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Aqualove

Aqualove

Titel: Aqualove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nola Nesbit
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verzog den Mund zu einem Lächeln. Schon die Erwähnung des dünnen, blutleeren Carlos im Zusammenhang mit guter Laune war erheiternd.
    Ich versuchte zu verstehen, was Levent gerade gesagt hatte. Was hatte er eigentlich gesagt? Levent ein Mensch? Das war purer Irrsinn. Er wusste zu viel, konnte erstaunliche Dinge. Er dachte wie sie, sprach wie sie. Er hatte mit ihnen unter Wasser kommuniziert. Oder hatte er nur seine ständigen Kontakte zu Venus verschleiert? Vielleicht war er ein begnadeter Schauspieler. Was für eine fantastische Tarnung: im Körper des Feindes.
    Ich war eine der Letzten. Aber er? Wie konnte sein Menschsein unbemerkt geblieben sein? Ich bekam die Gedanken nicht in meinen Kopf, aber mein Herz verlangte nach mehr. Mein Körper lenkte mich ab: Meine rechte Hand, die wie ein Stück totes Fleisch auf meinem Bauch lag, fing immer mehr an zu stechen und zu brennen und forderte meine Aufmerksamkeit. Wie konnte dieses Organ selbst bei völliger Bewegungslosigkeit ein Eigenleben entwickeln? Ethan hatte sich wieder auf die Kante meines Bettes gesetzt.
    „Ich sehe dir an, dass du Schmerzen hast. Warte.“
    Für einen zu langen Moment verschwand er wieder aus meinem Gesichtsfeld hinter das Kopfende des Bettes. Ich wartete geduldig, bis er sich wieder zu mir beugte. Wir hatten Zeit. „Ich werde mir nie verzeihen, dass ich dich auf dem Boot im Stich gelassen habe.“ Sein Anblick war elend.
    „Eine gute Ausgangslage für lebenslange Demut.“ Es sollte leicht und unbeschwert klingen.
    „Was ist das?“ Ich starrte auf meinen Arm. Etwas ungewohnt Kühles floss plötzlich in meine Adern.
    „Die wunderbaren Errungenschaften der modernen Medizin. Gleich wird dir nichts mehr wehtun. Ruh dich jetzt aus, Nia.“
    Ich hatte eigentlich genug für den Rest meines Lebens geschlafen. Aber dann erinnerte ich mich plötzlich an Cem und den roten, größer werdenden Fleck auf seinem Rücken. „Wo ist Cem?“
    Ethan schüttelte nur traurig den Kopf. Ich versuchte im Schrecken der Erkenntnis zu verstehen, was er mir damit sagen wollte. Cem war tot? Der unerschütterliche, loyale, dunkle Cem. Ein Mensch war wegen mir gestorben. Ich starrte ins Leere. Die Tränen liefen wie von selbst über meine Wangen. Auch das Schluchzen schmerzte. Es fühlte sich wie eine kleine Strafe an.
    „Es ist nicht deine Schuld, Nia. Stevens, Andrews und auch Ashs Schuld, aber nicht deine. Bitte, quäle dich nicht so.“ Ich versuchte, die Tränen mit meiner freien linken Hand wegzuwischen. Der lästige Schlauch an meinem Arm hinderte mich daran.
    „Mach das ab, Ethan!“
    „Kommt nicht infrage. Oder ziehst du Spritzen vor?“
    „Schon gut“, sagte ich müde. „Das Ding darf bleiben.“
    „Ich werde deine DNA nochmals überprüfen müssen. Du bist plötzlich so nachgiebig.“
    „Nur vorübergehend“, äußerte ich schleppend.
    „Das habe ich befürchtet.“ Da war wieder dieses unwiderstehliche Lachen und in all den schwächer werdenden Stichen und Schmerzen ein Moment von Glück. „Nia, ich liebe dich.“ Warum sprach Ethan plötzlich so leise?
    Die Klarheit in meinem Kopf machte einer weichen, substanzlosen Watte Platz. Es gab unangenehmere Empfindungen. Ich suchte nach Worten, die plötzlich in ihre Buchstabeneinzelteile zerfielen.
    „Ethan. Bitte lass mich nicht allein!“ Ich rang mir ein letztes bisschen geballte Dringlichkeit ab.
    „Niemals.“ Seine Stimme klang ganz nah an meinem Ohr. Kaum noch hörbar und zusammenhängend zwang ich die Zahl aus meinen suchenden Lippen heraus: „Eine Million
    ... sechshunderttausend und ... eins.“ Es war eine sehr lange Zahl.
    „Schlaf jetzt, Nia.“ Mit dem Eindruck seiner weichen Lippen auf meinem Mund und dem unvergleichlich gut riechenden Hauch von Minze schlief ich ein.

Zeit
    Hätte wenigstens eine gepackte Tasche im Raum gestanden, unsere erneute Abfahrt wäre greifbar, verständlich gewesen. Aber wir hatten nichts, was zu packen gewesen wäre. Ich war ohne etwas gekommen, und so sollte ich auch wieder gehen. Ich hatte mich auf dem Bett zusammengerollt, auf dem ich die letzten Wochen verbracht hatte. Ethans mahnende Stimme klang mir noch in den Ohren.
    „Steh auf, Nia! Irgendwann musst du aufstehen.“
    Als Kind hatte ich mir immer demonstrativ die Ohren zugehalten, wenn meine Eltern mit mir geschimpft hatten. Das war für einen Erwachsenen Mitte zwanzig ein zugegeben unwürdiges Verhalten. Realistischerweise hätte ich mir beim momentanen Stand der Dinge ohnehin nur ein Ohr

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