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Applebys Arche

Applebys Arche

Titel: Applebys Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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oft.« Er griff nach der Karaffe und füllte sich sein Glas. »Manchmal
denke ich, daß es mehr als Trägheit bei ihm ist, und es liegt auch nicht am
Klima. Sehen Sie sich das Haus hier an, wie er die schwarzen Dummköpfe auf Trab
hält. Dieses Nichtstun ist eine Art Krankheit – ein Fall für die Psychologen.«
Er leerte sein Glas bis auf den Grund. »Genau wie das Saufen. Irgendwas, was
man schon von seiner Mutter abbekommt oder von der Kinderfrau.«
    Wieder herrschte Schweigen. Appleby starrte hinaus in den Dschungel
und überlegte, mit welchem der diversen Fühler, die er ausstrecken wollte, er
beginnen sollte. »Diese schwarzen Dummköpfe«, sagte er; »die mögen Sie
anscheinend nicht?«
    »Kann die Schwarzen nicht ausstehen – entsetzlich langweilig. Tropen
kann ich auch nicht ausstehen – genauso langweilig.«
    »Aber wieso …« Appleby überlegte es sich anders. »Und Hailstone?«
    »Der auch. Der haßt die Einheimischen. Erstaunlich, daß er trotzdem
so gut mit ihnen zurechtkommt.«
    »Würden Sie sagen, er haßt die Schwarzen so sehr, daß er einem, der
ihm im Weg ist, den Schädel einschlagen würde?«
    »Ein Tritt in den … in den Hintern, das schon.« Dunchue schien
überrascht, und Appleby fragte sich, ob es denkbar war, daß durch den dichten
Alkoholnebel noch gar keine Kunde vom Mord an Unumunu gedrungen war. »Kann mir
auch vorstellen, daß Hailstone einen umbringt. Sieht ja aus wie ein großer
Kater, aber er hat seine Krallen. Scharfe sogar.« Dunchue wurde zusehends
betrunkener.
    »Einen Mann umbringen? Weswegen? Geld, Frauen, politische
Überzeugung?«
    »Liebe Güte, nein.« Dunchue lachte in den hohen, gepreßten Tönen
eines Mannes, dessen Kehle trocken war. »Da kennen Sie den alten Knaben
schlecht.« Das Lachen verstummte und ein dumpfes Mißtrauen machte sich auf
seinen Zügen breit. »Wieso fragen Sie das alles? Sie reden, als wären Sie von
der Polizei.«
    »Wie das Leben so spielt, bin ich das tatsächlich. Ein Mann ist auf
dieser Insel umgebracht worden. Und ich werde herausfinden wie, auch wenn ich
meine Befugnisse in einer Kronkolonie ein wenig überdehne.«
    »Kronkolonie? Bin mir nicht mal sicher, ob das hier nicht eine
amerikanische Insel ist.« Dunchues Interesse war erloschen. »Es gibt, glaube
ich, irgendwo einen britischen Gouverneur, aber ich habe nie gehört, daß er uns
zu seinen Empfängen lädt. Umgebracht? Wundert mich überhaupt nicht. Gräßliches
Loch hier.«
    Diana hatte sich über die Veranda gelehnt, als höre sie gar nicht
mehr zu. Doch nun drehte sie sich um und sah Dunchue ins Gesicht. »Kannten Sie
Sir Ponto Unumunu?« fragte sie ernsthaft. »Er war An… er war Anthropologe,
genau wie Sie.«
    »Ich bin kein Anthropologe. Ich bin Archäologe. Das ist etwas ganz
anderes.« Er rieb sich die Augen, blickte Diana an, als sähe er sie zum ersten
Mal. »Hallo! Wollen Sie nicht ein Glas mit uns trinken? Oh, Sie haben schon
eins? Nehmen Sie es mir nicht übel. Kleiner Fieberanfall – dauert eine Weile,
bis der Verstand wieder klar ist. Ist das der Mann, den sie umgebracht haben? – Sir …?«
    »Ponto Unumunu.«
    »Nie gehört. Anthropologe? Komischer Name.« Dunchue griff zur
Karaffe und besann sich dann. »Hoffe, Sie bleiben zum Essen.«
    Appleby nickte. »Gern – aber nur, wenn wir noch ein paar Fragen
stellen dürfen. Ich möchte gern mehr über Heaven und sein Gasthaus wissen.«
    »Widerlicher Kerl.« Dunchue starrte seine Gäste ein paar Sekunden
lang an, doch er sah durch sie hindurch. »Aber ich habe doch von ihm gehört – Unumunu, meine ich. Nichts über seine Arbeit allerdings,
deswegen bin ich nicht gleich darauf gekommen. Natürlich, Heaven – da können
wir Ihnen allerhand erzählen. Aber dieser Unumunu. Ich habe von ihm gehört, ich
weiß nur nicht mehr wo.« Er stellte sein Glas ab, und es war, als verliere er
damit allen Mut. »Und erst vor kurzem.« Ein Auge war von einer Haarsträhne
verdeckt, mit dem anderen starrte er sie benommen und elend an. »Ich kann
mir überhaupt nichts mehr merken.« Plötzlich kamen die Tränen.
    Diana wurde unruhig. Appleby, dem von Berufs wegen die Launen der
menschlichen Psyche nichts anhaben konnten, blickte friedlich in die Ferne. Und
von irgendwo aus dem Haus hörte man ein ironisches Schnüffeln, das nur von
George kommen konnte.
    »John« – Diana sagte es leise, damit der schluchzende Mann es nicht
hörte –, »sollten wir nicht besser gehen?«
    Er schüttelte den Kopf und wartete. »Unumunu«, sagte

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