Applebys Arche
so golden ist sie nicht.«
»Der Duft von Eukalyptus fehlt«, meinte Mrs. Kittery, »und wenn wir
einen Topf hätten und Tee machen könnten. Dann wäre es wirklich gemütlich.«
»Das muß eine Labsal sein.« Glover sagte es ohne jede Einschränkung.
»Sie müssen uns von Australien erzählen; ich habe ja nur einen flüchtigen Blick
darauf werfen können.«
»Sie wären begeistert von unserem Land. Und ich glaube, das Land
wäre auch begeistert von Ihnen.«
Glover warf Holz ins Feuer, lachte zufrieden. »Letzten Endes sind
wir doch alle eine Familie.« Er stutzte, runzelte die Stirn. »Das erinnert mich – ich nehme an, wir sind sämtlich britische Staatsbürger?« Die Art, wie er den
Blick über seine Gefährten wandern ließ, hatte etwas vom Exerzierplatz. »Gut.
Appleby, was würden Sie sagen – ist es wahrscheinlich, daß schon vor uns jemand
hier gelandet ist?«
»Ich halte es für möglich, daß wir die ersten sind. Wir haben keine
Spuren von Vorgängern gefunden.«
»Genau das. Und ich finde, wir sollten in aller Form von der Insel
Besitz ergreifen – nur für alle Fälle. Wer weiß, wofür sie eines Tages noch gut
ist. Luftwaffenstützpunkt, dergleichen. Nie vorauszusehen.«
»Zumal«, fügte Unumunu hinzu, »wir nicht die geringste Ahnung haben,
wo sie liegt.«
»Das ist wahr.« Glover nahm es als weiteres Argument für seinen
Plan. »Morgen früh werden wir eine Art Fahne hissen. Und – ja, ich denke, es
sollte auch eine kleine Proklamation geben. Zeremonie gehört doch dazu.
Schließlich – im Namen des Königs.« Er hielt verlegen inne.
Mrs. Kittery, tief beeindruckt, legte ihre Taube ab und
applaudierte. »Und Sie werden Gouverneur? Miss Curricle lassen wir den
Grundstein für den Gouverneurspalast legen, gleich hier beim Feuer.«
»Wer verliest die Proklamation?« fragte Miss Curricle.
»Nun, ich finde, Sir Ponto« – Glover kam bei dem Namen kaum merklich
ins Stocken – »wäre der Richtige. Er ist der Ranghöchste hier.«
»Aber nein.« Unumunu, auf dessen Körper die tanzenden Flammen
groteske Schatten warfen, schüttelte entschieden den Kopf. »Ich versichere
Ihnen, in meiner Gegend der Welt kommt der Adel noch nach den niederen Beamten.
Für mich ist das keine Frage – eine so hochwichtige Zeremonie sollte der
Colonel vollziehen und niemand sonst.«
»Nun«, sagte Glover, »wenn Sie es so sehen – und wenn die anderen
einverstanden sind –, dann ist es vielleicht das Beste. Nur ein paar einfache
Worte. Ich, Herbert Glover, Colonel der Kavallerie Seiner
Majestät … «
Mrs. Kittery lehnte sich vor, dramatisch von den Flammen beschienen.
» Ich finde, es sollte Sir Ponto sein.« Sie sprach es
mit der Offenheit und auch mit der Entschlossenheit eines Kindes. »Und er
sollte auch Gouverneur werden.«
Das magische Feuer flackerte wild; das Schweigen tanzte auf den
Flammen, verblüfft und verlegen. Dann ergriff Appleby das Wort. »Vielleicht
wäre es keine schlechte Idee, wenn wir Mr. Hoppo bitten würden.« Verzweifelt
überlegte er, weshalb das keine schlechte Idee war. »Es gäbe der Zeremonie eine
gewisse Würde. Nur ein paar einfache Worte und – ähm – ein kurzes Gebet.«
»Ich hätte auch nichts gegen Mr. Appleby.« Mrs. Kittery sagte es,
als sei es ihr gerade erst eingefallen. »Mr. Appleby fände ich auch nicht
schlecht.«
Miss Curricle erhob sich. »Das dürften wohl kaum die Fragen sein,
die uns im Augenblick beschäftigen müssen«, sagte sie. »… Oder womöglich doch?«
Kapitel 5
Appleby und Diana Kittery lagen auf einem Felsen, vom Meer
umspült.
»Ich denke mir« sagte sie, »du und Ponto, ihr werdet den Colonel und
den armen alten Hoppo noch umbringen.«
»Nein. Mit Sicherheit nicht.« Er drehte sich auf die Seite und
betrachtete ihre Vollkommenheit mit einem Blick, der immer mehr zur reinen
Pflicht wurde. Die Langeweile des Inselidylls war entsetzlich.
»Oh doch. Oder vielleicht versklavt ihr sie auch nur.« Sie räkelte
sich auf dem Bauch und strampelte bei diesem neuen Gedanken vor Freude mit den
Beinen. »Ihr laßt sie den Abwasch machen.«
»Es gibt keinen Abwasch.«
»Sie könnten Holz hacken und Wasser holen – wie Balican im Theater.«
»Caliban, Diana – Caliban. Aber hast du denn keine Angst, daß der
Schwarze mich ebenfalls umbringt – und dich am Ende doch noch verschlingt? Du
kannst ja nicht immer eine Flasche zur Hand haben.«
Diana ließ wohlig einen braunen Arm durchs Wasser gleiten. »Das war
ungeheuer
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