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Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Parker
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Exzellenz, da ich viel wert sein möchte.«
    »Köstlich!« Diesmal brachte der Mirza sein Vergnügen zum Ausdruck, indem er in die Hände klatschte. Dann bedeutete er ihr, sie solle an seiner Seite den Speisesaal betreten.
    Es war nach persischer Sitte gedeckt worden. Auf den Orientteppichen lagen tiefrote, mit drei Reihen Goldborten geschmückte seidene Sitzkissen. Auf niedrigen Tischen standen Gefäße aus Gold und Silber, Teller aus Kristall und Porzellan, mit Köstlichkeiten beladen, von denen sie viele noch nie gesehen hatte. Auf jedem Teller und jeder Tasse prangte der Name des Schah in goldenen Lettern. Duftende Zypressen, Wacholderbüsche, Zitronenbäumchen und Quitten in Pflanztöpfen flankierten den Speisebereich, während Beleuchtungskörper aus gelochtem Metall, die von der Täfelung hingen, Mond-und Sternmuster an die dunkle Decke warfen. Am anderen Ende spielte ein englisches Orchester beliebte Weisen.
    Der Mirza lächelte, sichtlich erfreut über all die Aufmerksamkeiten. »Heute speisen wir auf englische und persische Art.
    Meine Diener haben Pilaw zubereitet. Ihr kennt das Gericht schon, memsahib?«
    »Nur einen armseligen Ersatz«, antwortete Japonica. »Die Ehre, an der Tafel eines Gastgebers von so exquisitem und erlesenem Geschmack zu soupieren, ist ein seltenes Privileg.«
    »Ihr werdet beim Mahl an meiner Seite sitzen.«
    »Wie Ihr wünscht, burra sahib.«
    Hinter dem Mirza und seiner neuen Begleiterin einherschreitend, beobachtete Devlyn alles, während sich in seinem Inneren ein unerwartetes Gefühl zusammenbraute. Im Vertrauen darauf, dass ihre Kenntnis der persischen Sprache und persischer Gepflogenheiten ihr den Weg ebnen würden, hatte er gehofft, Japonica würde dem Anlass gewachsen sein. Desweiteren war er überzeugt, ihre Anmut würde die Melancholie des Mirza vertreiben; doch hätte er sich nie träumen lassen, dass der persische Würdenträger so großes Wohlgefallen an ihr zeigen könnte. Auch nicht, dass sie mit so unverhüllter Bewunderung zu ihrem Gastgeber aufblicken würde. Wie reizend sie dem Mirza zulächelte ...
    Nun, sie begriff sehr rasch. Er freilich war selten in den Genuss ihres Charmes und nie in jenen ihrer Schmeichelei gekommen. Doch streichelte sie mit ein paar Worten den männlichen Stolz des Mirza so geschickt, dass dieser geradezu schnurrte. Ihm hatte sie die kokette Seite ihres Wesens nie gezeigt - ja, sie hatte sich eher alle Mühe gegeben, jegliche weibliche Raffinesse vermissen zu lassen; er wusste gar nicht, dass sie darüber verfügte.
    Das ungute Gefühl, das in ihm würgend aufstieg, war ihm bislang unbekannt, doch eine Ahnung machte sich in ihm breit. Es war Eifersucht!
    Strahlend kam Sir Ouseley auf Devlyn zu. »Gut gemacht, mein Junge! Lady Abbott ist ein Geschenk des Himmels! Mein lieber Freund Hassan hat seit zwei Wochen nicht so zufrieden ausgesehen. Sie scheint eine wahre Labsal für seine persische Seele zu sein. Wo haben Sie sie aufgefischt?«
    »Sie fischte mich auf«, gab Devlyn trocken zurück.
    »Ein wahrer Glücksfall!« Ouseley zupfte ihn am Ärmel und zog ihn beiseite. »Endlich ist Fortuna uns gewogen. Ich sollte es noch nicht weitergeben; doch erfuhr ich im Vertrauen, dass der König den Mirza kommenden Mittwoch empfangen wird. Inzwischen können wir dem Schöpfer danken, dass wir Lady Abbott haben, die ihn ablenkt. Vielleicht ließe sie sich bewegen, ihn bis dahin täglich zu besuchen.«
    Devlyn bezweifelte, ob das eine gute Idee war, und mit jeder Sekunde wuchs in ihm die Überzeugung , dass er sich gründlich verkalkuliert hatte. Zur Linken Japonicas sitzend, wurde er unmittelbarer Augenzeuge der Ereignisse dieses Abends.
    Während er beobachtete, wie sie in ein Zwiegespräch vertieft waren, das den Mirza immer wieder auflachen ließ und ein Lächeln auf Japonicas Züge zauberte, konnte er sich nicht genug über ihre plötzliche und für alle Anwesenden offenkundige gegenseitige Wertschätzung wundern. Die Tatsache, dass sie dem Mirza auch im Sitzen kaum bis zur Schulter reichte, machte es erforderlich, dass dieser sich beim Sprechen zu ihr neigte. Gewiss, der Mirza sah einnehmend aus, war charmant, reich, ungebunden und erinnerte sie zweifellos an ihre Heimat. Das erklärte aber nicht ihren hingerissenen Ausdruck. Die Situation strapazierte seine Laune ziemlich arg.
    Japonica, die glücklicherweise nichts von Lord Sinclairs finsteren Gedanken ahnte, unterhielt sich prächtig. Seit Monaten hatte niemand daran gedacht, mit ihr ein

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