Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aqua

Aqua

Titel: Aqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martini
Vom Netzwerk:
hinunter.
    Draußen wurde ein Dieselmotor angelassen. Nach ersten Umdrehungen unter Vollgas tuckerte er im Gleichtakt weiter. In dieser Situation war es vernünftig, nicht vom Strom abhängig zu sein. Die Metalltür schleifte leicht über die Fliesen und drückte das Wasser zurück, das ihm nun entgegenlief und sich mit dem vereinte, das hinter ihm die Treppe herunterfloss. Hansen hielt inne. In den schmalen, dunklen Flur fiel weiter hinten schwaches Licht. Es drang von oben durch einen Holzverschlag, der oberhalb der Türen bis zur Decke reichte. Außer dem Dröhnen des Motors war nichts zu hören. Jetzt erkannte Hansen die Umrisse der Kartons, die den Kellertüren gegenüber aufgestapelt waren. Unten waren sie vom Wasser, das anscheinend durch die Sandsäcke vor den Kellerluken sickerte, bereits dunkel gefärbt. Er pirschte sich auf Fußspitzen durch den Flur an zwei Türen vorbei bis zu dem Raum, aus dem das Licht fiel. Draußen setzte der Motor aus. Hansen wagte kaum mehr zu atmen.
    Durch das Gitter hörte er, wie jemand hinter der Tür werkelte, wahrscheinlich Gegenstände danach sortierte, was aufgegeben und was gerettet werden sollte. Er vernahm Seufzen und Wortfetzen. Drinnen schien eine Frau Selbstgespräche zu führen. Ein beruhigendes Lächeln würde ihm wohl kaum gelingen, wenn Vera Helmes jetzt die Tür öffnete. Das Tuckern setzte wieder ein.
    Der erste der Kartons, den er anzuheben versuchte, erschien ihm zu schwer, den zweiten konnte er mit der linken Hand unterfassen. Vermutlich passte er in den schmalen Durchgang zwischen der Kartonreihe auf der gegenüberliegenden Seite und der Tür des Kellerraums. Kurz vor dem Abstellen rutschte er ihm aus der Hand und klatschte ins Wasser.
    Vera Helmes beruhigte sich mit dem Gedanken, der automatische Türschließer habe es geschafft, die Kellertür über den unebenen Boden zurückzuziehen und gegen den Rahmen prallen zu lassen. Sie atmete tief durch, hob dabei einen Fuß. Weil ihre Socken durchnässt waren, verstaute sie die Taschenlampe in der Westentasche und packte beherzt den ersten Karton. Sie musste ihn in Schräglage fixieren, um den Deckel aufklappen zu können. Mit einer Hand hielt sie ihn fest und griff sich mit der anderen die noch eingeschaltete Lampe. Es war der ausrangierte Küchenkram, den sie bereits gestern Abend inspiziert hatte. Sie stellte die Kiste zurück und versuchte nachzudenken. Noch bestand keine Gefahr. Wo konnte die Schachtel mit den Fotos sein? Mit ausgestrecktem Arm räumte sie den Kleinkram auf Leos Werkbank zur Seite und stellte dort den nächsten Karton ab. Er enthielt ein in Zeitungen verpacktes Kaffeeservice mit einem Muster, das wohl nie wieder in Mode kommen würde. Der nächste Karton war so schwer, dass sie ihn kaum auf den Tisch gewuchtet bekam. Darin waren die Bücher, Hefte und Ordner aus ihrer Studienzeit. Sie ließ ihn auf der Werkbank stehen. Den sollte sie ebenfalls in Sicherheit bringen, wer weiß, ob sie nicht doch das Jurastudium fortführen würde. Draußen im Flur rumpelte es.
    »Leo, bist du es?« Wenn man ihn brauchte, war er zur Stelle.
    Es wurde langsam Zeit, hier weg zu kommen. Schade um die Fotos, aber nun war es ihr wichtiger, sich selber in Sicherheit zu bringen.
    Die lauten Rufe ließen Hansen zusammenschrecken. Er hatte einen zweiten Karton auf den untersten gewuchtet, als die Tür dagegen stieß. Durch den Spalt fiel Licht in den Flur. Er drehte sich um und eilte den Gang entlang zurück. Eiskaltes Wasser lief ihm in die Schuhe. An der Stahltür zum Treppenhaus schaute er sich um. Sein erster Impuls war, sie abzuschließen, doch dann wischte er den Türgriff mit dem Ärmel seiner über die linke Hand gezogenen Jacke ab. Auf der Treppe nach oben spürte er, wie die bis zu den Knien nasse Hose an seinen Waden klebte.
    Wieder sah er sich nicht um, als er auf die leicht wackelnden Holzbohlen hinaustrat und dabei den Rahmen des Fensters mit dem Bund des Ärmels abwischte. Niemand kam ihm entgegen, und als er sich am Ende des Stegs auf der Straße erneut auf den Weg zu Vera Helmes’ Haus machte, sah er, dass ihm auch niemand gefolgt war. Am dritten Kellerschacht unterhalb der Haustür stand er bereits bis zu den Knien im Wasser. Die nassen Säcke ließ er in das bräunliche Wasser gleiten und beobachtete einen Moment, wie es sich in den Schacht zum Keller ergoss.
    Als Vera Helmes die Taschenlampe wieder einsteckte, um sich dem letzten Karton zuzuwenden, wurde ihr das Licht bewusst. Es fiel aus dem

Weitere Kostenlose Bücher