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Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Parker
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wir jedenfalls damals.«
    Devlyn kniff die Augen zusammen. »Was für ein Beweis?«
    »Deine abgeschnittene Hand«, erklärte Hemphill, Devlyns hartem Blick ausweichend. »Eine grausige Sache. Man hat sie beerdigt.«
    »Immerhin soll noch ein Ring darin sein, mit einem großen Türkis.« Winslow räusperte sich. »Gerüchte wollten wissen, dass er dem Zaman Schah persönlich gestohlen wurde ... vom Hind Div.«
    »Was befindet sich außerdem in dem Kästchen?«
    »Das wissen wir nicht«, verteidigte Hemphill sich, denn Devlyn zügelte seinen Zorn nur mühsam. »Ich schwöre es!«
    »Es befindet sich in unserer Verwahrung, bis die Zeit kommt und du es forderst.«
    Etwas rührte sich in Devlyns Gesicht - ein Gefühl, das so schrecklich war, dass seine Kameraden einander beunruhigt anschauten. »Ich fordere es jetzt.«
    »Dann hole ich es.« Winslow sprang auf.
    »Mit mir zusammen!« Hastig tat Hemphill es ihm gleich. »Wer weiß, vielleicht werden damit ein oder zwei Erinnerungen wach.«
    Devlyn sah ihnen nach und unterdrückte das Verlangen, ihnen zu folgen, um das Kästchen noch eher in die Hand zu bekommen. Etwas hielt ihn zurück, das größer war als simple Zukunftssorge. Er spürte, wie die Angst vor der Vergangenheit an seinem neu gefundenen Glück nagte.
    Seine Lordschaft saß mit ausgestreckten Beinen da, eine halb geleerte Whiskeyflasche auf einem Tisch neben sich. Dort lagen außerdem ein prächtiger silberner Türkisring, ein persischer Gedichtband von Mullah Jami und ein geöffneter Brief. In der Ferne schlug Big Ben zehn Uhr. Es war die Stunde, um zu soupieren, zu tanzen, in die Oper oder ins Theater zu gehen. Er aber würde heute nicht den Klub verlassen. Ein seltener und gefährlicher Zorn erfüllte ihn von Kopf bis Fuß. Er hatte sogar Angst vor dem, was ihm draußen vor der Tür einfallen mochte.
    Der Hind Div war er selbst!
    Seine Erinnerung bestätigte diese Schlussfolgerung nicht, sein Gefühl ebenso wenig. Es war einfach so. Wie bei seinem verlorenen Gedächtnis wusste er, dass es stimmte.
    Devlyn senkte die Lider, da er sich nicht von seiner eigenen Sicht der öden Welt seines Zimmers ablenken lassen wollte. Sofort sah er vor sich ein dunkles Augenpaar, von rotgoldenen Wimpern umrahmt, so glänzend, dass sie unwirklich wirkten. Diese ernsten, ehrlichen Augen hatten in seine Seele geblickt und kannten die Wahrheit, die ihm selbst bis dahin verborgen war. Als Japonica Abbott ihn zum ersten Mal angesehen hatte, lag bereits alles in ihrem Blick, doch erfasste er es nicht. Ihre Angst vor ihm hatte einen Grund.
    Er war der Hind Div!
    Auf die ganze Tragweite dieser Tatsache war er durch Zufall gestoßen. Auf dem Boden des Kästchens, das Winslow ihm übergeben hatte, steckte im Ledereinband von Joseph und Suleika ein dünnes Pergamentblatt, das die Geschichte auf verheerende Weise vervollständigte.
    Er griff wieder danach, da er nicht widerstehen konnte, es von neuem zu lesen. In den letzten Stunden musste er es ein Dutzend Male überflogen haben, doch wollten die Worte nicht haften bleiben. Die genaue Bedeutung entzog sich seinem von Whiskey vernebelten Verstand sogleich, wenn er es mehr als zwei Minuten nicht gelesen hatte. Daher nahm er es sich erneut vor.
    Lieber Junge,
    ich habe für Dich eine Braut! Ein wunderbares Geschöpf! Eine Frau, wie es sie selten gibt: klug, mit Vernunft und einem liebevollen Herzen ausgestattet. Ich schicke sie Dir zur Billigung, um sie mir dann wieder für eine Weile auszuborgen. Zweifellos wirst Du bei ihr einen Eindruck hinterlassen, der ein Leben lang anhält.
    Bis Du bereit bist, bleibt sie in meiner Obhut. Aber lasse sie nicht zu lange warten, mein stolzer Freund - damit sie sich nicht an einen Unwürdigen bindet.
    George Abbott
    Darunter stand in einer anderen Handschrift der Name >Japonica Fortnom<. Japonica Fortnom war ihm als Braut zugedacht!
    Auch jetzt, da er den verdammungswürdigen Beweis vor sich hatte, konnte er sich nicht an einen einzigen Moment jener Begegnung erinnern, die sie ihm in der Nacht zuvor geschildert hatte. Er glaubte in ihrer Miene gelesen zu haben, was dieses Geständnis sie kostete. Jetzt war ihm klar, in welchem Ausmaß er ihren Mut unterschätzt hatte. Wie hatte sie es nur fertig gebracht, ihre Geschichte dem betreffenden Schurken zu erzählen und sich dann anzuhören, wie derselbe Mann ihr versprach, ihr die größte Schmach ihres Lebens überwinden zu helfen?
    Er hatte sie betäubt? Sie hatte den Hind Div dieser Untat bezichtigt.

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