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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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hatte. Robert Noyce, der Vizevorsitzende von Intel, Miterfinder des integrierten Schaltkreises und Ehemann der Personalchefin von Apple, war bei der kleinen Feier auch dabei. Jef Raskin betrachtete die anderen Gäste und stellte fest: „Alle Anwesenden waren Millionäre. Es war nicht zu verkennen, dass sich die Welt verwandelt hatte. Ich hatte so etwas noch nie erlebt.“

    Es war nur natürlich, überwältigt zu sein, weil es so wenige Präzedenzfälle gab. Man hätte das Buchvermögen einiger Personen Ende Dezember 1980 in Uran ätzen sollen. Jobs 15-prozentige Beteiligung an dem Unternehmen war 256,4 Millionen Dollar wert, Markkulas 239 Millionen, Wozniaks 135,6 Millionen und Scotts 95,5 Millionen Dollar. Der Teledyne-Chef Henry Singleton hatte eine 2,4-prozentige Beteiligung an Apple, die 40,8 Millionen Dollar wert war. Auch die Anlagen der Wagniskapitalgeber waren ganz langsam gestiegen. Die anfänglichen 300.000 Dollar von Venrock und die beiden späteren Investments waren auf 129,3 Millionen Dollar angewachsen und Arthur Rocks Anteil von 57.600 Dollar hatte sich in 21,8 Millionen Dollar verwandelt.
    Rod Holt stellte indes fest, dass er auf 67 Millionen Dollar saß, Gene Carter auf 23,1 Millionen und John Couch, der Leiter der Lisa-Abteilung, auf 13,6 Millionen Dollar. Thomas Whitney, der Leiter der Ingenieursabteilung, der sich höflich ausgedrückt „zwei Wochen Urlaub genommen hatte“ und den Markkula untypischerweise im Privaten als „Burnout-Fall“ abtat, stellte fest, dass sich seine 26 Monate bei Apple in einen Aktienberg verwandelt hatten, der 48,9 Millionen Dollar wert war. Wozniaks erste Frau Alice Robertson entdeckte, dass ihr Anteil an der Trennungsabfindung 42,4 Millionen Dollar wert war, aber trotzdem beschwerte sie sich später, sie sei über den Tisch gezogen worden.
    Es gab nach dem Börsengang noch weitere Komplikationen. Einige Führungskräfte, deren Namen und Aktienbeteiligungen in dem offiziellen Prospekt und in Zeitungsberichten enthüllt worden waren, begannen sich Sorgen zu machen. Sie bauten zusätzliche Zäune um ihre Häuser, kauften sich schnellere Autos, installierten ausgeklügelte Sicherheitssysteme und spöttelten über die Möglichkeit, dass jemand versuchen könnte, ihre Kinder zu entführen. Leslie Wozniak, die von ihrem Bruder einige Aktien bekommen hatte, gab ihre Arbeit als Druckergesellin auf und war überwältigt. „Es fiel mir schwer zu entscheiden, was ich mit meinem Leben anfangen sollte. Jeder Lottogewinner sollte ein Jahr lang eine kostenlose Therapie bekommen.“
    Die Apple-Mitarbeiter merkten, dass sie aufgrund gesetzlicher Beschränkungen ihre Aktien nicht so schnell verkaufen durften, wie sie gehofft hatten. Andere warteten, bis sie ihre dreijährigen Optionen flüssig machen konnten, und setzten sich dann zur Ruhe, während sich viele besorgt fragten, wann wohl der beste Zeitpunkt für einen Verkauf wäre. Nicht wenige flogen sogar an dem Tag, an dem die Steuererklärung 1980 fällig gewesen wäre, ins kanadische Vancouver, um eine Verlängerung der Abgabefrist zu erwirken. Der Programmierer Bill Atkinson beschwerte sich: „Manche Leute verbrachten die Hälfte ihrer Wachzeit damit, ihre Aktienbezugsrechte zu zählen. Wer seine Aktien irgendwann verkaufte, stellte fest, dass der Besitz als eine Frage der Loyalität betrachtet wurde. Als Jef Raskin seine Beteiligung verkaufte, bezichtigte ihn Jobs des Verrats. Raskin konterte: „Ich wollte nicht jeden Tag die Zeitung aufschlagen und nachsehen müssen, wie viel Geld ich habe.“ Dem Unternehmen Apple fiel es jetzt schwerer, Mitarbeiter anzuwerben, weil es sie nicht mehr so einfach reich machen konnte wie vor dem Börsengang. Diagramme, die jeden Schluckauf und jeden Ruck des Aktienkurses darstellten, wurden außen an die Bürozellen geheftet und wirkten sich spürbar auf die Arbeitsmoral aus. Wenn die Aktien fielen, verschwanden die Diagramme. Bruce Tognazzini gestand: „Ein Jahr lang war ich total daneben, weil meine Stimmung komplett an den Dow Jones gebunden war.“
    Bei Jobs, Wozniak und den anderen Hauptnutznießern des Wohlstands, den Apple geschaffen hatte, zeigte sich, dass die Vorzüge eher mechanischer als emotionaler Natur waren. Sie und andere lernten, dass Reichtum und die Aussicht auf Freizeit kein sofortiges Glück bedeuteten und dass sie in gewissem Maße alles durcheinanderbrachten. Jobs und Wozniak bekamen Dankesbriefe für das, was sie geschaffen hatten. Manchmal enthielten die

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