Arabellas Geheimnis
lächelte Tristan an und nahm seinen Arm.
Bevor er sich ihrem Griff entziehen konnte, murmelte Arabella eine Entschuldigung und eilte in den Turm. Tristan blickte ihr nach und hoffte, dass er sie diese unerfreuliche Begebenheit vergessen lassen konnte, bevor sie ihre Reise fortsetzten. Nachdem er, was Arabella betraf, seinen Entschluss gefasst hatte, gab es für ihn keinen Grund, noch länger zu warten.
Rosalyn schmiegte sich enger an ihn, während sie durch den großen Burgsaal in den Teil des Turms gingen, in dem die gräfliche Familie lebte.
„Bitte, Tristan, seid mir nicht böse. Ich schwöre Euch, es ist nicht meine Schuld.“
Alle seine Sinne schrieen Alarm, als er die Angst in ihrer Stimme bemerkte. Er hielt unter einem niedrigen steinernen Bogengang inne, der zu dem Gemach der Prinzessin führte, und drehte Rosalyn zu sich um, sodass sie ihn ansehen musste.
„Was meint Ihr damit?“
Bevor sie antworten konnte, öffnete sich in ihrer Nähe eine Tür.
„Oh, da seid Ihr ja.“ Maria Natansia, das Mündel des Königs, das die Aufmerksamkeit Simons erregt hatte, trat aus einem Gemach hinaus in den Gang. Sie hielt sich sehr gerade und ihrem Benehmen fehlte jetzt die herzliche Wärme, die sie bei ihrer ersten Begegnung in Prag gezeigt hatte. „Wir haben nach Euch geschickt, Sir Tristan. Würdet Ihr uns Gesellschaft leisten?“
Über Marias Schulter hinweg konnte er die Prinzessin mit der Gräfin von Richt und zwei ihrer Söhne erkennen, die müßig herumstanden. Tristan konnte Marias Bitte wohl kaum abschlagen. Aber inzwischen ließ die Vorahnung eines schrecklichen Verhängnisses seine Haut prickeln.
„Natürlich.“ Er folgte Maria in den hell erleuchteten Raum, in dem mit Seide bezogene Sitzbänke in strengen Reihen unter den hohen Spitzbogenfenstern standen. Inzwischen war es draußen dunkel geworden, und in den eisernen Haltern an den Wänden ringsum brannten bereits Fackeln.
Die Prinzessin bedeutete Tristan, auf den bestickten Kissen Platz zu nehmen. Ein schmerzlicher Ausdruck lag auf ihrem jungen Gesicht. In dieser weiblichen Umgebung, mit all den Pfauen und Einhörnern, die von den reichen Wandbehängen auf ihn herunterstarrten, fühlte Tristan sich nicht eben wohl.
„Bitte Sir. Ich muss mit Euch über eine Sache von höchster Wichtigkeit sprechen.“ Die Prinzessin wartete, bis er sich gesetzt hatte, während die Gräfin und ihre grobschlächtigen Söhne sich neben einer kleinen Anrichte niederließen.
„Ich hoffe, niemand wurde während der Jagd verletzt?“ Tristan wusste, dass Mauberly ihn unterrichtet hätte, wäre das der Fall gewesen. Doch ein anderer Grund für diese seltsame Zusammenkunft fiel ihm nicht ein.
„Nein. Da Ihr Rosalyn hier seht, müsstet Ihr doch wissen, worum es geht.“ Anne blickte Tristan eindringlich an.
Von Minute zu Minute fühlte er sich unbehaglicher. Anne und Maria schauten erwartungsvoll zu ihm, als könnte er ihre Gedanken erraten. Verdammt, warum hatte Richard einen Kriegsmann zu seinem Abgesandten erwählt und keinen käsigblassen Hofschranzen, der mit Sicherheit gewusst hätte, was diese Frauen wollten.
„Nein, Prinzessin. Ich habe keine Ahnung, worum es sich handelt.“ Seine Antwort schienen die Prinzessin und Maria zu beunruhigen. Aber er bemerkte auch, dass Rosalyn, die Hände über dem mit Perlen bestickten Rock ihres Surcots gefaltet, ernst auf ihren Schoß hinuntersah.
Sie wusste, was die Prinzessin wollte. Und wenn man bedachte, was sie im Gang zu ihm gesagt hatte, dann hatte sie Angst vor seiner Reaktion. Ob es etwas mit Arabella zu tun hatte? Tristan erinnerte sich an den kalten Blick, den Rosalyn Arabella zugeworfen hatte und fragte sich, ob die Frau anfing, Arabellas Platz bei Hofe infrage zu stellen.
Anne erhob sich jäh und stellte sich hinter Rosalyns Stuhl. Verglichen mit dem komplizierten Muster aus Vögeln und Tieren, das Rosalyns Surcot schmückte, war das Gewand der Prinzessin einfach. Anne legte die Hand auf die Schulter der anderen Frau und sprach dann sehr ruhig.
„Es handelt sich um Eure Geliebte, Lady Rosalyn. Sie erwartet Euer Kind, Sir, und wenn Ihr ihr kein Heiratsangebot machen wollt, so bin ich in der Lage, es von Euch zu verlangen.“
Tristan fiel bei ihren Worten die Kinnlade herunter, und das Blut rauschte in seinen Ohren. Sein Blick irrte zu Rosalyn und bat sie stumm, diese schwindelerregende Behauptung zurückzunehmen. Doch sie hielt ihre Augen noch immer auf die gefalteten Hände gerichtet. Sie tat, als
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