Arabellas Geheimnis
und sich selbst zum Schlafen bereit gemacht hatte. Sie wusste nur noch vage, dass sie sich schließlich ins Bett gelegt hatte, wo sie vor dieser boshaften kleinen Giftpflanze mit den höhnischen dunklen Augen sicher war.
„Vielleicht könnt Ihr auch Tristans Kind auf die Welt hel fen, wenn ich ihm vor der nächsten Ernte einen hübschen Sohn schenken werde.“
Die Wörter drangen in einem fortwährenden Echo an ihr Ohr und wurden dabei immer lauter. Tristans Kind. Die grausame, selbstgefällige Rosalyn trug Tristan Carlisles Erbe in ihrem Leib. Das konnte nicht sein.
Doch sosehr Arabellas Herz es auch nicht wahrhaben wollte, so laut schrie ihr Verstand ihr zu, dass dies möglich sei. Doch es war ziemlich früh, für Rosalyn sicher zu sein, dass sie Tristans Kind trug. Besonders, da sie zum ersten Mal Mutter wurde. War es denkbar, dass Rosalyn log?
Aber wie konnte Arabella Zweifel haben, wo sie selbst erst kürzlich dem inständigen Werben des Ritters zum Opfer gefallen war? Hatte sie nicht erst an diesem Nachmittag neben ihm gelegen und sich nach seinen Zärtlichkeiten gesehnt, als wäre sie eine Frau, die nichts zu verlieren hatte? Was ließ sie glauben, dass ihre Reize im Vergleich zu denen einer anderen Frau etwas Besonderes wären?
Ihr Zorn über sich selbst wuchs mit ihrer Wut auf Tristan. Sie war eine voreilige Närrin gewesen, weil sie sich von seinen Aufmerksamkeiten und seiner Geschichte über eine unsterbliche Leidenschaft hatte einwickeln lassen. Nicht um alles in der Welt würde sie ihm noch einmal vertrauen. Nein, sie würde ihm noch nicht einmal mehr erlauben, ihr nahezukommen. Auch wenn sie heute Abend einen kurzen Moment lang fast gewünscht hatte, sie wäre diejenige, die Tristans treulose Liebkosungen kannte.
7. KAPITEL
Ein anhaltendes Klopfen weckte Arabella am nächsten Morgen. Sie versuchte nach Kräften es zu ignorieren, doch es wollte nicht aufhören.
„Arabella, bitte, lass mich ein.“
Selbst durch die schweren Samtvorhänge rund um ihr Bett erkannte Arabella Marias Stimme. Aber sie rührte sich immer noch nicht. Wenn sie die Tür öffnete, müsste sie sich dem Tag stellen, sich Rosalyn de Clair stellen und was noch schlimmer war, sich ihm stellen.
„Arabella, hier ist jemand, der dich sehen möchte“, rief Maria.
„Nein.“ Konnte Tristan Carlisle bei Maria sein?
Arabella griff nach einer goldenen Quaste, die um einen der Bettpfosten geschlungen war. Sie hatte sich immer noch nicht an den Luxus gewöhnt, der in der Burg der Gräfin herrschte. Arabella zog an der Quaste, um die Bettvorhänge aufzuziehen. Sie wickelte sich in eine kleine Pelzdecke, die am Fußende lag und machte dann die Tür auf. Maria hielt ein winziges Wesen in den Armen, dessen Augen verwundert blinzelten.
„Oh!“ Arabella streckte die Hand nach dem kleinen Bündel aus. „Er ist so schön. Hat Marta ihm schon einen Namen gegeben?“
„Noch nicht.“ Maria ließ sich auf einer Bank am Fuß von Arabellas Bett nieder. „Sie möchte, dass du das tust.“
„Nein.“ Arabellas Herz machte einen Sprung bei diesem ehrenvollen Angebot.
„Es ist wahr. Nach der Messe heute Morgen saßen die Gräfin und ich eine Weile an ihrem Lager. Marta hat den Vater des Kindes nicht geheiratet, und sie hat keine Familie. So hofft sie, dass du ihm einen Namen geben wirst, da sie und ihr Kind dir ihr Leben verdanken.“
Als sie daran dachte, dass sie mit ihrer Heilkunst im Leben der Menschen etwas verändern konnte, wurde es Arabella ein wenig leichter ums Herz. Sie würde nicht zulassen, dass die Nachricht von Tristans Tat ihr die Kraft raubte.
„Nun?“, drängte Maria und strich dem Kind zärtlich mit der Rückseite ihres Fingers über den Kopf. „Wie wirst du ihn nennen?“
„Stefan.“ Arabella wollte dem Kind, das sie als erstes ganz allein auf die Welt geholt hatte, einen ganz besonderen Namen geben. „Das war der Name meines Großvaters. Ich habe ihn nicht kennengelernt, aber meine Mutter erzählte mir, dass es niemals einen stärkeren und ehrlicheren Mann gegeben hat. Glaubst du, er wird ihr gefallen?“
„Ja.“ Maria lächelte, während sie beide den kleinen Jungen betrachteten, der gerade dabei war einzuschlafen. „So bald du angekleidet bist, müssen wir das Kind wieder zu seiner Mutter bringen. Lass mich Stefan halten, während ich mit dir über etwas Unangenehmes sprechen möchte. Es betrifft das Gefolge der Prinzessin.“
Voll Angst erwartete Arabella die Neuigkeit. Sie konnte es kaum ertragen,
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