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Applebys Arche

Applebys Arche

Titel: Applebys Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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Angriff die Hörner präsentiert,
und die Ähnlichkeit wurde noch durch ein leises Muhen unterstrichen, als er mit
Unschuldsmiene um sich sah. »Das wird doch nicht etwa Ihre Grabungsstätte
sein? Da kann ich mich nur entschuldigen, mein Herr. Und der Spaten hier« – mit
jeder Silbe, die Heaven sprach, kam das verächtliche Lachen durch –, »der wird,
fürchte ich, eher für die Befriedigung des Magens gebraucht als für die
des Geistes. Würmer, Mr.   Hailstone. Wir hatten gehofft, daß wir heute abend
eine Vorspeise aus eßbaren Würmern servieren können. Eine Delikatesse, die man
nur in Feinschmeckerkreisen kennt.« Heaven lachte hämisch, er muhte, als mache
die unverhohlene Lüge ihm den größten Spaß. »Eine Spezies, die sich
auschließlich in der Südsee findet. Ich gehe einer kuriosen Bemerkung in einer
Abhandlung von Pierre Colet nach, der über viele Jahre Koch der französischen
Gouverneurs von Neukaledonien war. Man gräbt ein tiefes Loch …« Und unter
weiterem Kichern und Prusten stach Heaven seinen Spaten in den Sand.
    Es war eine Geste auf halbem Wege zwischen Impertinenz und Manifest.
Dunchue, der sich mit finsterer Miene im Hintergrund gehalten hatte, nahm es
als letzteres. Er trat vor, und es war offensichtlich, daß er eher in der Lage
war, mit einer Herausforderung wie dieser fertigzuwerden als sein Chef. »Dieses Grab«,
sagte er mit fester Stimme, »ist von großer Bedeutung für die pazifische
Archäologie. Es kann uns Aufschlüsse über Bewegungen der Völkerschaften im
gesamten pazifischen Raum liefern. Wir werden nicht zulassen, daß sich
Glücksritter daran zu schaffen machen, die glauben, sie könnten sich die
Taschen mit einem Schatz vollstopfen, den es nicht gibt. Haben Sie das
verstanden?«
    Seine Augen schossen Blitze, doch Heaven lächelte nur, Heaven
zuckte, Heaven stieß nie gehörte Laute aus. Wütende Laute, fand Appleby – und
beobachtete genau, was der Mann mit seinem Spaten tat. Doch als Heaven
antwortete, klang es, als amüsiere ihn das alles nur. »Soll das heißen,
Dunchue, daß Sie einen Rechtsanspruch auf diesen Teil der Insel erheben?«
    »Auf dieser Insel gibt es kein Recht. Man kann sogar sagen, wir
leben in einer Anarchie; erst vor wenigen Tagen ist ein Fremder ermordet worden – und Mr.   Appleby will wissen warum. Wir sollten ihm nicht noch mehr zu tun
geben.« Dunchue trat einen weiteren Schritt vor. »Was es hier an Gesetz gibt,
müssen wir selbst schaffen. Dies ist unsere Grabung. Und wenn Sie uns in die
Quere kommen, dann, glauben Sie mir, haben Sie Ihren letzten Wurm gegessen. Im
Gegenteil, dann sind Sie Fraß für die Würmer.« Und Dunchues bitteres Lachen
scholl hinaus zu den Hügeln.
    Diana hatte sich niedergesetzt und verfolgte die Aufwärmrunde mit
großen, sichtlich zufriedenen Augen; es war offenbar nicht die Art von Vorfall,
bei der ihr blümerant wurde. Sie betrachte Dunchue mit etwas, das Appleby – als
seine Gedanken einmal kurz bei Nebensächlichem verweilten – als gar zu
leichtfertige Bewunderung vorkam. Trotzdem hatte er nicht die Absicht
einzugreifen. Statt dessen setzte er sich selbst nieder und kitzelte George mit
einem Strohhalm am Ohr. George gab unbestimmbare Laute von sich; vielleicht
versuchte er seinerseits hämisch zu lachen. Hailstone änderte den Winkel, in
dem sein Schirm stand, als könne er damit die Temperatur auf der Oberseite des
Tumulus senken. Mehrere Sekunden lang hing die ganze Szene in der Luft, alle
schienen zu warten, was geschehen würde. Dann machte Heaven kehrt und ging
zurück zu der Stelle, an der sie ihn zuerst gesehen hatten. Die Schwalben
flogen zum Schornsteinloch hinaus und waren fort.
    Die Begegnung war jedoch noch nicht zu Ende. Sie beobachteten, wie
er sich niederbeugte, etwas aufhob und ihnen dann wieder entgegenkam, zuckender
denn je, ein Bild in einem Daumenkino. »Nichts für ungut«, sagte er; »Mrs.   Kittery und Mr.   Appleby sollen ja nicht den Eindruck bekommen, daß es echte
Feindseligkeit in unserer kleinen Gemeinde gibt.« Nach wie vor amüsierte er
sich königlich, auch wenn er Dunchue nicht aus den Augen ließ; sein ganzer
Körper zuckte nun, hatte die Bewegungen des Kopfes aufgegriffen, drohte einen
kleinen Stapel in Butterbrotpapier gewickelter Sandwiches zum Umkippen zu
bringen, den er mit dem Geschick eines Seehunds im Zirkus balancierte.
»Ein recht anständiger Kaviar; vielleicht werden Sie mir gestatten, Ihnen
zusätzlich zu Ihrem eigenen Proviant davon anzubieten?« Er

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