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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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Seilen in die Tiefe ließen, fasste sie das Schäufelchen, um ein wenig Erde in die Grube zu werfen. In dem Moment reichte Gregor Hilgemann ihr einen kleinen Blumenstrauß.
    »Sie sagten einmal, Ihre Mutter würde Rosen lieben. Daher habe ich ein paar besorgt!« Es klang ein wenig ängstlich, so als befürchte er, Caroline könnte sein Geschenk zurückweisen.
    Sie lächelte jedoch unter Tränen und warf den Strauß auf den Sarg. »Danke, Herr Hilgemann! Meine Mutter hätte sich über Ihre Geste sehr gefreut«, sagte sie und trat zur Seite, damit auch Lore, Fridolin und die anderen an das Grab treten und ein wenig Erde hineinwerfen konnten.
    Zwar waren es alles Fremde, doch Caroline sah sie lieber am Grab ihrer Mutter als ihre Verwandtschaft, die sich in dem Augenblick von ihnen losgesagt hatte, in dem der Hammer des Auktionators im Saal des väterlichen Gutshauses gefallen war.

XIII.
    L ore hatte für den Leichenschmaus eine kleine Gaststätte an der Großgörschenstraße ausgesucht, deren Nebenraum der kleinen Trauergemeinde genug Platz bot, und den Wirt angewiesen, ein ordentliches Mahl aufzutragen. Für Caroline hätte sie trockenes Brot und Wasser bestellen können, denn diese nahm in ihrer Trauer kaum wahr, was sie aß. Aber Lore wollte sichergehen, dass Fridolin, Mary und Konrad mit dem Gebotenen zufrieden waren.
    Dies schien der Fall zu sein, denn nach mehreren Gläsern Wein und ein paar Schnäpsen begann Konrad, Schnurren aus seiner Zeit bei der christlichen Seefahrt zu erzählen, und der Pastor gab einige lustige Begebenheiten aus seinem Studentenleben zum Besten.
    Caroline, die zuerst wie erstarrt auf ihrem Platz gesessen hatte, hörte den beiden aufmerksam zu. Auch wenn es um ihre Mundwinkel noch schmerzlich zuckte, tat ihr die gelöste Atmosphäre gut.
    »Was werden Sie jetzt anfangen, Fräulein von Trepkow?«, fragte Gregor Hilgemann unvermittelt.
    »Ich habe Caro gebeten, vorerst bei uns zu wohnen, und hoffe, dass sie dies auch tut«, sagte Lore, als ihre Freundin nicht sofort antwortete.
    Auf Carolines Lippen erschien ein wehmütiges Lächeln. »Ich danke Ihnen sehr dafür, denn ich wüsste wirklich nicht, wohin ich mit der guten, alten Fiene gehen sollte. Ich werde alles für Sie tun und auch fleißig für Ihren und Mrs. Penns Modesalon nähen. Wenn Sie wollen, arbeite ich sogar dort.«
    »Ich glaube nicht, dass dies nötig sein wird«, warf Mary ein. »Nachdem ich eine weitere Näherin und ein Lehrmädchen einstellen musste, ist ohnehin nicht mehr genug Platz für eine weitere Angestellte. Da ist es besser, wenn Sie bei Lore arbeiten. Immerhin sind Sie von Adel und sollten deswegen nicht ins Gerede kommen.«
    Caroline seufzte. »Liebe Mrs. Penn, es hat in den letzten Wochen Zeiten gegeben, da hätte ich meinen Adelstitel für eine einzige richtige Mahlzeit für meine Mutter, Fiene und mich hergegeben – oder für einen Arzt, der meiner Mutter hätte helfen können. Da kommt es auf ein paar übelwollende Stimmen wirklich nicht an.«
    »Wissen Sie, dass Sie sehr tapfer sind?« Gregor Hilgemann sah Caroline bewundernd an. Gerne hätte er mit mehr als ein paar tröstenden Worten geholfen, doch das wenige Geld, das in seiner Börse gewesen war, hatte er längst ausgegeben, und er lag, wie er bitter feststellte, nun Konrad und Mary auf der Tasche. Um sich ein wenig nützlich zu machen, führte er die Bücher des Modesalons, spielte mit dem kleinen Jonny und stand auch sonst bereit, wenn das Paar einen Helfer brauchte. Dennoch fühlte er sich als Schmarotzer, und er begriff, dass Caroline ähnlich empfinden musste.
    Das Gespräch verflachte, und kurze Zeit darauf verabschiedete Fridolin sich mit dem Hinweis, er müsse zur Bank. »Hinterher werde ich den Kommandeur des Regiments aufsuchen, dem ich beitreten will. Liebe Lore, ich bitte dich daher, heute Abend nicht auf mich zu warten.«
    »Weißt du schon, wann genau es mit deinem Dienst losgehen wird?«
    »Leider bereits nächste Woche. Einer der Leutnants wurde wegen einer Ehrensache in die Provinz versetzt, und da das Regiment derzeit knapp an Offizieren ist, hat Oberst von Scholten mich gebeten, eher einzutreten. Du weißt ja, der Wunsch eines Vorgesetzten ist so gut wie ein Befehl.«
    »Das hättest du mir auch eher sagen können!«, sagte Lore enttäuscht.
    »Ich weiß es erst seit zwei Tagen und habe in der ganzen Aufregung um Frau von Trepkows Beisetzung ganz vergessen, es dir mitzuteilen.«
    »Dann sei es dir verziehen!« Lore lächelte und sagte

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