Apple - Die Geburt eines Kults
stand, um mögliche Zulieferer zu inspizieren, und dass er schon angefangen hatte, Aufträge zu vergeben. Jobs atmete nach dieser Nachricht heftig aus.
„Das ist, wie wenn ein Zug losfährt, der eine Viertelmeile braucht, um anzuhalten, und wir haben noch nicht einmal die Gleise verlegt.“ Er machte eine Pause und wandte sich dann an Carter und Belleville. „Wir müssen das Logic Board richtig testen. Wir müssen es auf Herz und Nieren prüfen.“ Er schlug auf den Tisch. „Details, Details, Details. Im digitalen Board steckt viel mehr Geld als im analogen Board. Wenn wir so richtig viel Mist bauen sollten, dann lieber im digitalen Board.“
„Mit dem analogen Board haben wir echt Ärger“, konterte Carter. „Jetzt sagen die uns, dass es in 45 Tagen fertig ist, aber wir haben noch nicht die Bohne davon gesehen. Wir haben ihnen in den Hintern getreten, und die haben gesagt, sie wollen 90 Tage. Die müssen sich den Hintern noch mehr aufreißen, als sie glauben.“ Dann kam Carter wieder darauf zurück, dass Teile bestellt werden mussten, und Jobs nannte zwei Zulieferer: „Mir ist Samsung lieber als Aztec. Können wir mit denen verhandeln?“
„Das Risiko können wir nicht eingehen“, sagte Carter. „Wir müssen beiden große Anreize geben.“
Dann beriet die Gruppe über einen möglichen Preis für den Computer. Seit einigen Monaten bestand das allgemeine Ziel darin, den Computer für 1.995 Dollar zu verkaufen. Jobs wollte von der Controllerin die Zusicherung, dass er die Gewinnziele von Apple auch dann noch erreichen würde, wenn er 1.495 Dollar kosten würde. Coleman, die darüber nachgedacht hatte, welche Auswirkungen eine Preis-änderung auf den Umsatz haben könnte, begann, auf einer Tafel Diagramme und Kurven zu zeichnen. Jobs schaute ihr kurz zu, hörte sich Colemans Erklärung ihres Diagramms an und sagte dann: „Wir könnten uns Zahlen aus dem Hintern ziehen und damit machen, was wir wollen. Kurven sind absoluter Müll. Wenn man an sie glaubt, fällt man darauf rein.“
„Selbst wenn wir das farbig in ein Protokollbuch drucken würden, hätte das gar nichts zu sagen“, echote Murray.
Jobs hatte eine boshafte Idee, wie man die Auswirkung eines Preisunterschieds von 500 Dollar testen könnte. „Wir sollten ein bisschen Testmarketing betreiben. Wir sollten den Preis in L.A. senken und ihn in Seattle anheben und hoffen, dass die Händler nicht miteinander reden.“ Er erklärte, zu welchen Schlüssen eine Arbeitsgruppe gekommen war, die Apple eingerichtet hatte, um Richtlinien für die Preisgestaltung anhand von Gewinnzielen aufzustellen: „Da waren 18 Millionen Marketing- und Finanzleute, die nicht wussten, was zum Geier sie da eigentlich machten. Wir werden immer Urteile fällen, und vieles davon kann man nicht wissen. Deshalb landeten wir am Ende bloß bei einer Faustregel für die Ertragsrate, die wir haben wollen.“ Er wandte sich an Coleman, und seine Stimme hob sich um eine halbe Oktave: „Treib uns bitte nicht mit Diagrammen in den Wahnsinn.
Das Letzte, was wir wollen, sind Leute, die versuchen, einander mit VisiCalc auszustechen.“
Murray beschwerte sich, dass Apple nicht annähernd ausreichend Geld dafür bereitstellte, den Mac zu lancieren, egal was er kosten würde. „Wenn wir Kodak oder Polaroid wären, hätten wir einen riesigen Geldtopf für die Lancierung von Produkten.“ Jobs spielte des Teufels Advokat und tat so, als wäre er für die Abteilung verantwortlich, die den Apple II und den Apple III verkaufte. „Lasst mich mal in eine andere Rolle schlüpfen und PCS-Manager spielen. Ich kann nur dann mehr Apple II verkaufen, wenn ich auf Teufel komm raus Werbung dafür mache. Ich hab ja kein heißes Produkt. Ich bekomme keine kostenlose Berichterstattung. Ich bekomme nicht die Titelseite von Byte .“
„Ich handle mit Futures“, sagte Murray.
„Ich bezahle die Stromrechnung“, sagte Jobs.
Dann unterhielten sie sich über eine Vertriebsveranstaltung in Acapulco für die Apple-Händler und über eine Quartalsversammlung von 400 Apple-Managern, auf der Jobs über die Fortschritte mit dem Mac berichten sollte. Sie sprachen darüber, welche Mitglieder der Mac-Abteilung an dem zweitägigen Meeting teilnehmen sollten. Dann lachte Vicki Milledge nervös. Sie hatte ihren Chef im Blick und meldete, dass alle Manager außer Jobs die Leistungsbeurteilungen für ihre Mitarbeiter abgegeben hatten.
„Ich hasse Beurteilungen und ich liebe Gehaltserhöhungen“, erklärte
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