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Applebys Arche

Applebys Arche

Titel: Applebys Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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lässige Art offenbar
genauso unwahrscheinlich fand, bestätigte meine Ansicht nur. Aber ich hatte
noch ein anderes und viel schlüssigeres Indiz. Erinnerst du dich an den Speer,
der in unseren Tisch schlug?«
    »Sicher. Den haben wir doch alle angesehen.«
    Appleby grinste. »Aber ich war der einzige, der auch daran gerochen
hat. Und so konnte ich feststellen, daß die Flammen nichts Geringeres als
Benzin verbrannten. Soviel ich weiß, haben die Wilden die Kunst Petroleum zu
raffinieren bisher nicht entdeckt. Ich will nicht bezweifeln, daß es hier
Eingeborene gibt; wahrscheinlich werden wir sie noch zu Gesicht bekommen. Aber
ihr Besuch bei uns war inszeniert. Kein Wunder, daß wir mit heiler Haut
davongekommen sind.«
    George, der ins Unterholz gekrochen war, gab einen unbestimmbaren
Laut von sich. Es hatte ein wenig von einem Kichern. Aber vielleicht zeigte er
auch nur pro forma ein wenig Feindseligkeit gegenüber einer Eidechse.
    »So selbstverständlich finde ich das nicht. Wieso Ponto und wir
anderen nicht?«
    »Vielleicht sollten wir noch alle an die Reihe kommen. Vielleicht
war Unumunu nur zufällig der erste. Aber inzwischen war ja bekannt geworden,
daß wir auf der Insel waren, und wären wir alle umgebracht worden – selbst wenn
man es fremden Eingeborenen zuschrieb –, hätte das vielleicht für Panik
gesorgt, für schlechte Stimmung, an der jemandem nicht gelegen war.« Er
überlegte. »Sieh es einmal so. Jemand bringt Unumunu um und wirft den Leichnam
ins Wasser; die Chancen, daß er aufs Meer hinaustreibt, stehen vierzig zu eins
dafür. Daß ein Schwarzer, den niemand kennt, spurlos verschwindet, wird
nicht groß für Aufregung sorgen. Aber dann wird die Leiche gefunden und es ist
offensichtlich, daß ein Mord geschehen ist; das wird sich bald überall
herumgesprochen haben. Was wäre wohl in einer kleinen Gemeinde wie dieser die
beste Möglichkeit, die Sache zu vertuschen? Nicht weit fort wohnen Eingeborene
mit zweifelhaften Manieren. Also stellt man es so hin, als hätten sie den Schwarzen umgebracht. Damit es noch glaubwürdiger
wird, inszeniert man den spektakulären, doch harmlosen nächtlichen Überfall auf
uns. Schon ist die Geschichte im Umlauf, daß ein paar bronzebraune Wilde
einen Nigger umgebracht, einen Speer oder zwei geschleudert und sich dann
wieder aus dem Staub gemacht haben. Immer noch kein großer Grund zur Besorgnis – oder auch nur zur Neugierde an einem so verschlafenen Ort; aber die
Neuankömmlinge allesamt zu beseitigen, ist nun vorerst nicht mehr möglich … Wenn wir erst einmal davon ausgehen, daß es einen Grund für die extreme
Maßnahme quasi zur Begrüßung gegeben hat, ist der Rest schlüssig genug.«
    Diana beugte sich vor und pflückte eine Orchidee. »Das ist
wunderbar, wie du solche Sachen in Worte fassen kannst«, sagte sie. »Wie – wie
dein Verstand funktioniert. Das ist, als ob Don Bradman den Schläger schwingt.«
    Die Großzügigkeit des Kompliments beeindruckte ihn. Und führte ihm
vor Augen, wie weit fort er von der Welt war, aus der er kam. Nie und
nimmer hätte der Polizeichef, hektisch und schlecht gelaunt hinter seinem
Schreibtisch, die Logik eines Gedankengangs mit den Cricketschlägen von Männern
wie Hammond oder Jack Hobbs verglichen. »Dann überlege weiter. Sollte Unumunu
nur das erste Opfer sein, und wir anderen kamen davon, weil der Mörder erfuhr,
daß nun alle von unserer Ankunft auf der Insel wußten? Oder war nur ein
einziger Mord nötig, der Mord an Unumunu? Sammelst du eigentlich moldavische
Stiere oder Hoppos inverse Hippos?« Er grinste sie an, zufrieden mit dieser
plötzlichen Wendung ins Obskure.
    Aber Diana blieb ernst. »Das Briefmarkensammeln bedeutet wirklich
etwas? Es ist – relevant? Oder sollte das ein Scherz sein?«
    George, der ein Stück vorgelaufen war, hatte sich nun umgedreht, saß
auf dem Pfad und sah Appleby kritisch an.
    »Ich glaube tatsächlich, daß die Briefmarken etwas zu bedeuten
haben, aber ich habe keine Ahnung was. Es hat nicht direkt mit Unumunu zu tun,
aber vielleicht erfahren wir etwas über die Umstände, die seinen Tod erklären.
Ist dir aufgefallen, wie lange man für jedes Warum und Wozu auf dieser Insel
braucht? Etwa: Wie isoliert sind wir hier? Wie oft und wie leicht können Leute
kommen und gehen? Was hat sie hergeführt, die verschiedenen Gruppen? Was haben
sie für eine Geschichte?« Er starrte in den undurchdringlichen Dschungel. »All
diese Fragen.«
    »Ist doch ein schöner Gedanke, daß es

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