APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)
mich das sehr. Ich wusste zwar, dass sie der Seth-Stimme gegenüber wahrscheinlich misstrauisch war, aber ich hatte mir vorgestellt, dass sie die entsprechenden Ideen ansprechen würden – sie waren ja grundsätzlich ähnlich wie die ihren, höchstens vielleicht noch etwas spezifischer fokussiert. Ich hatte eine Art Debatte mit ihr über all das erwartet, ein paar ins Detail gehende Argumente, vielleicht sogar eine breitere Diskussion über Träume, Zufälle, unterhaltsame kleine Beispiele von ASW – alles Dinge, über die wir bereits einmal ohne irgendeinen Groll gesprochen hatten. Natürlich wusste ich, dass sie nichts für meine Freundschaft mit Jane übrig hatte, aber hier ging es ja um ein Buch , über das wir diskutierten, und ich dachte, sie würde von einem literarischen und nicht von einem persönlichen Standpunkt aus reagieren.
Wie verschwommen auch immer diese kleine Fiktion von mir war, so war sie doch aus der grundsätzlichen Zuneigung entstanden, die meine Mutter und mich trotz unserer Unterschiede verband. Daher traf mich ihre Schwindler-Beschimpfung wie ein Schlag ins Gesicht: Meine eigene Mutter dachte, ich sei eine Idiotin! Aber ich sagte nichts. Ich hatte sie ja herausgefordert, und sie hatte ein Recht auf ihre eigene Meinung. Ich schluckte die meinige hinunter und ließ sie dort unten vor sich hingären.
Weil mich nämlich später, im Dunklen, eine kleine Stimme – winzig, sarkastisch, mit den Augen meiner Mutter – fragte: „Und nun? Worauf will sie denn hinaus?“
Nie glaubte ich auch nur eine Sekunde daran, dass Jane und Rob Schwindler sein könnten oder dass sie etwas von mir „wollten“ (außer meinen eigenen besten Anstrengungen für mich selbst). Die Beschuldigung war auf so vielen Ebenen und aus so vielen Gründen so völlig absurd, dass es sinnlos war, sich damit auseinanderzusetzen. Entweder die Ideen gefielen einem oder eben nicht, entweder man kaufte die Bücher oder holte sie sich aus der Bibliothek, was gab es denn noch weiter dazu zu sagen? Nichts. Punkt. Worum ging es denn hier? Ging es um Janes entschiedene, unbescheidene Art, sich ausdrücken? Aber das war ja genau die Eigenschaft, die meine Mutter normalerweise bewunderte .
Einiges davon mag ja auch eine Frage der Gedankenassoziation gewesen sein, was ich völlig verstehen kann. Von Anfang an war es äußerst abstoßend für mich und sicher auch für Jane gewesen zu erleben, wie ihr Werk in die New Age-Kategorie, die so wenig gesunden Menschenverstand und so wenig Urteilsvermögen über den Inhalt der solcherart definierten Werke aufwendete, eingereiht wurde. Mit der von meiner Mutter vertretenen Meinung über Religion im Allgemeinen und über ihren Glauben an die Allgegenwart von Stumpfsinn im Speziellen muss ich annehmen, dass sie Janes Werk und schließlich Jane selbst nicht von ihrem tiefen Misstrauen gegenüber Verkaufsargumenten trennen konnte; und sie schloss dabei, ohne es groß zu begründen, gerade mal alles ein, das irgendwie nach organisiertem metaphysischem Was-Auch-Immer roch (obwohl sie bis anhin zumindest mit den betreffenden Personen einigermaßen freundlich umgegangen war).
Das ist jedoch eine Vermutung und kratzt nicht einmal an der Oberfläche der noch finstereren Sorgen, die mehr oder weniger unterschwellig im Herzen aller besorgten Eltern liegen, ganz zu schweigen von den noch rätselhafteren Möglichkeiten multidimensionaler Beziehungsfaktoren – vielleicht. Alles brach mit noch viel größerer Antipathie als bei der bereits beschriebenen Hauskauf-Angelegenheit hervor (ich wusste ja, dass so etwas geschehen würde – wie hätte ich es mir anders vorstellen können?). Erst lange nachdem meine Mutter wie auch Jane gestorben waren, konnte ich das Ganze einmal so weit aussortieren, um einige meiner gefühlsmäßigen Reaktionen überhaupt begreifen zu können (ich sagte Jane nie etwas davon). Leider konnten sie beide es nie miteinander ausfechten; beide hatten einen ähnlichen literarischen Hintergrund und Jane hätte vielleicht die Lebenseinstellung meiner Mutter geschätzt, weil sie von jemandem stammte, deren Vergangenheit derjenigen von Jane so viel ähnlicher war als zum Beispiel meine eigene.
Viel später begegnete ich ähnlichen Empfindungen – erstmals 1994, als ich nach dem roten Faden meines ersten Treffens mit Jane suchte und dabei einen alten Bekannten aus der Oberschulzeit anrief, der heute Berufsfotograf ist und den ich hier Gary nenne; ich wollte die Reihenfolge der
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