Apple - Die Geburt eines Kults

Ich war hauptsächlich Einzelgänger. “ Einige Zeitgenossen von der Highschool, zum Beispiel Stephen Wozniaks kleiner Bruder Mark, fanden Jobs „echt seltsam“. Eine Weile spielte er in der Blaskapelle der Schule Trompete.
    Zusammen mit ein paar Freunden gründete er eine Gruppe namens Buck Fry Club, ein Name mit obszönem Unterton. Sie malten eine Klobrille golden an und mauerten sie auf einen Blumenkübelfest und sie hievten einen VW-Käfer auf das Dach der Schul-Cafeteria.
    Am Ende des Abschlussjahres organisierten Jobs, Wozniak und Baum einen Streich für die Abschlussklasse: Ein riesiges, in den Schulfarben Grün und Weiß gebatiktes Tuch, das an der Seite eines Gebäudes herabhing und eine riesige Hand zeigte, die eine altbekannte Geste vollführte. Die Hand hatte Baums Mutter gemalt, nachdem sie ihr erzählt hatten, es sei ein brasilianisches Glückszeichen. Am unteren Rand hatten die drei ihre kombinierten Initialen hingeschrieben! SWABJOB PRODUCTIONS. Kurz nachdem Jobs in das Büro des Direktors gerufen worden war, um eine Erklärung abzugeben, kam Paul Jobs dazu, um als Anwalt der Verteidigung aufzutreten.

    Steven Jobs wagte sich sowohl körperlich als auch geistig noch weiter vor. Sein erstes Auto – ein rotes Fiat-Coupé, das Paul Jobs klein, schrottig und unzuverlässig fand – erleichterte es ihm, aus Los Altos herauszukommen. Jobs merkte, dass er dank dieses Autos Freunde besuchen konnte. Anders als viele Schüler auf der High School – wo ein Jahr Altersunterschied ein Jahrzehnt zu sein scheint – ging Jobs freundschaftlich mit Leuten um, die mehrere Jahre älter waren als er. Ein paar davon studierten in Berkeley, während ein oder zwei andere in Stanford waren. Jobs gewöhnte es sich an, mit seinem eigenwilligen Auto durch San Francisco Bay nach Berkeley zu fahren, und es gefiel ihm, sich in der Cafeteria der Stanford University herumzutreiben. Diese Ausflüge in eine größere Welt verbreiterten seine Interessen. Er begann, mit Schlafentzug zu experimentieren, und blieb ein paar Mal mehrere Nächte hintereinander auf. Er fing an, Marihuana und Haschisch zu rauchen, gewöhnte sich das Pfeiferauchen an, und ließ die Drogen im Auto liegen, wo sie sein Vater zufällig fand.
    „Was ist das, was ich da in Deinem Auto gefunden habe?“, fragte Paul Jobs seinen Sohn. „Das ist Marihuana, Vater.“

    Im letzten Highschool-Jahr lernte Jobs seine erste richtige Freundin kennen. Das Objekt seiner Begierde, Nancy Rogers, war eine Klasse unter ihm, weil sie zwei Jahre in der zweiten Klasse verbracht hatte. Sie hatte lange, rehbraune Haare, grüne Augen, hohe Wangenknochen, einen Hang zum Künstlerischen und eine verführerische Zerbrechlichkeit. Rogers wohnte in einem Haus, das zwei Blocks von Homestead entfernt war. Ihre Mutter und ihr Vater, der Ingenieur in der Electronics Systems Division von GTE Sylvania war, fochten bittere Kämpfe aus. „Ich machte eine anstrengende Phase durch, weil meine Familie zerbrach. Steve war irgendwie verrückt. Deshalb fühlte ich mich zu ihm hingezogen.“ Ihr Vater meinte: „Nancy brauchte jemanden, an den sie sich anlehnen konnte, und Steve war nett zu ihr.“ Das Paar lernte sich kennen, als Rogers an einem Animationsfilm arbeitete, was die Schule nicht besonders gern sah. Um der Überwachung zu entgehen, wurde an dem Film vor allem nach Mitternacht in dem verschlossenen Schulgebäude gearbeitet. Ein paar Schüler, auch Jobs, kamen mit Lampen und Stereoanlagen vorbei. Wozniak, der diese Aktivitäten aus einiger Entfernung beobachtete, hegte wilde (und unbegründete) Spekulationen, sein jüngerer Freund sei in die Produktion von pornografischen Epen verwickelt.
    Jobs und Rogers wurden ein Highschool-Pärchen. Im letzten Highschool-Jahr von Jobs schwänzten sie oft die Schule und verbrachten die Nachmittage mit Weintrinken und Reden. Dieses Dasein war so idyllisch, wie es im vorstädtischen Santa Clara eben möglich war. Jobs warf seine erstes LSD mit Nancy in einem Weizenfeld ein. „Das war toll. Ich hatte viel Bach gehört. Auf einmal spielte das Weizenfeld Bach. Das war die bis dahin schönste Erfahrung meines Lebens. Ich kam mir vor wie der Dirigent, und Bach erklang aus dem Weizenfeld.“
    Als Jobs die Highschool abschloss, war er dünn und schmächtig. Die Kombination aus langen, dunklen Haaren und spärlichem Bartwuchs bewog seine Mutter dazu, nicht mehr als ein Abschlussfoto zu kaufen. Als er die Homestead hinter sich hatte, beschloss Jobs, den Sommer