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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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hat es dem Gut entzogen und dir zugesteckt! Wie hättest du dir sonst diesen Schneiderladen kaufen und den Lumpen, den du geheiratet hast, bei einem Bankier als Teilhaber einkaufen können?«
    Nun spitzten alle die Ohren. Der Kaffee und der exzellente Kuchen, den Frau von Stenik aus der Konditorei Kranzler hatte kommen lassen, waren fürs Erste vergessen.
    »Mein Großvater hat mir nur das Geld vermacht, das er aus dem Erlös seines letzten, ihm verbliebenen Besitzes erzielt hat und das mir als seiner leiblichen Nachkommin zustand. Doch die Banknoten sind leider mit dem Schnelldampfer
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in der Themsemündung versunken. Alles, was mein Ehemann und ich besitzen, haben wir der Güte des Grafen Retzmann zu verdanken, der mich in seinem Testament bedacht hat, weil ich seiner Enkelin auf der
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das Leben gerettet habe.« Lore sprach in einem gelassenen, freundlich klingenden Ton, der auf die Damen nicht ohne Wirkung blieb.
    »Von diesem Schiffsuntergang habe ich gelesen«, warf Kriemhild von Wesel ein. »Sind damals nicht mehrere Nonnen ertrunken?«
    »Sie sind selbst auf diesem Schiff gewesen, liebe Frau von Trettin?« Ihre Tischnachbarin interessierte sich für die Einzelheiten des Unglücks, das bereits mehr als fünf Jahre zurücklag, und bat Lore, davon zu erzählen.
    Obwohl Lore nicht gerne an die Katastrophe zurückdachte, tat sie der Frau den Gefallen und berichtete von jenem schrecklichen Dezembersturm, in dem die
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auf ihrer Fahrt nach London auf einer der berüchtigten Sandbänke in der Themsemündung gekentert war.
    Während die anderen Damen an Lores Lippen hingen, brütete Malwine von Trettin düster vor sich hin und nutzte die erste Gelegenheit, um ihre Verwandte bloßzustellen.
    »Wie konnte Graf Retzmann dich in seinem Testament bedenken, wenn er doch selbst auf der
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ums Leben gekommen ist?«, fragte sie mit schneidender Stimme.
    Lore lächelte. »Graf Retzmann hat sein Testament auf dem Schiff verfasst und es mir für den Fall anvertraut, dass er selbst das Unglück nicht überleben werde. Darin hat er festgehalten, dass ich, falls es mir gelänge, seine einzige Nachkommin, Komtess Nathalia, zu retten, eine ansehnliche Summe erhalten solle. Thomas Simmern, sein Testamentsvollstrecker und Nathalias Vormund, hat mir das Geld später ausbezahlt. Von Gut Trettin habe ich gar nichts bekommen, und die Summe, die vom letzten Besitz meines Großvaters stammte und die mir von Rechts wegen zustand, ist bei dem Schiffsuntergang verlorengegangen!«
    Letzteres stimmte nicht, denn Lore hatte dieses Geld durchaus retten können. Das aber hatte sie bereits damals verschwiegen, weil sie Angst gehabt hatte, ihr Onkel Ottokar und dessen Frau würden es ihr abnehmen. Immerhin hatten die beiden ihren Großvater, Freiherrn Wolfhard Nikolaus von Trettin, mit Hilfe eines windigen Richters um das Gut Trettin gebracht. Deswegen hatten sie und der alte Herr in einem kleinen, verfallenden Jagdhaus leben müssen und kaum das Notwendigste zum Leben gehabt.
    Nicht zuletzt deswegen hasste sie Malwine, die sie als die treibende Kraft hinter den Umtrieben ihres Onkels ansah. Sie wusste allerdings, dass sie sich dieses Gefühl niemals anmerken lassen durfte. Solange es ihr gelang, ruhig zu bleiben und Malwine als Verleumderin hinzustellen, konnte sie die Meinung der besseren Gesellschaft zu ihren Gunsten wenden und den Skandal vermeiden, den sich Fridolin als Grünfelders Kompagnon nicht leisten konnte.
    Malwine versuchte zurückzubeißen, merkte aber rasch, dass keine der anderen Damen bereit war, ihr beizustehen. Selbst Frau von Stenik interessierte sich mehr dafür, von Lore zu erfahren, wie die Leute in England lebten, als für deren Streit mit ihrer Verwandten.
    Daher blieb Malwine von Trettin nichts anderes übrig, als sich zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu verabschieden. Das Gefühl, eine Niederlage erlitten zu haben, brannte wie Feuer in ihr, und sie überlegte voller Wut, wie sie es Lore heimzahlen konnte.

XV.
    A m Abend desselben Tages trafen sich die Herren in Rendlingers palastähnlichem Stadthaus am Grunewald, um die vereinbarte Summe für die Anzahlung der Dampfyacht zu übergeben. Der Hausherr hatte den größten Raum für seine Gäste öffnen lassen, so dass diese sich in einer historisierenden Umgebung wiederfanden, die der Einrichtung des Rittersaals einer feudalen Burg nachempfunden war.
    Grünfelder fühlte Neid in sich aufsteigen. Mit diesem Prunk konnte er trotz mehrerer

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