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Aqua

Aqua

Titel: Aqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martini
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einem dampfenden Topf entströmte.
    »Wir hoffen ja, dass es nicht zum Schlimmsten kommt«, sagte sie und drückte ihm und Jo die Hand. »Jedenfalls sind Sie bei uns herzlich willkommen. Seitdem unsere Kinder aus dem Haus sind, verfügen wir über drei praktisch immer leer stehende Gästezimmer.«
    Sie zeigte nach oben. »Da ist auch genügend Platz, um was abzustellen, das Sie vorsichtshalber in Sicherheit bringen wollen.«
    Im Zimmer nebenan, in das sie Frau Schäfer führte, saß ein älterer Mann mit Mathilda auf dem Teppich. Memorykarten waren fein säuberlich in Reihen ausgelegt.
    »Gießkanne!« Seine jüngste Tochter hielt stolz zwei Karten in die Höhe, auf denen die gleichen grünen Gartengeräte zu sehen waren.
    Walde und Jo bückten sich nacheinander herunter, um Herrn Schäfer die Hand zu reichen.
    »Sie müssen entschuldigen, wenn ich hier unten auf dem Teppich bleibe, aber bis ich mich aufgerappelt habe, das dauert ein Weilchen.«
    Hinter ihnen kam Annika zur Tür herein und setzte sich neben ihre kleine Schwester auf den Teppich.
    »Darf ich?« Jo war zu dem ovalen Tisch gegangen und beugte sich interessiert über die Pläne, die dort ausgelegt waren.
    »Ich hab’ mich in den letzten Jahren ein bisschen mit den Höchstständen der Mosel beschäftigt. Das war, wie sich jetzt herausstellt, leider viel zu selten Thema gewesen im Hochbauamt, als ich noch im Dienst war.« Der Mann streckte die Beine aus und drehte sich, beide Hände auf den Teppich gestützt, mit angestrengter Miene auf die Knie. Er zog sich mehr oder weniger an einem Fußschemel hoch und richtete sich leise stöhnend auf.
    »Mathilda, nur zwei!«, mahnte Annika und nahm ihrer Schwester eine aufgedeckte Karte aus der Hand und legte sie in die Reihe zurück. Diese grapschte gleich wieder danach. Ein kleines Gezänk entstand. Walde setzte sich zu den beiden und versuchte zu schlichten, indem er interessiert eine Karte ein wenig anhob und seinen Kopf ganz tief hinunter beugte, um unter die Karte zu linsen. Das erweckte die Neugier seiner Töchter.
    »Ein Piratenschiff?«, vermutete er.
    »Gibt es dabei nicht!«, stellte Annika fest.
    »Dann ein U-Boot«, versuchte er es.
    »Gibt es auch nicht. Zeig mal!«
    Er deckte die Karte auf. Es war ein Segelschiff.
    »Noch eins!« Mathilda legte mit beiden Händen Karten um. Das passende Motiv war nicht dabei.
    »Die kapiert das noch nicht.« Annika schüttelte den Kopf.
    Währenddessen hatten sich Uwe Schäfer und Jo über die Karten auf dem Tisch gebeugt.
    »Die Franzosen hatten damals die besseren Kartografen.« Der Hausherr schaltete eine Schreibtischlampe ein.
    »Kein Wunder, Napoleon hat sie ganz schön auf Trab gehalten«, sagte Jo und hielt inne. »Ah, die ist von 1801.« Er beugte sich über eine große historische Karte der Stadt, die den ganzen Tisch bedeckte, und fuhr mit dem Zeigefinger an einer schwarzen gewellten Linie vorbei. »Ist bis dahin das Hochwasser von 1784 gekommen?«
    »Das nehme ich nach der Auswertung von Augenzeugenberichten an«, antwortete Schäfer.
    »Haben Sie eine Prognose?«, fragte Walde.
    »Wenn ich die Pläne des Wasserwirtschaftsamts sehe, wird mir zwar schlecht, was alles passieren könnte, und es ist bereits schlimm, was schon alles überschwemmt wurde. Aber die schlimmsten Szenarien beginnen erst ab dreizehn Meter aufwärts. Von denen sind wir noch etwas entfernt.«
    »Wie weit?«, fragte Walde. Er hatte sein Telefon aus der Tasche genommen. Eine Mobilnummer erschien, die er nicht kannte, und die Nummer von Grabbe.
    »Etwa einhundertzwanzig Zentimeter.«
    »Und um wie viele steigt die Mosel stündlich?«
    »Um sechs Zentimeter«, sagte Jo. »Aber es hat aufgehört zu regnen und soll auch weitgehend trocken bleiben.«
    »Erst mal muss das ganze Wasser ablaufen. Alle Nebenflüsse haben Hochwasser, jeder Bach, jedes Rinnsal ist angeschwollen. Das kann dauern.«
    »Dann wären wir morgen bei über dreizehn Metern?«
    »Wenn sich die Lage nicht bis dahin entspannt«, Jo nickte mit ernster Miene, »kommen wir von der Divels Mühle in des Deuwels Küche.«
    Im Treppenhaus rief Walde die unbekannte Mobilnummer zurück. Nachdem er seinen Namen genannt hatte, war erst einmal nicht zu verstehen, was die aufgeregt klingende weibliche Stimme ihm mitzuteilen versuchte.
    »Können Sie bitte langsam sprechen«, forderte er die Frau auf, dabei versuchte er sich zu erinnern, ob er die Stimme kannte.
    Wieder erntete er nur Kauderwelsch.
    Doris kam ihm mit einem Stapel Bettwäsche

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