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Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Parker
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Dieser geheimnisvolle Unbekannte, dem Verrat, Intrige, List und Zauberei zu Gebote stand, musste Tränke gekannt haben, die seinen Absichten dienten. Bestens.
    Japonicas Argwohn, ihre Ausflüchte und die Ablehnung, die sie ihm entgegenbrachte, ergaben nun Sinn. Tatsächlich begriff er mittlerweile jede Begegnung, bis auf eine - diejenige, die er in ihrem Bett zubrachte. Diese noch nicht vierundzwanzig Stunden alte Erinnerung schien ihm die Verheißung einer Zukunft zu bergen, die seine Vorstellungskraft überstieg. Und verstand plötzlich keinen einzigen Moment davon mehr.
    »Verdammt!« Er griff nach der Whiskeyflasche und goss sich ein Gutteil ihres Inhalts in die Kehle. Das Dröhnen in seinen Schläfen war ihm diesmal willkommen, da es seine schmerzlichen Gedanken entsprechend begleitete.
    Was mochte eine Frau dazu bringen, ihren Schänder in ihr Bett einzuladen? Er zweifelte nicht an der Pein, die er in ihren Augen las, als sie ihm ihre Geschichte offenbarte. So gut konnte sich niemand verstellen. Aber welche Winkelzüge des Gemüts hatten sie bewogen, sich ihm hinzugeben, nein, ihn zu ermutigen, ihr Bett zu teilen?
    Er beugte sich so rasch vor, dass sein Gehirn im Schädel vorwärts zu schnellen schien und der Schmerz des Aufpralls ihm den Atem raubte. Doch die Tatsache, auf die es ankam, überstand sogar den Schmerz. Vielleicht hatte Japonica Abbott sich in die Höhle des Löwen gewagt, weil der Löwe von seiner Macht über sie nichts behalten hatte. Durch seinen Gedächtnisverlust demaskiert und seiner Fänge beraubt, musste er ihr nach dem Furcht einflößenden Auftritt, den er einst lieferte, umso jämmerlicher erscheinen.
    Auf der Seereise zurück nach England hatte er die Offiziere von einem ausländischen Spion sprechen hören, der so gerissen, listenreich und verschlagen war, dass man ihm übernatürliche Kräfte zuschrieb. Sie ahnten nicht, dass er der einst als Hind Div bekannte Mann war. Sogar Hemphill und Winslow behaupteten, sie hätten nichts gewusst - bis man ihn für tot erklärte und er dann doch wieder auftauchte - verkrüppelt und als Spion unbrauchbar.
    Devlyn vollführte eine jähe heftige Bewegung mit dem rechten Arm, als könne er den Schmerz, der sich in seinem Inneren aufbaute, abschütteln. Unbrauchbar! Und bemitleidenswert! So machtlos, dass sogar eine junge Dame, die er einst entehrte, ihn nicht mehr fürchtete; im Gegenteil, sie nutzte seinen Schwächezustand aus, um sich raffiniert und höchst subtil an ihm zu rächen.
    »Damit hat sie ihren Dämon ausgetrieben!« Der Gedanke entlockte ihm ein hartes und verbittertes Auflachen, dem sofort Bedauern und Gegenanklage folgten.
    Eine Frau, die Hohn und Verachtung erfahren hatte! Auch hier in England hatte er sie elend behandelt, indem er sie erst als Gouvernante abgetan und dann ihre unscheinbare äußere Erscheinung spöttisch kommentiert hatte. Gab es einen vernichtenderen Beweis seiner blinden Überheblichkeit? Die Tatsache vielleicht, dass er sich in keiner Weise an sie erinnern konnte. Ja, verständlicherweise lechzte sie nach Rache. Auch er wollte Rache. An sich selbst.
    Er war bereit, ihren Verführer zu fordern! Ihren Schänder! Den Hind Div!
    Wie klug sie es eingerichtet hatte, wie süß ihre Rache schmecken musste! Und tatsächlich konnte er es ihr nicht verdenken. Sie war die würdige Gegnerin des Mannes, der er einst gewesen war.
    Den nächsten Schluck nahm er in dem Bemühen, die Gefühle zu ertränken, die sich sogar in den Tiefen seiner Erniedrigung regten. Trotz allem, was er wusste. Trotz aller Trümpfe und Berechtigung war ihre Rache noch vollendeter, als sie je ahnen würde - da sie letzte Nacht endgültig sein Herz gewonnen hatte.
    »Soll ich das Feuer wieder anfachen, Mylady?«
    Japonica schüttelte den Kopf. »Nein, Bersham. Sie können sich zurückziehen. Ich werde auch bald zu Bett gehen.«
    Der Butler bedachte seine Herrin mit einem kleinen Lächeln, als die Kaminuhr ein Uhr morgens schlug. »Zweifellos eine unvermeidliche Verzögerung ...«
    »Ohne Zweifel«, flüsterte sie tonlos. »Gute Nacht, Bersham.«
    »Gute Nacht, Mylady.«
    Japonica marschierte nervös durch den Raum. Es würde sich gewiss eine alternative Gelegenheit finden, das Kleid auszuführen, das Madame Soti ihr gegen eine kleine Bestechung überlassen hatte, obwohl es einer anderen Kundin versprochen war. Es gab Opernabende, verschiedenste Anlässe für ein kleines stilles Souper wie jenes, das inmitten von Silber, Kristall, Porzellan und Spitze

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