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Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Parker
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überrascht an. »Ihr seid bezaubernd!« Dann fragte er die anderen: »Wer meldet sich als Erster, damit die Dame ihren Partner erwähle?«
    Einige Gentlemen waren einverstanden und rezitierten Gedichte aus ihrer Schulzeit, Lobreden auf große Taten, Hymnen an Helden und englische Tugenden, sogar ein oder zwei fromme Verse. Als sie geendet hatten, klatschte der Mirza und wandte sich mit vertraulichem Lächeln an sie. »Nun ist die Reihe an mir.«
    Er trug ein Gedicht auf Persisch vor, das die meisten Anwesenden nicht verstanden. Leider gehörte Devlyn nicht zu ihnen. Sie hörte ihn etwas murmeln, so leise, dass sie es nicht verstand, und ihr Unbehagen wuchs. Das Gedicht war aus Gbazal - eine romantische Ode, wie sie ein Liebender vor seiner Angebeteten spricht. Als der Mirza geendet hatte, war sie tief errötet.
    Mit sich zufrieden, erhob der Mirza sich von seinen Kissen und half ihr auf die Beine. »Nun, memsakib, wer rezitiert besser und ist daher Eures Tanzes würdig?«
    Japonica musste zugeben, dass tatsächlich der Mirza der Beste gewesen war. Doch dass er ein Poem eines romantischen Dichters gewählt hatte, brachte sie in eine peinliche Lage.
    »Und ich soll keine Chance bekommen?«, fragte sie geistesgegenwärtig. Als sie sah, dass er erstaunt die Brauen hob, stürzte sie sich in den Vortrag eines Gedichtes von Hafis, des berühmten persischen Lyrikers. »Ich weiß noch die Tage, als ich am Ende deiner Straße wohnte. Blickte ich zu deiner Tür, trat neuer Glanz in meine Augen, und ich sagte mir: Nie wird es mir an einer Freundin fehlen. - Und wir mühten uns ab, mein Herz und ich! - doch unsre Mühen, sie waren vergebens.«
    Zu ihrer Verwunderung blinkten plötzlich Tränen in den Augen des Mirza. Er biss sich auf die Lippen und legte eine Hand aufs Herz. »Marhaba! Diese Dame ist sehr schön, beredt und spricht süß. Ich bin tief gerührt von dem Heimweh, das sie im Exil empfindet. Da ich sie zur Siegerin küre, soll sie als solche von der Verpflichtung eines Tanzes befreit sein.«
    Kurz darauf, um genau zwei Uhr, fand der Abend ein Ende.
    Japonica fühlte sich geschmeichelt, denn der Mirza brachte sie bis an die Tür und sorgte dafür, dass sein Leibdiener ihr das Cape um die Schultern legte. »Haben Sie sich gut unterhalten, Lady Abbott?«, fragte er auf Englisch.
    »Großartig, Exzellenz!«
    »Dann müssen Sie wieder zu mir kommen.« Er seufzte. »Ich bedaure sehr, dass ich keinen Gegenbesuch machen kann. Ich habe geschworen, dieses Haus nicht zu verlassen, um mich in Gesellschaft zu begeben, ehe ich nicht beim englischen König war.«
    »Wenn es Eurer Exzellenz beliebt, komme ich gern noch einmal - obwohl ich bezweifle, dass Ihr noch lange ans Haus gefesselt sein werdet.«
    Er lächelte ihr zu. »Wann ist es Ihnen recht? Morgen Nachmittag? Ich reite oft im nahen Park, um in Übung zu bleiben. Lord Sinclair wird Euch herbringen«, sagte der Mirza zuversichtlich.
    Japonica schaute Devlyn fragend an, dessen ausdruckslose Miene nichts verriet; doch wusste sie, dass es ihm nicht passte. Sie wandte sich wieder ihrem Gastgeber zu und meinte bedauernd: »Verzeiht, Exzellenz, aber ich habe voreilig über meine Zeit verfügt. Morgen Nachmittag bin ich vergeben. Ich muss um Nachsicht bitten und absagen.«
    Der Mirza, dem nur selten ein Wunsch abgeschlagen wurde, bedachte sie mit einem schmollenden Blick.
    »Vielleicht lässt sich doch etwas arrangieren.« Devlyns Ton war staubtrocken.
    Ihn noch mal anzuschauen wagte Japonica nicht; doch griff ihr Verstand sein Stichwort rasch auf. »Wenn es Eurer Exzellenz beliebt, würde ich mich glücklich schätzen, Euch übermorgen in den Park zu begleiten. Allerdings muss ich gestehen, dass ich keine gute Reiterin bin. Vielleicht wäre Lord Sinclair so gut und würde mich freundlicherweise in seiner neuen Karriole fahren.«
    »Die ist in der Werkstatt«, bemerkte der Lord knapp. »Aber ich könnte einen Landauer anbieten.«
    Der Mirza lächelte wieder. » Marhaba, Lady Abbott! Bis dann also!«
    Nach einem schnellen Abschied umklammerte Devlyn ihren Ellbogen, als wäre sie eine Verbrecherin, die bei erster Gelegenheit die Flucht ergreifen würde.
    Sie spürte, dass er wütend war. Aber wann ist er das nicht, dachte sie versöhnlich. Nun, es kümmerte sie nicht. Nichts konnte ihre Freude über den Abend verderben, auch nicht der erboste Bursche an ihrer Seite.
    Die Gespanne fuhren bis vors Portal, damit sie nicht durchnässt wurden, da ein kalter Regen eingesetzt hatte. Devlyn

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