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Applebys Arche

Applebys Arche

Titel: Applebys Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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wir sehen, was das zu bedeuten hatte. Bis
dahin müssen wir vorsichtig sein. Aber daß es Grund zu echter Besorgnis gibt,
glaube ich nicht.«
    Appleby sagte es mit einer Unbekümmertheit, die in Wirklichkeit
längst verflogen war. Es beunruhigte ihn zu hören, daß der Mann namens Jenner
George getreten hatte.
    Eine Möwe zog über ihnen ihre Kreise; ihr flinker Schatten
huschte über den Sand wie eine Aufforderung zur Tat. In diesem Augenblick hätte
Appleby auch ohne Besichtigung geglaubt, daß es eine Grabung gab; er wollte
zurück zu Heavens Hotel und sich zum ersten Mal wirklich ansehen, was für ein
Hotel das war. Was für eine Art Gauner war Sir Mervyn Poulish mit seinen faulen
Finanzgeschäften? Darauf kam vieles an. Würde sich sein erster Eindruck von
Mudge, dem einzigen weißen Diener, bestätigen? Auch das war wichtig. Und was
Heaven anging … »Was diesen Heaven angeht«, mischte sich Hailstones Stimme
kurios mit seiner inneren, »je mehr ich über ihn nachdenke, desto mehr Sorgen
mache ich mir. Die Sache mit den Briefmarken, auf die Sie so scharfsinnig
gekommen sind – das kann doch nicht alles sein? Ich kann mir schon vorstellen,
daß er damit guten Gewinn macht, wenn er sie eines Tages wieder losschlagen
kann. Aber daß jemand sich darauf verläßt, daß die Welt des späteren
zwanzigsten Jahrhunderts nichts anderes zu tun haben wird als Briefmarken zu
sammeln …« Er zuckte mit den Schultern, und der Schatten des
Sonnenschirms, der vor ihnen herzog, machte einen kleinen Hüpfer. »Ich denke,
er ist auf etwas anderes aus.« Einige Minuten lang schwieg er; sie stapften
nun mühsam durch weichen Sand. »Vielleicht hat Dunchue doch geplaudert – gleich
zu Anfang; er hat, das muß ich leider sagen, schon lange bevor wir hier ankamen
getrunken.« Wieder blieb er eine Weile still. »Was hier auszugraben ist, wäre
schon eine Menge wert – für einen Räuber, meine ich. Die Goldschätze könnten
unermeßlich sein.« Er blickte Appleby durch das kalte Blau seiner Brillengläser
an, vielleicht mißtrauisch.
    »Ich kann mir schon vorstellen, daß Heaven sich auch für anderes
interessiert als für Briefmarken.«
    Hailstone seufzte. »Ich kenne diese Art, sich in Geheimnisse zu
hüllen. George kann genauso sein … So, da wären wir.«
    Ein Kind der Brobdingnags, das zwischen diesen flachen Dünen mit
Förmchen von der Größe eines Kinosaals spielte, hätte etwas hervorgebracht, das
etwa so ausgesehen hätte wie Hailstones Tumulus. Vor ihnen lag ein gewaltiger,
hoch aufragender Kubus aus Sand und buschigem Gras, dessen perfekte
geometrische Form dem Zahn der Zeit fast unverändert getrotzt hatte. Diana
juchzte wie die Touristen, wenn in einer Tropfsteinhöhle die bunten Lichter
eingeschaltet werden; Appleby starrte das Ding nur fassungslos an. »Man könnte
Cricket darauf spielen«, meinte er.
    Hailstone lachte. »Auf die Idee sind wir noch nicht gekommen. Aber
Sie sehen, welche Aufgabe sich uns stellt. Wie die Maus, die einen Berg abnagen
soll.«
    »Aber das können doch nicht alles vergrabene Schätze sein? Man
bräuchte einen Ozeanriesen unserer Tage …«
    »Ich stelle mir vor, daß sie eine kleine Flotte hatten.« Dunchue
wandte zum ersten Mal seit dem Aufbruch die Augen von Diana ab und sah den
Hügel an wie ein Verliebter. »Er ist so groß, wie Sie ihn jetzt sehen, weil
sich immer mehr Sand anlagert, wir wissen nicht wie. Vor allem oben – und
trotzdem behält er immer seine Form. Hailstone vermutet, daß das Gras ihn
zusammenhält.« Er schüttelte den Kopf, einer seiner stürmischen
Stimmungswandel. »Der Sand verdichtet sich natürlich, wenn man tiefer kommt. An
das Zeug ranzukommen ist, als wollte man sich durch eine Pyramide graben.«
    »Das heißt, der Schatz ist ganz tief drin?« fragte Diana enttäuscht.
    »So tief, daß man eigentlich einen Bagger bräuchte. Nicht einmal
Hailstone und nicht einmal, wenn er uns alle einspannt, George eingeschlossen,
könnte da auf die Schnelle etwas ans Licht holen.« Dunchue setzte sich und
begann mangels anderer Tätigkeitsfelder mit der Ausgrabung des Picknickkorbes.
    »George«, sagte Hailstone nachsichtig, »tut was er kann.« Und das
war die Wahrheit. Es war nicht zu übersehen, daß das riesige, unerklärliche
Objekt, so streng und regelmäßig in der üppig wuchernden Wildnis der Insel, für
diesen monströs trägen Hund eine unwiderstehliche intellektuelle
Herausforderung war. Mit lautem Kläffen war er hinüber zum Grab gestürmt und
scharrte

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