade ein Kino gekauft.“ Aber selbst das erwies sich als kompliziertes Unterfangen. Das Kino, das in einem Latinoviertel im Osten von San Jose lag, löste heftige Proteste seitens der Gemeinde aus, nachdem es den Gang-Film The Warriors gezeigt hatte. Wozniak ging zu einigen Gemeindeversammlungen, hörte sich die Sorgen der Kommunalpolitiker an, versprach, dass sein Kino weder gewalttätige noch pornografische Filme zeigen würde, und gemeinsam mit Wigginton verbrachte er einige Nachmittage in dem leeren, dunklen Kino, um Filme zu prüfen und Zensor zu spielen.
    Ein paar Monate vor dem Börsengang von Apple hatte Wozniak angefangen, zu fliegen. Er kaufte sich eine einmotorige Beachcraft Bonanza und setzte acht Wochen vor dem Börsengang beinahe die zweite Hälfte von Samuel Johnsons Spruch um. Zusammen mit Candi Clark, der Tochter eines kalifornischen Bauunternehmers, die er bei einer Wasserpistolenschlacht bei Apple kennengelernt hatte und die im Begriff stand, seine zweite Frau zu werden, brach Wozniak zu einem Wochenendausflug im Flugzeug auf. In Begleitung eines anderen Pärchens wollten sie nach Südkalifornien fliegen, um Wozniaks Eheringe abzuholen. Vor dem Abflug auf dem Flughafen von Scotts Valley in den Santa Cruz Mountains war Wozniak nervös. Er klagte über Störungen im Kopfhörer, und seine Gefährten waren ebenso beunruhigt. Ihr ungutes Gefühl war begründet. Als das Flugzeug von der Startbahn abgehoben hatte, stieg es gut 15 Meter in die Luft, setzte wieder auf, hüpfte mehrmals, bäumte sich steil auf, knatterte durch zwei Stacheldrahtzäune, torkelte eine Böschung hinauf und stoppte rund 80 Meter vor einer Rollschuhbahn, auf der es vor Teenagern wimmelte, mit der Nase auf dem Boden. Ein Börsenmakler aus San Francisco, der an den Schauplatz kam, schaltete die Zündung des Flugzeugs aus und fand Wozniak zusammengesunken im Schoß seiner Verlobten.
    Eine Untersuchung des National Transportation Safety Board ergab keine Hinweise auf technisches Versagen. Indes wurden die vier Opfer ärztlich untersucht. Wozniak hatte sich die Oberlippe durchgebissen, einen Zahn ausgeschlagen, die rechte Augenhöhle gebrochen, er sah doppelt und litt unter Gedächtnisverlust. Bei seiner Verlobten mussten Schnitte im Gesicht durch eine kosmetische Operation retuschiert werden. Wozniaks Unfall sorgte für dramatische Schlagzeilen in den Lokalzeitungen: „Computermanager in Flugzeugunglück verwickelt“, „Apple-Manager außer Lebensgefahr“. Für die Tage nach dem Unfall mietete Jobs eine Limousine, die Wozniaks Eltern zum Krankenhaus El Camino und zurück fuhr. Dort wurde Wozniak in seinem Bett rasend, er verweigerte die Nahrungsaufnahme und sagte, der Staat wolle das Krankenhaus in die Luft sprengen und ihm sein ganzes Geld abnehmen. Seine Ärzte waren sich zwar uneinig, aber sieben Tage nach dem Unfall wurde Wozniak

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