Arabellas Geheimnis
würde das alles sie nicht im Geringsten überraschen.
Sollte ihn der Teufel holen, was war er doch für ein vernagelter Dummkopf! Diese Frau hier musste die Anstifterin der ganzen dummen Affäre sein. Tristan schoss so schnell von der Bank hoch, dass die Kissen zu Boden fielen. Er schaute Anne an, ohne mit der Wimper zu zucken.
„Ich schwöre bei meiner Ehre, dass ich nie in meinem Leben Hand an diese Frau gelegt habe.“
Die Söhne der Gräfin eilten an Prinzessin Annes Seite. Zweifellos machte Tristan den Eindruck, zu einem Mord fähig zu sein. Doch er hatte Besseres zu tun, als an einer Gruppe von Edeldamen Rache zu üben.
„Wir haben auch das Wort dieser Dame hier.“ Anne hatte einen entschlossenen Gesichtsausdruck.
Tristans Zorn verlangte nach einem Ventil. Doch er befürchtete, dass ein Wutanfall unklug wäre und die Situation nur verschlimmern würde. Er war jetzt am böhmischen Hof. Keiner hier kannte seinen rechtschaffenen Charakter so, wie man ihn in seiner Heimat kannte.
„Und weil sie eine der Eurigen ist, stellt Ihr ihr Wort über das meine?“ Er hatte nicht ganz so heftig klingen wollen, doch es brauchte all seine Beherrschung, Rosalyn de Clair nicht seine ganze Wut ins arglistige Gesicht zu brüllen.
Annes gespitzte Lippen warnten ihn, obwohl sie ihren kühlen Ton beibehielt. „Es gibt auch noch eine Zeugin dafür, dass Rosalyn de Clair am frühen Morgen Eure Kammer verließ, Sir Tristan.“
Als die Prinzessin zu Maria Natansia blickte, wurde Tristan einiges klar. Er bezweifelte nicht, dass Maria etwas gesehen hatte. Und jetzt verlangte ihr moralisches Empfinden, dass Rosalyn den Mann, dessen Schlafgemach sie des Nachts besuchte, auch heiratete. Vorausgesetzt, dieser Mann war der Vater des Kindes. Wenn sie denn überhaupt guter Hoffnung war.
Tristan hatte wenig Grund, irgendetwas zu glauben, was diese Dame de Clair behauptete.
„Prinzessin, ich bin erst seit vierzehn Tagen in Eurem Gefolge. Und gestern Nacht war das einzige Mal, dass Eure Hofdame Rosalyn mein Schlafgemach besuchte. Ich versichere Euch, dass ich sie weder dazu eingeladen noch dass ich sie angerührt habe.“
„Ich muss gestehen, sie hat ihren Zustand früh erkannt. Aber manchmal weiß eine Frau so etwas eben. Auf jeden Fall ist ihre Ehre ruiniert, Sir, wie Ihr sicherlich begreift.“
„Aber nicht durch mich. Ich sagte Euch, dass ich noch kein einziges Mal bei dieser Frau gelegen habe, und das beschwöre ich auch vor einem Priester.“
Maria stand auf und trat vor ihn.
„Sir Tristan, ich sah Rosalyn heute früh aus Eurer Kammer schlüpfen. Ich sah, dass ihre Kleidung in Unordnung war und bemerkte ihr offenes Haar. Ich bin nicht so unschuldig zu glauben, dass sie in diesem zerzausten Zustand auch bei Euch eingetreten war.“
Als er Maria in die Augen blickte, wusste Tristan, dass er verloren hatte. Er konnte Enttäuschung und Zorn darin lesen, dazu noch die aufrichtige Überzeugung, das Richtige getan zu haben. Er verstand ihre Haltung. Einige Menschen waren eben zu gut, um anderen das Schlimmste zuzutrauen. Und da ihm dies klar war, bemühte er sich gar nicht erst zu erklären, dass Rosalyns Kleider in Unordnung gewesen waren, weil sie sich hinter einer Truhe versteckt oder weil sie sich an ihm gerieben hatte, um ihn zu verführen.
„Ich werde einen Weg finden, meine Unschuld zu beweisen. Ich bin ein ehrenwerter Ritter und würde nie eine unschuldige Edeldame in den Schmutz ziehen.“ Immerhin hatte er bei Arabella Rowan der Versuchung widerstanden, und sie konnte noch nicht einmal von sich behaupten, eine wirkliche Edeldame zu sein.
„Wir vertrauen Eurem guten Namen, Sir, und warten darauf, dass Ihr die richtige Entscheidung trefft.“ Anne nickte und teilte ihm auf diese Weise mit, dass das Gespräch zu Ende war.
Obwohl er erleichtert war, den Raum verlassen zu dürfen, konnte sich Tristan eine letzte Bemerkung nicht verkneifen.
„Bis dahin, hoffe ich, werdet Ihr jedem Eurer Mädchen eine der älteren Frauen zur Seite stellen. Sonst finden wir während unserer Reise noch einen Mann unter falscher Anklage.“
Er verließ den Raum, um darüber nachzudenken, was er tun konnte, bevor Rosalyns Lügen noch mehr Ärger verursachten.
Er hatte sich nicht aus seinem niedrigem Stand zu seiner jetzigen Stellung emporgearbeitet, nur um genau durch die Art Frau zu Fall gebracht zu werden, der er aus dem Weg zu gehen versuchte.
Voller Unruhe wegen ihres Gesprächs mit Tristan und auch wegen ihrer Angst, irgendetwas
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