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Applebys Arche

Applebys Arche

Titel: Applebys Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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meckerte, er muhte.
»Als kleine Wiedergutmachung, verstehen Sie, dafür daß ich – wie war das? – der
pazifischen Archäologie in die Quere gekommen bin.« Er hielt Hailstone den
Stapel hin. »Oder darf ich vielleicht Mr.   Appleby etwas anbieten?« Er packte
die Brote aus. Keiner sagte ein Wort. Er hielt inne. »Tja, es scheint wirklich
Kaviar vor die … für das Volk. Vielleicht werden wir uns morgen sehen, manche
von uns, und in besonnenerer Stimmung sein.«
    Heaven verneigte sich vor Diana, wandte sich um, sammelte seine
Sachen zusammen und ging davon. Und als sein Kopf am Horizont des
Langgrabes verschwand, verstummten die Schwalben, die Kühe legten sich zur Ruhe
und der Donner verhallte in der Ferne.
    »Seltsam«, sagte Appleby, als er mit Diana auf dem Rückweg zum
Hotel war. »Seltsam, das mit dem Kaviar. Erinnerst du dich an den Schwarzen
Fleck in der Schatzinsel? Genau so etwas war das – ein Zeichen, das dem Feind zu verstehen gibt, was ihm bevorsteht. Ich denke,
der Kaviar war so eine Art Schwarzer Klecks. Heaven überbringt Hailstone den
Schwarzen Klecks. Sehr seltsam.« Er sprach abgehackt, denn sein Blick huschte
unablässig hierhin und dorthin auf dem Strand vor ihnen.
    Es herrschte Ebbe und die zurückgehende Flut ließ eine Myriade
winziger Muscheln zurück; dazwischen lagen Tausende von ockerfarbenen haarigen
Kugeln in allen Größen – eine verdorrte Frucht der See, vielleicht aus der
bizarren Welt des Tongagrabens aufgestiegen. Diana beugte sich vor wie Atalanta
und hob im Gehen eine der Kugeln auf; sie lag in ihrer Hand leicht wie
Distelsamen und sah doch solide aus wie ein Tennisball. »Es ging nicht nur um
die Kaviarbrote«, sagte sie nachdenklich, »es ging auch um das Butterbrotpapier.
Vielleicht steckte da die Drohung drin. Kein Schwarzer Fleck und kein Schwarzer
Klecks, sondern hundsgemeine Erpressung. Womöglich waren die Sandwiches in
Drohbriefe eingewickelt …«
    Er war stehengeblieben und sah sie mit ehrlicher Bewunderung an.
»Hast du das Papier gesehen? Mir ist nichts daran aufgefallen.«
    »Nur die Kanten. Es sah wie gutes Butterbrotpapier aus – ziemlich
dick. Aber eher gelb. Es sah irgendwie alt aus. Wie
dieses …«
    »Pergament.«
    »Genau. Eine alte Urkunde, ein Plan, eine – eine Landkarte.«
    Er lachte – doch nicht allzu glücklich. »Schon wieder die Schatzinsel.
Und sie paßt ja auch. Jack und Ernest und der brave Pastor sind in der falschen
Zeit.« Wieder blickte er sich nervös in alle Richtungen um. »Ich wünschte, wir hätten
auch einen so schönen, undurchdringlichen Palisadenzaun. Ich wünschte, wir
könnten dich ins Apfelfaß stecken, Diana, und dann wüßten wir, was auf dieser
Insel vorgeht.« Er schüttelte den Kopf. »Aber eine Schatzkarte paßt trotzdem
nicht ins Bild … Mit diesen Dingern könnte man eine tropische
Schneeballschlacht machen.« Er versetzte einem der größeren Bälle einen Tritt,
daß er hinaus aufs Meer flog.
    »Ich hätte gedacht, eine alte Karte wäre genau das Richtige.« Diana
klang enttäuscht. »Aber wenn dir das so viele Sorgen macht – meinst du nicht,
man könnte es aus Heaven … herausbekommen? Ich kann mir nicht vorstellen, daß
er viel Mumm hat.«
    »Das mag sein. Wahrscheinlich würde er plaudern. Aber es wäre nicht
ganz anständig, oder? Schließlich leben wir auf Kredit in seinem Hotel und
haben kaum Aussicht, in der nächsten Zeit von hier fortzukommen.«
    Diana nickte weise. »Stimmt«, sagte sie, »das wäre wohl nicht der
Zeitpunkt, ihn in die Mangel zu nehmen. Anscheinend hat er eine Jacht, aber
keiner weiß, wann sie wieder hier vorbeikommt … Das erinnert mich. Ich sollte
dir noch etwas von Dunchue sagen. Etwas, das ihm wieder eingefallen war. Über
den armen Pongo. Ponto, meine ich.« Einen Moment lang blickte sie bekümmert
drein. »Wie schnell man Leute vergißt, wenn sie erst einmal tot sind.«
    »Was war Dunchue wieder eingefallen?«
    »Nicht viel. Als Heavens Jacht hier vor Anker lag, war Dunchue beim
Kapitän zu Gast. Die haben ein richtig großes Radio an Bord – hier auf der
Insel gibt es ja keines –, damit konnte man Sachen von überall empfangen. Und
er weiß noch, daß in einer Sendung aus Kapstadt etwas über Ponto Unumunu kam.
Er konnte sich nicht mehr erinnern was, aber er hatte das Gefühl, daß es etwas
mit Kimberley zu tun hatte … Ist das ein Ort?«
    »Ja.« Appleby schürzte die Lippen, als wolle er einen Pfiff
ausstoßen, aber dann tat er es doch nicht. »Sonst noch

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