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Applebys Arche

Applebys Arche

Titel: Applebys Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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sprach rasch, ganz von dem
Thema gefesselt. »Die Wikinger liebten das Meer. Sie waren die ersten und
größten Seefahrer der Geschichte. Keiner kann sagen, wo sie überall gewesen
sind. Warum sollen sie nicht auch um Kap Horn gekommen sein – das Zeug dazu
hatten sie. Stellen Sie sich vor, was sie in Südamerika geplündert haben
könnten, Jahrhunderte vor Pizarro! Und hier auf dieser Insel haben sie es
gehortet. Verstehen Sie nun, warum wir das nicht an die große Glocke hängen
wollen? Es gäbe eine Sensation, einen Wettlauf der Archäologen, ein einziges
Durcheinander. Dunchue, holen Sie die Landkarten. Die Idee geht mir schon seit
Jahren durch den Kopf. Und dann fand ich auf den Marquesas den ersten konkreten
Hinweis …« Hailstone redete und redete. Die Diener trugen lautlos auf und
wieder ab. George lag auf dem Fußboden und schlief.
    Appleby hörte pflichtschuldig zu. »Ich bin ja leider kein
Fachgelehrter«, sagte er schließlich. »Mein Verstand bewegt sich auf anderen
Bahnen. Aber wenn Ihre Theorien zutreffen, dann wären die Sachen, die hier zu
finden sind, von enormem Wert, nicht wahr? Können Sie sicher sein, daß nicht
doch jemand von Ihren Plänen Wind bekommen hat? Dies merkwürdige Hotel, das
Ihnen so auffällig nachgereist ist und sich hier breitgemacht hat; wäre es
nicht denkbar, daß es nur Fassade ist und in Wirklichkeit jemand dahintersteckt,
der es auf Sie abgesehen hat? Was, wenn Unumunu dorthin vorgedrungen wäre und
jemanden erkannt hätte – etwas wie einen archäologischen Piraten –, und der
hätte es dann für notwendig gehalten, ihn aus dem Weg zu räumen? Nur eine wilde
Spekulation – aber mit solchen Überlegungen komme ich voran.«
    Hailstone legte mit lautem Klirren seinen Löffel ab. »Was für ein
unglaublicher Gedanke!« Er warf Dunchue einen erschrockenen Blick zu. »Hatten
wir nicht von Anfang an das Gefühl, daß mit dem Hotel etwas nicht stimmt? Eines
Tages war Heaven plötzlich da, mit einem Boot voller Bauarbeiter, und dann
kamen seine Gäste. Und die sind ja zwielichtig genug. Alle sechs Monate kommt
ein Schiff, von Gott weiß woher.«
    »Wie ist das eigentlich«, fragte Appleby, »mit Ihrer eigenen
Verbindung zur Außenwelt?«
    »Wir beschränken sie auf ein Minimum. Mit einem Händler ist
vereinbart, daß er Anfang nächsten Jahres vorbeischaut. Immer vorausgesetzt, er
wird nicht vorher torpediert. Aber Ihre Theorie zum Hotel beunruhigt mich; ich
habe Heaven von Anfang an nicht getraut.«
    »Heaven sammelt Briefmarken. Oder besser gesagt, er besitzt eine
Sammlung.«
    »Tatsächlich?« Hailstone schien nicht zu wissen, was er darauf sagen
sollte. »Nicht gerade ein sympathischer Zug. Aber doch nichts …«
    »Die Verbindung zu den Torpedos liegt auf der Hand.«
    Diana, die sich verzückt einem Eisbecher mit Passionsfrüchten
gewidmet hatte, lächelte glücklich. »Wenn er solche Sachen sagt«, meinte sie,
als kenne sie ihn schon seit Ewigkeiten, »dann weiß man, daß sein Verstand auf
Hochtouren läuft.« Und tauchte den Löffel noch tiefer ein.
    »Es herrscht Krieg. Man kann sagen, es herrscht weltweiter Krieg.
Eine Menge Leute würde alles dafür tun, sich in Sicherheit zu bringen. Nur ist
es nicht leicht, sich das Geld dafür zu beschaffen. Nur die wenigsten
Regierungen werden bereit sein, den pazifistischer gesinnten Zeitgenossen zum
Beispiel einen Ferienaufenthalt auf einer tropischen Insel zu finanzieren. Man
kann nicht in die Bank spazieren und für so etwas sein Konto plündern oder
einen Kredit vereinbaren. Manche Leute läßt man allerdings gern gehen, solange
sie kein Vermögen außer Landes bringen. Wer nicht als nützlich für die
Gesellschaft gilt, darf das Land verlassen, wenn er glaubhaft versichern kann,
daß seine Tante in Timbuktu für ihn aufkommt. Deshalb blüht in Kriegszeiten das
Geschäft mit seltenen Briefmarken. Sie sind ein Vermögenswert, den man
verkaufen kann und den man ohne Mühen mit sich herausschmuggeln kann. Und da
kommt, das liegt auf der Hand, Heaven ins Spiel.« Appleby zögerte. »Jedenfalls
hätte ich das vermutet. Jetzt wo ich weiß, daß Sie auf der Suche nach einem
Schatz sind, überlege ich allerdings, ob er nicht größere Einnahmequellen im
Auge hat.«
    Hailstone seufzte. »Alles wird so furchtbar kompliziert. Dieser
Krieg – sieht ein Außenstehender überhaupt, was für ein Schaden das für
jemanden wie uns ist? Harvard, Tokio, Cambridge, Moskau, Berlin: Können Sie
sich vorstellen« – er zögerte, suchte

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