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Applebys Arche

Applebys Arche

Titel: Applebys Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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er nach einer Weile.
»Ein merkwürdiger Name. Den würde man doch nicht wieder vergessen.« Er wartete.
»Und ein merkwürdiger Mann war er auch.« Er redete weiter, freundlich und friedlich.
    Unten schlugen die blauen Wellen an den Strand, und alles schimmerte
und flirrte; George war wieder aufgetaucht, ganz Zunge und Hecheln, und hatte
sich unter einem Stuhl niedergelassen. Von drinnen kam von Zeit zu Zeit ein
metallenes Klimpern, als decke jemand sehr bedächtig den Tisch. Dunchue schloß
die tränenfeuchten Augen; mit einem plötzlichen, hilflosen, häßlichen Ruck
öffnete sich sein Mund, und er sackte auf seinem Stuhl zusammen. Ein paar
Augenblicke lang redete Appleby noch leise weiter; dann erhob er sich. »Ich sehe
mich mal im Haus um. Du hältst hier Wache.« Lautlos verschwand er im
Halbdunkel.
    Zwei einheimische Diener waren in einem langen, schmalen Wohnzimmer
zugange, das sich über die ganze Länge des Bungalows erstreckte; sie sahen ihn
an, doch ohne Neugierde, und ließen sich nicht bei den langsamen, grazilen
Bewegungen stören, mit denen sie alles für die Mahlzeit vorbereiteten. Die
wenigen Möbelstücke waren aus Sperr- und Preßholz, hübsche Sachen aus Finnland
oder Schweden, die man auseinanderschrauben und in einer kleinen Kiste
verstauen konnte; es gab ein Grammophon mit einer Beethoven-Büste, und als
einziges anderes Zierstück stand auf einem Tischchen eine große bronzene
Schale, offensichtlich sehr alt, mit einem Relief aus Drachen und fließenden
Ranken – Appleby hatte ähnliche im Britischen Museum gesehen. Als nächstes
wandte er sich den Büchern zu, die eine ganze Stirnwand einnahmen. Die meisten
waren auf Deutsch, viele aber auch auf Englisch; etliche in sichtlich
verschiedenen skandinavischen Sprachen, eine große Sammlung wissenschaftlicher
Abhandlungen auf Holländisch. Alles kündete von Kulturen, die Tausende von
Meilen weit fort waren; die Rätselhaftigkeit des Raums lag offen zutage – alles
hätte er ebenso gesehen, wenn man ihn hereinbat.
    Die Diener hatten, leise miteinander redend, den Raum verlassen, und
Appleby riskierte einen kurzen Blick auf den Schreibtisch. In einer großen
Schublade steckte eine Reihe von Notizbüchern, jedes allem Anschein nach von
der ersten bis zur letzten Seite mit archäologischen Skizzen und Notizen
gefüllt. Diese studierte Appleby so ausführlich, daß es fast schon leichtsinnig
war, obwohl nichts darauf hinwies, daß sie nicht zu dem paßten, was der Raum
ihm schon selbst verriet. Alles drehte sich um Skandinavien. Es war die Welt
der nordischen Sagen, die es auf diese träge, immer ein wenig schwüle tropische
Insel verschlagen hatte.
    Die anderen Abteilungen waren verschlossen – alle außer einer
flachen Schublade ganz oben. Hier ließen ihn eine merkwürdig geformte Pfeife
und eine einfache, hermetisch verschlossene Dose innehalten. Etwas regte sich
hinter ihm, und er konnte die Lade gerade noch zuschieben, bevor einer der
Diener den Raum betrat. Es war eine banale, gar zu vertraute Sache, diese
klammheimliche Suche; er trat wieder hinaus auf die Veranda und atmete tief
durch in der heißen, reglosen Luft.
    Dunchue lag noch immer zusammengesunken wie im Koma; Diana bot ein
Bild zum selben Thema, nur daß die Art, wie sie die Augen geschlossen hatte,
etwas Wohliges hatte; nur George war wachsam – die Schnauze ein paar Zentimeter
über dem Boden, die feuchte Nase gerümpft, um eine lästige Fliege zu
vertreiben, doch fest auf den Gartenpfad gerichtet, der am Blumenbeet vorbei
zum Haus führte. Und tatsächlich kam schon im nächsten Moment Mr.   Hailstones
vertrauter Sonnenschirm um die Ecke, schildkrötengleich wie zuvor und
umschwirrt von einem ganzen Schwarm winziger, bunt gefiederter Vögel. Die
schwarzen Diener liefen ihm entgegen und nahmen den Schirm exakt in dem
Augenblick entgegen, in dem Hailstone in den Schatten trat. Er hob seine blaue
Sonnenbrille; doch als er sah, daß er Besucher hatte, setzte er sie wieder auf,
wie um sie aufmerksamer zu studieren; statt dessen nahm er nun den makellosen
Panamahut ab. »Wie geht es Ihnen?« fragte er. »Ich hoffe, George hat Sie in
unserem bescheidenen Heim willkommen geheißen.« Er warf einen Blick auf seinen
Assistenten. »Und Dunchue natürlich auch.«
    Dunchue stöhnte in seinem Korbsessel.
    »Es ist wohl nötig – oder sollte ich sagen: unnötig? –, daß ich offen
zu Ihnen bin.« Hailstone wandte sich an Diana, und es hatte etwas von der
Mühe und Umsicht, mit der ein

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