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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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den meisten Wochenenden aus einem Kleinbus heraus betrieb, den er in den Hügeln nahe dem Lick-Observatorium geparkt hatte, kompensierte seine Schrullen. Jobs’ Urteil war gefällt. Jobs wusste das damals zwar nicht, aber General Telephone hatte an Drapers Telefon eine Schaltung angebracht, die ausgehende Anrufe aufnahm. Unter den Namen und Telefonnummern, die dann an das FBI übergeben wurden, waren auch die der Familie Jobs. Im Jahr 1972 wurde Draper wegen Telefonbetrug verurteilt, kam jedoch mit einer Geldstrafe von 1.000 Dollar und fünf Jahren auf Bewährung davon. Dieses Hobby erwies sich noch in anderer Hinsicht als gefährlich: Eines Abends, als sich Jobs darauf vorbereitete, auf einem Parkplatz vor einer Pizzeria in Sunnyvale eine Box zu verkaufen, starrte er plötzlich auf einen Kunden mit einer Pistole. „Es gibt 1.800 Dinge, die ich hätte tun können, aber bei jedem einzelnen bestand eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass er mir in den Bauch schießen würde.“ Jobs händigte die Blue Box aus.
    Eine Weile betrieb Wozniak das Geschäft allein. Er entdeckte andere Tricks, zum Beispiel wie man kostenlos von den Telefonen aus telefoniert, die Hotels und Autovermittlungen an Flughäfen betreiben. Bei einer Gelegenheit zapfte er auch das Telefon der Hausmeisterin in Berkeley an und belauschte Gespräche mit dem FBI-Büro von San Francisco. Etwa ein Jahr, bevor ihr Interesse ganz nachließ und die Telefongesellschaft anfing, ihre Vermittlungsstellen zu modernisieren, tauschten Jobs und Wozniak die Rollen. Ersterer hielt Abstand, während Wozniak im Haus seiner Eltern Bestellungen aufnahm und das Geschäft nebenbei weiterführte. Trotzdem teilte er die ungefähr 6.000 Dollar, die er durch den Verkauf von rund 200 Blue Boxes erlöste, mit Jobs: „Das war mein Geschäft, und Steve bekam die Hälfte.“
    Ein paar Freunde von Wozniak verkauften die Boxen in Berkeley, während ein Schüler, der sich Johnny Bagel nannte, Verkäufe in Beverley Hills arrangierte. Ein paar von Wozniaks Blue Boxes landeten in den Händen des internationalen Schwindlers Bernie Cornfeld und des Rocksängers Ike Turner. Manchmal drangsalierten die Verkäufer Wozniak, den der eintönige Zusammenbau so langsam langweilte. Er begann, Bauteile unter falschem Namen bei Elektronikvertrieben zu bestellen, und manchmal flog er nach Los Angeles, um Blue Boxes auszuliefern, wobei er seinen kleinen Koffer als Gepäck eincheckte, damit er am Flughafen nicht geröntgt wurde. In einem Fall endeten seine Täuschungsbemühungen in peinlicher Verwirrung. Er buchte unter dem Namen Pete Rose ein Flugticket nach Los Angeles und vergaß dabei, dass diesen Namen auch einer der bekanntesten Baseballspieler der Major League trug. Wozniak kam zum Flughafen, sagte dem Ticketverkäufer, er wolle ein Ticket für Pete Rose abholen, und stellte dann fest, dass er nicht genug Bargeld für das Ticket hatte, aber er wollte auch nicht mit einem Scheck bezahlen, auf dem sein echter Name stand.
    Wozniak hatte sich als Meister der Endgeräte-Hardware in Form der Blue Box, erwiesen. Er hatte sie selbst konstruiert und sie konnte mit den besten Boxen mithalten, die auf dem Markt waren. Einen weiteren Beweis seines Könnens lieferte er, als er eine Blue Box im Gehäuse eines Hewlett-Packard-Rechners versteckte. Die Software hingegen hatte er nicht in vergleichbarer Weise im Griff. Er brachte nicht die Zeit auf, die nötig gewesen wäre, um das Telefonsystem so gründlich zu beherrschen wie einige andere Phreaks; er wurde zwar nicht gefasst, aber viele seiner Kunden hatten weniger Glück. In der informellen Hierarchie der Phreaks fiel Wozniak eher in den Bereich der Hacker als der Phreaks.
    Er probierte nicht einmal, Anrufe über AUTOVON zu tätigen, ein Telefonsystem, das für die militärische Kommunikation verwendet wurde und das eine Spielwiese der hartgesottenen Phreaks war. Ein AUTOVON-Stammgast namens Burrell Smith fand, dass Wozniak „das Netzwerk nicht durchschaute, denn das erfordert Hingabe und Vollzeit-Leidenschaft“. Und es gab noch ein Handicap: sein Collegestudium. Obwohl sich Wozniak einen traumhaften Stundenplan zusammengestellt hatte, bei dem an vier Nachmittagen der Woche zwei Kurse nacheinander im selben Raum stattfanden, fand er Telefone unterhaltsamer. Bis zum Sommer 1972 hatte er es sich wieder einmal mit einem College-Dekan verdorben und bekam Briefe, in denen er wegen seiner schlechten akademischen Leistungen gerügt wurde.
    „Wir haben noch nicht die

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