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Aqua

Aqua

Titel: Aqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martini
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Kellerschacht, der eben noch von einem Sandsack verdunkelt worden war. Mit dem Licht strömte im breiten Schwall Wasser herein, floss in Kaskaden über die Regalböden, wobei es kleinere Kartons zu Boden schwemmte.
    Die Tür stieß gegen etwas, das sich nicht bewegen ließ, auch nicht, als sie sich dagegenstemmte.
    »Leo!«, rief sie, diesmal so laut sie konnte. Im Flur regte sich nichts mehr.
    Wahrscheinlich hatte das Wasser etwas aufgetrieben und zum Umfallen gebracht. Sie warf sich mit der Schulter an die Tür, aber sie war von außen blockiert. Sie wollte nach dem Gegenstand tasten, der dahinter klemmte, doch der Spalt war so schmal, dass sie nicht einmal die Finger durchstecken konnte. Die Werkzeugkiste hatte Leo bereits nach oben gebracht.
    Nur eine uralte schwarze Zange steckte in einer Leiste an der Wand. Sie ließ sich kaum auseinander biegen, als Vera Helmes einen der angerosteten Griffe in den Spalt in der Tür klemmte. Als sie damit nichts ausrichten konnte, versuchte sie es mit beiden Griffen, ohne damit eine größere Hebelwirkung erzielen zu können, als sie den Kopf der Zange umklammerte und sich mit dem Knie gegen den Türrahmen stemmte. Mehr als eine kleine Kerbe in der Tür brachte sie nicht zustande. Sie pfefferte die Zange auf die Werkbank und rieb sich die schmerzenden Hände an der Jogginghose, deren Stoff schwer an ihr herunterhing. Das Wasser hatte sich darin bis über die Knie gesogen. Es platschte weiterhin über die Regale herein. Durch den Spalt in der Tür lief weit weniger ab, als durch den Schacht hereinströmte. Der Raum würde sich langsam wie eine Badewanne füllen. Vera stellte sich auf die Zehenspitzen und rief aus Leibeskräften in Richtung des Schachtes um Hilfe. Sie wählte den Notruf an ihrem Mobiltelefon und gelangte in eine Warteschleife. Nach der zigsten Wiederholung der Ansage legte sie auf, weil sie fürchtete, der Akku könne nicht mehr lange halten.
    Sie wusste nicht, ob es die Kälte oder die Angst war, die sie am ganzen Körper zittern ließ, ihr an der Wirbelsäule Schauer entlang jagte, ihr den Atem nahm. Sie hatte es aufgegeben, um Hilfe zu rufen, denn das Wasser schien draußen schon höher als der Kellerschacht gestiegen zu sein und verschluckte ihre verzweifelten Schreie.
    Immer wieder blickte sie auf ihr Mobiltelefon, während sie die Position im Raum wechselte, aber es blieb dabei, es bekam hier unten keine Verbindung zum Netz. Um auf die Werkbank zu gelangen, wuchtete Vera Helmes einen Karton aus dem Regal. Die braune Brühe spritzte ihr bis auf die Weste. Beim Zurückweichen verlor sie einen Schuh. Mit beiden Händen versuchte sie den auf dem Wasser dümpelnden Karton nach unten zu drücken. Die Pappe verfärbte sich bald dunkel, schwamm aber noch eine Weile. Als sie in Schräglage geriet und mit einer Kante auf dem Kellerboden auftraf, setzte Vera einen Fuß darauf. Kaum hatte sie den anderen Fuß gehoben, brach sie durch die aufgeweichte Pappe und sackte in klirrend zerbrechendem Porzellan ein.
    »Scheiße! Scheiße! Scheiße!«, fluchte sie. Den Fuß ließ sie im Karton, zum Glück war es der mit dem Schuh, während sie den Oberkörper auf die Werkbank legte und sich mit Händen und Ellenbogen weiter vorwärts zog, bis sie endlich ein Bein über die Kante wuchten und ihren Schwerpunkt nach oben verlagern konnte. Sie putzte sich Sägespäne und Staub von den Händen an der Weste ab. Die tiefe Decke ließ nur zu, dass sie gebückt stehen konnte.
    Sie stieß einen kleinen Freudenschrei aus, als ihr Mobiltelefon die Verbindung zum Netz anzeigte.
    Leos Nummer war besetzt, vielleicht versuchte er in diesem Moment, sie zu erreichen. Bei der Festnetznummer, auf der sonst ein Band lief, wenn alle Nummern besetzt waren, ertönte diesmal nur Dauertuten. Der Akku in ihrem Handy war weniger als viertelvoll. Nach dem zweiten Versuch bei Leo wählte sie die Feuerwehr an. Auch diese Nummer war besetzt, ebenso die der Polizei.
    Das Wasser reichte bereits bis zur Werkbank. Vera stellte fest, dass sie verschiedenfarbige Socken trug, einen beigen und einen roten, gefärbt von ihrem Blut. Sie hatte sich oberhalb des Schuhs den Fuß an den Porzellanscherben verletzt. Schmerzen fühlte sie nicht.
    Auf der Treppe nach oben hatte Walde keine Hand frei, um in seine Jacke zu greifen. Bis er die schwere Kiste mit den Lebensmitteln in der Küche abgestellt hatte, war sein Telefon schon wieder verstummt. Dort begrüßte er Frau Schäfer, die am Herd stand, wo der Duft von Gemüsesuppe

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