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Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Parker
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richtiges Gespräch zu führen. Und nie hatte ihr die offene Bewunderung eines Mannes vom Format des Mirza gegolten. Auch der Hind Div hatte sie in ihrer Verkleidung für etwas anderes gehalten, als sie war. Zum ersten Mal im Leben galt die ungeteilte Aufmerksamkeit eines Mannes allein ihrer Person - eine Erfahrung, die ihr zu Kopf stieg und bewirkte, dass sie oft nach dem Glas griff.
    Devlyn sagte sich, dass es Besorgnis um Japonicas neu aufgeblühten Ruf war und nicht sein Zorn über die Zurücksetzung, die ihn veranlasste, zwischen dem dritten und vierten Gang unaufgefordert das Wort an den Mirza zu richten. Sie beanspruchte den Mann auf eine Art und Weise, die Lästermäuler schlichtweg als unverschämt bezeichnen würden. »Exzellenz, wir haben Ihre Meinung zum englischen Wetter noch nicht gehört.« Das war mit Sicherheit ein unverfängliches Thema.
    »Die nördliche Lage Englands ist für mich Grund zu tiefster Beunruhigung«, setzte der Mirza mit erhobener Stimme an, sodass alle der über zwanzig Gäste ihn hören konnten. »Die Armee des Tages vermag deshalb gegen die Heerscharen der Nacht nichts auszurichten. Ihre dunklen Krieger folgen der niedrigen Sonne stetig, auch wenn diese ihren Zenith erreicht.«
    »Das stimmt, Exzellenz«, bestätigte Ouseley. »Das diskutierten wir bereits. Doch die Tage werden bald wieder länger.«
    »Aber wie kommt das zu Stande?«
    »Es ist ein Wettstreit der Jahreszeiten, burra sahib, bei dem es keinen Sieger gibt«, gab nun Japonica Auskunft. »Obschon ich es nicht mit eigenen Augen sehen konnte, weiß ich, dass die Armee des Tages im Sommer die Heere der Nacht mit ähnlicher Kraft überwältigt. Ende Juni ziehen sich die dunklen Krieger für einen ganzen Tag und eine Nacht in ihre westlichste Stellung zurück.«
    »Ist das wahr?«
    »Dann wird für einige Stunden der Sommerhimmel auch in tiefer Nacht nicht ganz dunkel«, warf Devlyn ein.
    »Erstaunlich, diese englische Insel!«
    Unter Gelächter und allgemeineren Gesprächen nahm der Abend seinen Fortgang. Es gab nur ein paar kurze peinliche Momente, als der zweite Hauptgang serviert wurde. Auf den Tisch kam das englische Gericht Rinderbraten, das tranchiert und serviert werden sollte.
    Japonica sah zufällig zu Devlyn hinüber, als man für ihn ein Stück abschnitt, das den Gebrauch eines Messers erforderte. Sie hatte gesehen, dass er mit seiner Linken eine Gabel benutzte, aber ...
    Verstohlen hob sie die Hand, um dem Diener zu winken, der eine dicke Scheibe auf Devlyns Teller legen wollte. »Lord Sinclair möchte nur ganz fein geschnittene und zarte Streifen. Als Gastgeberin in seinem Haus kenne ich seine Vorlieben. Er führt kein Stückchen Fleisch zum Mund, das sich nicht mit den Gabelzinken aufnehmen lässt. Sein Koch ist verzweifelt, weil er so viel unberührt zurückschickt.« Sie wusste, dass sie wie eine Elster daherschwatzte, doch musste rasch etwas geschehen. »Ich würde vorschlagen, Lord Sinclair, dass Sie lieber auf das Pilaw warten.« Sie erläuterte ihm: »Es besteht aus Reis und Geflügel und wird mit Gewürzen gedämpft. Das Fleisch ist so zerkleinert, dass es sicher Ihren Beifall findet.«
    So herausgefordert, neigte Devlyn zu ihrem Vorschlag zustimmend den Kopf. Ein wenig später aber, als die Aufmerksamkeit des Mirza momentan von ihr abgelenkt wurde, beugte er sich zu ihr und knurrte: »Dafür danke ich Ihnen nicht! Ich komme allein zurecht.«
    »Das ist mir klar«, sagte sie und lächelte, als würden sie miteinander scherzen. »Wie ich hörte, gilt in London als Mann von Welt nur derjenige, der Lästiges seinem Schneider und seinem Personal überlässt. Da Sie es offenbar gewohnt sind, dachte ich, Sie sollten es auch bei dieser Gelegenheit so halten.«
    Er bedachte sie mit einem Blick, der sie, wären sie allein gewesen, in die Ecke getrieben hätte.
    Nach dem Essen bat der Mirza zum Tanz. Obwohl niemand widersprach, war allen klar, dass ja immer nur ein Paar in Frage kam, dessen eine Hälfte unweigerlich Lady Abbott sein würde.
    »Gäbe es nicht eine Unterhaltung, an der alle teilhaben könnten, Exzellenz?«, fragte Japonica angesichts von Devlyns finsterer Miene. »Ich bin die einzige Dame. Wie sollte ich es mit diesen wackeren Offizieren, ganz zu schweigen von Eurer erhabenen Person, aufnehmen können? Darf ich mir einen kleinen Vorschlag erlauben?« Auf sein Nicken hin fuhr sie fort: »Als Erstes eine Runde Poesie.'Dem Sieger winkt anschließend ein einzelner Tanz.«
    Der Mirza sah sie

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