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Applebys Arche

Applebys Arche

Titel: Applebys Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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etwas?«
    »Er sagt, es ist ihm im Gedächtnis geblieben, weil es noch mit
jemand anderem zu tun hat.«
    »Ach je.«
    »Ziemlich vage, was? Wenn er sich recht erinnert, war es dieser Mann
aus dem Hotel, der mit dem Ganovengesicht. Poulish – Sir Irgendwas Poulish. Er
sagt, als das mit Ponto Unumunu im Radio kam, wäre dieser Poulish – der auch an
Bord war – erregt gewesen. Mehr weiß er nicht mehr. Nicht gerade viel, oder?«
    Appleby schüttelte den Kopf. »Mir kommt es fast schon ein wenig zu viel vor. Gerade wenn ich George dagegenhalte.«
    »Den Hund der Hailstones?«
    Er nickte, ging einige Schritte schweigend. »Dir mag George«, sagte
er mit ernster Stimme, »als pures Dekor vorkommen – jemand, der auf drolligen
Pfoten durch die Absurditäten unserer Abenteuer tollt. Nichts, Diana, könnte
falscher sein. Der heilige Franziskus predigte den Georges – aber dieser
George, der predigt mir .« Er sah sie an und lachte
laut. »Der Herzog von Monmouth wurde von seinem George verraten – er hatte ihn
in der Hosentasche, heißt es –, aber dieser George …«
    »John, du bist wirklich un-er-träg-lich. Ich habe keine Ahnung, wer
der Herzog von Monmouth war. Aber ich finde, wenn er einen Hund in der
Hosentasche hatte, dann war das sehr unaristokratisch und hat bestimmt auch
schlecht gerochen.«
    Diana las eine Handvoll Seekugeln auf und bombardierte ihn damit.
Aber Appleby konnte nicht anders, er lachte aus vollem Halse – ein seltsames
Betragen für einen Polizisten, selbst für einen, der das Gefühl hat, daß er auf
der richtigen Spur ist, und zu erklären war es nur durch die Exotik der
Umgebung. Schon im nächsten Moment war er mit raschen Schritten wieder
unterwegs. »Laß den Unsinn, Diana«, rief er – höchst ungerecht – über die
Schulter. »Wir haben zu tun!« Er stürmte voran, dann blieb er stehen, wartete – und als sie ihn einholte, fand sie ihn die Insel mit Augen studieren, die fast
so groß und rund waren wie die ihren. »Außerdem habe ich Hunger. Ich könnte ein
paar von diesen Würmern vertragen – die wären knorke.« Immer noch war er
übermütig, als wäre die Welt plötzlich wieder jung. »Ehrlich, Diana. Kannst du
mir glauben.«

Kapitel 15
    Mr.   Mudge, Hausdiener im Hotel Eremitage, wohnte in einer
eigenen Hütte auf einer kleinen Anhöhe oberhalb der Quartiere für die
einheimischen Bediensteten. Damit fiel ihm die Rolle des Aufsehers zu, eine
Arbeit, die er nicht gerne tat – jedenfalls war das der Eindruck, den Appleby
gewann, als er ihn am Abend desselben Tages vor dem Essen besuchte. Mudge war
im Begriff eine Dusche zu nehmen; er zog seine weiße Jacke aus und blickte den
Besucher unschlüssig an, bis er Gewißheit hatte, daß es zwanglos zuging; er
setzte an, um das Unterhemd abzustreifen, hielt aber dann noch einmal inne und
schüttelte sein finsteres Haupt. »Keine Moral, Mr.   Appleby«, sagte er, »nicht
die geringste.« Unter dem Hemd kam eine Brust zum Vorschein, auf die eine
volkstümliche Version der Venus von Medici tätowiert war. »Lüstern wie die
Affen, Sir – und die üblichen Mittel, sie in Schach zu halten, nützen hier
nicht das Geringste. Die eine Hütte ist so eine Art Schlafsaal für die Mädels,
Sir, und die andere drüben ist für die Jungs. Eine Weile ist es gutgegangen,
aber Sie hätten sehen sollen, was für lange Gesichter die gemacht haben. Und
inzwischen« – er steckte den Oberkörper unter einen Wassereimer und angelte
nach dem Seil, mit dem er sich kippen ließ –, »nun, unverantwortlich wäre wohl
das richtige Wort, Sir, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Ah«, sagte Appleby.
    »Und keine Vorstellung von Monogamie, Mr.   Appleby – nicht die
mindeste. Bei den Gästen erwartet man ja nichts anderes. Aber wenn die
Dienerschaft genauso schlimm ist oder noch schlimmer – nun, Sir, das quält
einen. Man macht sich seine Gedanken, verstehen Sie, Mr.   Appleby?«
    »Kann ich mir vorstellen«, sagte Appleby. »Warten Sie, ich ziehe für
Sie.«
    »Danke, Sir. Langsam und gleichmäßig, wenn Sie so freundlich sein
wollen. Letztens haben wir einen Basar veranstaltet, der ganz im Zeichen der
moralischen Erziehung stand – aber leider kam alles ganz anders als wir es uns
vorgestellt hatten.« Mudge wandte ihm nun den Rücken zu, den eine Darstellung
zierte, die man für eine Szene aus Daphnis und Chloe halten konnte. »Es ist
einfach so, Mr.   Appleby, in dieser tropischen Stimmung wird die Moral lax.
Standhaft, streng und treu,

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