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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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Schallplatten von Little Richard kauften, damit er sich selbst beschäftigen konnte, ohne den ganzen Haushalt zu stören. Ein paar Kinder von der anderen Straßenseite drehten Super-Acht-Filme, und Jobs junior spielte, mit dem Regenmantel und dem Hut seines Vaters verkleidet, Detektiv. Der Fernseher der Familie war normalerweise auf „Dobie Gillis“, „I Love Lucy“, Groucho Marx und Johnny-Quest-Zeichentrickfilme eingestellt.
    Ebenso wie in Sunnyvale und Palo Alto gab es auch in Mountain View nicht wenige Elektroingenieure. Sie nahmen Ausschussteile von der Arbeit mit nach Hause, bastelten in der Garage herum, und wenn sie etwas Interessantes oder Neuartiges gebaut hatten, führten sie es normalerweise in der Einfahrt vor. Ein Ingenieur, der bei Hewlett-Packard arbeitete und ein paar Haustüren entfernt von der Familie Jobs wohnte, brachte aus seinem Labor ein Kohlemikrofon mit nach Hause, schloss es an eine Batterie und einen Lautsprecher an, und sofort verwandelte es sich in einen elektronischen Rattenfänger. Steven Jobs, der von seinem Vater ein paar Grundlagen der Elektronik aufgeschnappt hatte, war verblüfft von etwas, das anscheinend die Regeln verletzte, die er gelernt hatte: Das Kohlemikrofon hatte keinen Verstärker, und doch kamen Töne aus dem Lautsprecher. Er berichtete dies seinem Vater, der keine befriedigende Erklärung liefern konnte, und darum ging er zurück und löcherte den Experten von Hewlett-Packard. Schon bald wurde ihm das Untersuchungsobjekt vorgeführt und er wurde häufig zum Abendessen in das Haus des Ingenieurs eingeladen, wo er noch ein paar weitere Grundlagen der Elektronik lernte.
    Jobs senior fand Automobile viel interessanter als Elektronik. Als Teenager hatte er genug Geld zusammengekratzt, um sich ein Auto zu kaufen, und hatte sich in einen stetigen Doppelverdiener verwandelt – er kaufte, verkaufte und tauschte Autos. Er war stolz darauf, dass er 1957 aufgehört hatte, neue Autos zu kaufen, und sich danach nur noch auf seinen Instinkt und seine geschickten Hände verließ, um alte Modelle zu retten und zu restaurieren. Jobs konzentrierte sich intensiv auf die Reparatur eines bestimmten Modells, bis etwas anderes sein Interesse weckte. Er klebte Schnappschüsse seiner Lieblingsautos in ein Notizbuch oder in einen Bilderrahmen, und er verwies auf Feinheiten, die nur Sammler zu schätzen wussten: einen Sitz mit einem seltenen dekorativen Element oder spezielle Belüftungsdüsen.
    Nach der Arbeit schlüpfte er in einen Overall, schnappte sich seinen klinisch sauberen Werkzeugkasten und verschwand unter dem Auto der Woche. Er kannte die meisten Sachbearbeiter im örtlichen Kraftfahrzeugamt mit Vornamen, und samstagmorgens trieb er sich auf den Schrottplätzen an der Bayshore-Straße in Palo Alto herum, wo er in den Fundstücken herumstöberte. Oft nahm er seinen Sohn mit und ließ ihn bei den Verhandlungen und dem Feilschen am Schalter zuschauen: „Ich dachte mir, ich könnte ihm ein bisschen mechanisches Geschick beibringen, aber er hatte wirklich keine Lust, sich die Hände schmutzig zu machen. Für mechanische Dinge hatte er nie wirklich viel übrig.“ Steven sagte, er habe es interessanter gefunden, sich zu fragen, wem die Autos früher gehört hatten.

    Ein Nachbar in Mountain View überredete Paul Jobs dazu, auszuprobieren, ob er ein Händchen für Immobilien hatte. Er machte seinen Maklerschein, schlug sich etwa ein Jahr lang ganz gut, aber ihm gefielen die Hektik, die Anbiederei und die Unsicherheit nicht. Im zweiten Jahr verdiente er nicht viel Geld. Die Lage war so trostlos, dass er sein Haus refinanzieren musste, um die Familie durchzubringen. Damit sie auskamen, nahm Clara Jobs eine Teilzeitstelle in der Gehaltsabteilung von Varian Associates an, einer Firma, die Radaranlagen herstellte. Schließlich war Jobs von den Launen des Immobiliengeschäfts derart desillusioniert, dass er beschloss, in seinen Mechanikerberuf zurückzukehren. Als ihn endlich eine Mechanikerwerkstatt in San Carlos einstellte, musste er sich wieder von ganz unten hocharbeiten.
    Dieser Rückschlag entging Steven Jobs nicht. Die Familie fuhr nicht in Urlaub, die Möbel wurden repariert und es gab keinen Farbfernseher. Die meisten Annehmlichkeiten des Hauses baute Paul Jobs selbst. In der vierten Klasse fragte Stevens Lehrer die Schüler: „Gibt es im Universum etwas, das Ihr nicht versteht?“ Steven Jobs antwortete: „Ich verstehe nicht, wieso wir auf einmal so pleite sind.“ Die gleiche

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