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Applebys Arche

Applebys Arche

Titel: Applebys Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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aufregend. Das Herz schlug mir bis zum Halse. Ein Spaß, auch wenn es
gräßlich war. Es war« – sie suchte nach dem richtigen Ausdruck – »abendfüllend.«
    Er lachte laut. »Da – du langweilst dich auch. Zur Houri geboren und
eifrig bemüht, die Rolle zu spielen …«
    »Was ist das, eine Houri?« fragte sie gefährlich. »Etwas Häßliches?«
    »Aber nein, ganz und gar nicht. Das ist ein Mädchen mit schwarzen
Augen. Geboren …«
    »Meine Augen sind nicht schwarz. Das weißt du genau .«
    »Geboren dafür und tust alles, die Rolle perfekt zu spielen, und
trotzdem verzehrst du dich nach ein klein wenig ganz gewöhnlicher Arbeit.
Staubsaugen vielleicht, oder dein eigenes Eis im Kühlschrank machen. Und
montags die Wäsche.«
    »Ich finde, du hast einen – einen banalen Verstand.«
    »Diana, wo findest du nur diese Worte? Und die Idee, daß ich den
Colonel umbringe, für ein junges Ding wie dich, ist das etwa nicht banal? Nicht
daß du nicht deine Reize hättest, auf deine Art. Es gibt nichts zu tun auf
dieser elenden Insel, deshalb machen wir unseren Verstand zum Kino und stellen
uns die absurdesten Geschichten vor.«
    »Nichts zu tun? Wir haben doch noch nicht einmal alles erforscht.«
    »Wir haben alles abgesucht außer dem, was hinter den Klippen im
Osten liegt – und das können höchstens noch ein paar kleine Buchten sein.«
    »Ein paar kleine Burschen?« fragte Diana hoffnungsvoll.
    »Du bist wirklich eine einfältige Person, weißt du das?« Er sprang
ins Wasser. »Oder auch nicht. Du trägst es auf – wie dein Kokosnußöl.
Eigentlich bist du eine Frau mit enorm viel Charakter. Das hast du bei unseren
Abenteuern oft genug bewiesen. Komm herein.«
    Sie schwammen zu einem anderen Felsen und blickten dabei durch das
klare Wasser bis hinunter zu der exotischen und dramatischen Welt am
Meeresgrund. »Ach wärest du ein Paar gezackter Klauen«, sagte er, als sie aus
dem Wasser kletterten.
    »Was?«
    »Nichts – das ist aus einem Gedicht.«
    »Also für mich klang es nicht nach einem Gedicht. War das Ponto
drüben am anderen Ufer?«
    »Habe nicht darauf geachtet. Ich fresse
Unumunu ja nicht mit den Augen auf.«
    »Du bist gräßlich. Mir liegt heute überhaupt nichts an Ponto.« Sie
streckte sich. »Oder vielleicht doch. Hör mal. Wenn der Colonel umkommen sollte …«
    »Der Colonel kommt nicht um.«
    »Wenn er umkommen sollte – am besten bei etwas Heroischem, so wie
Sigismund Rüstig, etwas, bei dem er glücklich stirbt –, und wenn wir Hoppo dazu
bringen, daß er noch ein bißchen höher wird …«
    »Höher?«
    »Nur ein klein wenig, daß er wieder an Zerebrat und sowas glaubt …«
    »Zölibat, Diana.«
    »Sage ich doch. Na, dann wäre alles in Ordnung, oder?«
    »Dann wäre noch überhaupt nichts in Ordnung.«
    »John Appleby, wenn ich nicht das Gefühl hätte, daß dir das Spaß
macht, würde ich dich beißen . Natürlich wäre es dann
in Ordnung. Hoppo könnte mich mit Ponto verheiraten und dich mit der Curricle – oder umgekehrt –, und kein Mensch könnte etwas dagegen sagen.«
    »Dagegen sagen kann auch jetzt schon niemand etwas, ausgenommen ein
kleines Etwas von zweifelhaftem Wert, das wir das Über-Ich nennen.«
    »Da!« Diana Kittery sah ihn an mit ihrem klaren und wachen Blick.
»Keine Ahnung, was das sein soll. Aber ich denke mir, du siehst das genauso wie
ich. Daß es noch dazu kommt, daß ihr Männer euch gegenseitig umbringt.«
    Er schüttelte den Kopf und lächelte. »In sechs Monaten vielleicht,
in der Regenzeit. Da sprechen wir noch einmal darüber. Aber vorerst regiert das
Über-Ich. Weder dein Talent, uns den Kopf zu verdrehen, noch Miss Curricles Überzeugung,
wir müßten ein neues Menschengeschlecht begründen, und nicht einmal der Reiz
dieses großen schwarzen piano appassionato  …«
    »Des was?«
    Er seufzte. »Nur ein versponnener Name für Unumunu. Daß ich auf
solche Gedanken komme, daran sieht man, wie mein Verstand ins Kraut schießt. Es
ist eben ein Polizistenverstand. Ich jage Mörder und Einbrecher.«
    Sie sah ihn mit großen Augen an. »Und Spione?«
    »Und Spione. Bevor sie mich ans andere Ende der Welt geschickt
haben, damit ihr Hinterwäldler eine Kriminalpolizei bekommt. Und dann das – Schiffbruch, gefangen in Neäras Haar. Ich würde mich ja freuen, wenn deine
mörderischen Männer kämen. Es hat schon Morde gegeben, die mich für Wochen
beschäftigt haben. Du hingegen, meine Liebe …«
    »Du bist wie so viele Engländer heutzutage«, sagte

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