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Applebys Arche

Applebys Arche

Titel: Applebys Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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etwas zu tun gibt. Und die
Gruppen – wir sind ja selber eine.«
    »Da hast du recht. Theoretisch ist auch nach wie vor nicht
ausgeschlossen, daß wir unsere eigene Schlange in dieses Eden gebracht haben – daß sie aus unserer Arche kroch. Jeder von uns ist auch einmal allein unterwegs
gewesen. Miss Curricle zum Beispiel. Den ganzen Tag, an dem Unumunu starb, war
sie fort und war noch nicht zurück, als die Wilden kamen. Wer sagt uns, daß sie
nicht alles inszeniert hat? Dramatisches Geschick hat sie; wir werden nie
wirklich ausschließen können, daß sie die Fäden in der Hand hält.«
    »Aber die Wilden, das waren doch keine – keine Marionetten. Die Fäden kann sie auf keinen Fall in der Hand gehabt
haben.«
    »Die Diener im Hotel müssen Einheimische sein, und wahrscheinlich
hat auch Hailstone schwarze Diener. Sie könnte sie bestochen und den Überfall
geplant haben. Jeder von uns könnte es gewesen sein.«
    »Das finde ich sehr« – Diana kraulte George die Ohren, als blättere
sie in einem großen wuscheligen Wörterbuch – »theoretisch.«
    »Ich gebe zu, die Überlegung ist rein akademisch. Aber wir haben es
mit mehreren Gruppen zu tun. Gruppe Eins sind wir. Gruppe Zwei werden wir jetzt
einen Besuch abstatten – das sind Hailstone und seine Grabräuber und natürlich
George.«
    »Räuber? Oh, verstehe. Und Gruppe Drei wäre dann das Hotel?«
    »Gruppe Drei ist Heaven, über den wir noch kaum etwas wissen,
zusammen mit Mrs.   Heaven und wahrscheinlich allem, was mit der Organisation des
Hotels zusammenhängt. Das gute Dutzend Hotelgäste, das wären eine vierte Gruppe
oder auch mehrere … Da kommt jemand.«
    George war stehengeblieben und knurrte bedrohlich. Und auf dem
schmalen Pfad kam ihnen eine hagere Gestalt in schmutzigen Arbeitshosen
entgegen.
    »Er ist verletzt!« rief Diana.
    Appleby schüttelte den Kopf. »Nur stockbetrunken.«

Kapitel 12
    Von Papageien umschwirrt torkelte der Fremde heran, blieb
stehen, starrte sie mit blutunterlaufenen Augen an. Seine Hände suchten nach
den Hosentaschen, griffen ins Leere, versuchten es noch einmal, erfolgreich
diesmal, und waren verschwunden. Die neue Haltung stabilisierte ihn; er nahm
seinen Weg wieder auf, nun in einigermaßen gerader Linie. »Trinken Sie ein
Glas«, sagte er.
    Sie sahen ihn schweigend an, als sei er eine peinliche Szene in
einem Film. Er war unrasiert, das Haar hing ihm strähnig über die Stirn; vor
ihren Augen versetzte er plötzlich der Luft einen Tritt – trat vielleicht nach
dem Trugbild eines George, das er unmittelbar vor sich sah.
    »Trinken Sie ein Glas«, sagte er noch einmal. Bei diesen Worten – nun fast drohend – drehte er sich halb um, als habe er die Bar gleich hinter
sich. Er war verblüfft, als er den Dschungel sah; finster starrte er ihn an,
versuchte offenbar mit jeder Faser seines Hirns zu begreifen, was das war.
»Drüben im Bungalow«, sagte er. »Genau. Kommen Sie mit.« Er machte kehrt – wieder ein Akt, der größte Konzentration erforderte – und ging nun in die
Richtung, aus der er gekommen war; alle paar Schritt hielt er an und warf, wenn
er das Gleichgewicht gefunden hatte, einen langen Blick über die Schulter. Sie
folgten ihm, Diana freudig, Appleby finster, in Gedanken in einem längst
vergessenen Buch von Conrad blätternd. George bildete diskret die Nachhut.
    »Ein Vertreter von Gruppe Zwei«, murmelte Appleby. »Wieder ein
armseliger Japhet. Kein Wunder, daß sie mit ihren Grabungen nicht vorankommen.
Gütiger Himmel!«
    Urplötzlich waren sie auf eine Lichtung gekommen, und was die
schwankende Gestalt den Bungalow genannt hatte, tauchte vor ihnen auf. Das Haus
schien weniger auf Dauer angelegt als das Hotel, doch war es weitaus angenehmer
anzusehen. Palmen im Wind sorgten für das huschende Spiel von Licht und
Schatten, in sorgsam abgezirkelten Beeten blühten englische Blumen, deren
Farben die makellosen Läden der Veranda malerisch aufgriffen. Das Ganze war
winzig – leicht in Einzelteilen zu verschiffen –, aber die Proportionen
stimmten, und es war solide gebaut.
    »Hübsch«, sagte Diana.
    »Tüchtig. Aluminiumfarbe auf dem Dach. Sonnenschutzglas. Und sieh
dir die Wassertanks an. Der erste Schwall sammelt sich, öffnet mit seinem
Gewicht die Klappen und fließt ab. Ein einfaches Mittel, das verhindert, daß
aller Staub ins Wasser kommt. So etwas habe ich nirgends gesehen, drüben in …«
    »Sicher. Wir essen ja auch Seife. Willst du denn wirklich da ins
Haus?«
    »Aber ja. Unser

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