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Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Parker
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half ihr behutsam und mit großer Geste in den Wagen. Kaum aber waren sie eingestiegen, als jegliche Zuvorkommenheit von ihm abfiel. Er warf sich auf den Sitz ihr gegenüber und verschränkte die Arme.
    »Nun, Madam, ich kann nur hoffen, dass Sie mit sich zufrieden sind!«
    Japonica, die den Anflug von Schärfe in seinem Ton heraushörte, ging nicht darauf ein. »Ja, es war ein herrlicher Abend. Ich weiß gar nicht, wann ich einen schöneren erlebte.«
    »Ja, genau - wie in einem Theaterstück!« Sein Ton triefte vor Verachtung. »Sie verfügen über ungeahnte Talente. Wer hätte gedacht, dass Sie Kleopatra sein könnten, wenn der Mirza den Caesar spielt? Wir hätten Sie in einen Teppich wickeln und ihn zu seinen Füßen ausrollen sollen.«
    Jetzt blickte Japonica wütend auf. Seine gehässigen Worte verdarben ihr die schöne Stimmung. »Sie sind mit meinen Bemühungen, die ich Ihretwegen unternahm, nicht einverstanden?«
    »Meinetwegen? Ich habe nichts von Ihnen verlangt.«
    »Waren nicht Sie es, die mich zum Mirza zwangen?« Sie beugte sich vor, das Kinn herausfordernd erhoben. »Sollte ich ihn nicht unterhalten, zum Lachen bringen und ihn für einen Abend die trostlose Aufgabe vergessen lassen, die ihn von seiner Heimat so weit weg führte wie mich von meiner?«
    »Ich ersuchte Sie nicht, mit ihm zu flirten, bis er sich halb in Sie verliebte!«
    »Ach, meinen Sie?« Gleichmütig lehnte sie sich in die Polster zurück. »Wie erstaunlich, dass Sie es für möglich halten, irgendein Mann könnte mich begehren! Von unserer ersten Begegnung an stand fest, dass Sie mich als unscheinbar einstuften - eines zweiten Blickes nicht wert.«
    »Ich sagte nie ...« Devlyn hielt inne und verschluckte die Lüge. »Was kann ich denn dafür, dass Sie sich wie eine Gouvernante kleideten. Heute aber sind Sie zurechtgemacht wie ...«
    »Eine houri ? «, schloss sie zuckersüß. »Dafür allerdings können Sie etwas.« Sie strich eine Falte in ihrem smaragdfarbenen
    Seidenkleid glatt. »Entsprach es nicht Ihrem Plan, dass der Blick des Mirza nicht von mir weichen sollte? War ich nicht eine der vielen Köstlichkeiten, die ihm heute vorgesetzt wurden, um seinen Appetit von Staatsaffären abzulenken?«
    Devlyn starrte sie nur an, verwundert, dass sie seine Hintergedanken so klar durchschaut hatte, obwohl kein Wort darüber gefallen war. »Jedenfalls haben Sie die Aufgabe mit Freuden erfüllt!«
    »Warum auch nicht? Ich war noch nie in einem so prächtigen Haus, in so prächtiger Gesellschaft, mit einem so prächtigen Mann.« Letzteres fügte sie als Gegenherausforderung hinzu und genoss es ungemein. Zum ersten Mal fühlte sie sich, übervoll von Sieg und Eroberung, als Frau, die in den Augen eines Mannes echte Wertschätzung gefunden hatte.
    »Sie sind also nicht abgeneigt, mit der >Verpflichtung<, den Mirza zu unterhalten, fortzufahren?«
    »Ganz und gar nicht«, zwitscherte sie, obwohl sie nicht die Absicht hatte, in London zu bleiben.
    »Sie werden es auch nicht als Beleidigung auffassen, wenn der Mirza von Ihnen mehr erwartet als Lächeln und Poesie? Bei Fürstlichkeiten gibt es keine harmlosen Flirts. Er weiß, dass Sie Witwe sind ... und Sie wissen, was die Aufmerksamkeit eines solchen Mannes bedeutet.«
    »Das ist mir klar. Er gab mir sein Interesse sehr charmant zu verstehen.« Sie zog ihr pelzgefüttertes Cape enger um die Schultern, während Devlyn sie anstarrte, als hätte er Lust, sie an den Ohren zu ziehen. »Leider musste er eingestehen, dass er vor sich und seinem Souverän ein Keuschheitsgelübde ablegte, das Vorrang vor seiner Neigung hat.«
    »Das sagte er? Bismallah! Und was sagten Sie?«
    Japonica verbarg ihr Lächeln. »Dass ich eben erst ein Trauerjahr beendet hätte. Während Musliminnen keusch sind, weil sie es sein müssen, sind Engländerinnen es aus freien Stücken. Wir können uns ungehindert in der Welt bewegen und alle Männer als Freunde behandeln. Der Mirza erwiderte, dass er nie einer Engländerin mit so viel Charakter und guter Laune begegnet sei. Er würde nichts tun, um mich in die Flucht zu schlagen.«
    »Sie erstaunen mich.«
    »Weil Sie mich so niedrig einschätzen«, erwiderte Japonica. »Wäre ich eine Schönheit, die die Blicke aller Männer auf sich zieht, wären Sie nicht im Mindesten erstaunt, dass ich klug bin und gute Manieren habe. Oder dass andere Männer mich für würdig befinden, einen Abend mit ihnen zu verbringen.«
    »Sie denken gering von mir ...«
    »Genau - in etwa stimmt das«,

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