Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Parker
Vom Netzwerk:
um.
    »Sinclair! Was für eine Überraschung!«
    »Hätte nicht gedacht, dass wir dich so bald wiedersehen, Col ... Viscount.« Hemphill grinste. »An den Titel muss man sich erst gewöhnen.«
    »Wir wollten in die London Tavern zum Austernessen«, setzte sein Kamerad hinzu. »Komm doch mit!«
    Devlyn schüttelte den Kopf. »Ich muss vertraulich mit euch reden.«
    »Dann gehen wir zurück in den Salon«, schlug Winslow vor. »Sicher kann uns der Hauswirt zu ein paar Glas Port als Überbrückung verhelfen.«
    Als der Port eingeschenkt war, hob Winslow sein Glas: »Ehe wir anfangen, möchte ich auf die Witwe Shrewsbury trinken.« Anschließend fuhr er fort: »Ich muss gestehen, dass ich sie gestern bei dem Empfang nicht erkannte. Man munkelt, dass du hinter dieser Verwandlung steckst, Sinclair!«
    »Da traust du mir zu viel zu«, gab Devlyn kühl zurück, als er das anzügliche Lächeln auf den Gesichtern der beiden bemerkte. »Wenn ein elegantes Kleid genügt, um eine Schönheit zu kreieren, gäbe es in ganz London keine alten Jungfern.«
    »Das stimmt allerdings«, lautete die Antwort unisono.
    Devlyn befingerte stirnrunzelnd sein unberührtes Glas. »Gibt es viele Gerüchte dieser Art?«
    »Gerüchte? >Skandal< wird der Sache eher gerecht«, präzisierte Hemphill. »So wie sie und der Mirza sich benahmen ... einander Liebesgedichte vorzutragen ... dazu der glückliche Zufall, dass sie fast zeitgleich mit dem Botschafter in London eintraf. Heute Morgen behauptet die ganze Stadt, dass Ouseley die Witwe zur geheimen Geliebten des Mirza erkor.«
    »Und all das vor dem Frühstück«, bemerkte Devlyn knirschend.
    »Ich selbst möchte nicht klatschen«, bestätigte Winslow, da er mit Sinclair befreundet war und es sich bei Lady Abbott um dessen angeheiratete Verwandte handelte. »Dennoch kommt es mir sehr merkwürdig vor, dass der Mirza ihr den ganzen Abend seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte.«
    Devlyn griff erneut nach seinem Glas, trank aber nicht. Er wusste um die Faszination Japonicas. Hatte eigentlich an nichts anderes denken können, seit er ihr Bett verlassen hatte ... doch war sie keine Geliebte, mit der man sich brüstete. Umso mehr Grund bestand, den bösen Verdächtigungen um sie herum ein Ende zu bereiten; aber er konnte nicht einfach zu ihrer Verteidigung aufmarschieren, ohne Anlass zu neuen Spekulationen zu geben. Außerdem musste e r auch an den Ruf des Mirza denken.
    »Sonderbar, dass die Gerüchte unserem ersten Eindruck von ihr derartig widersprechen. Ich beispielsweise hielt sie irrtümlich für eine unscheinbare, kleine Gouvernante.«
    »Wir auch«, pflichtete Winslow dem Viscount bei. »Damals glaubte ich die erste Version - dass nämlich Lord Abbott sie geheiratet hätte, um seinen Töchtern eine Mutter zu verschaffen.«
    Devlyn nickte. »Eine recht vernünftige Transaktion. Sie war damals seine Pflegerin. Ihr Umgang mit Kranken und Kindern würde das gouvernantenhafte Auftreten erklären, und ihr Leben in den Kolonien ihr zwangloses Benehmen. In London, wo man Wert auf Etikette legt, könnte es als zu vertraulich und vulgär aufgefasst werden.«
    Seine Lordschaft las Zweifel und Enttäuschung in den Mienen seiner Kameraden. Jetzt galt es nur noch, die Unterstellungen bezüglich ihres Charakters auszumerzen. »Offen gestanden, staunte ich nicht wenig, als ich erfuhr, dass sie mit den Fortnums verwandt ist.«
    »Also Mittelstand und nicht einmal Gentry?«, fragte Winslow mit missbilligendem Stirnrunzeln.
    »Wie moralinsauer das Bürgertum sein kann, ist ja bekannt«, bemerkte Devlyn beiläufig.
    »Ja, diese Leute strotzen vor Tugendhaftigkeit«, stellte Hemphill mit einem Ausdruck des Widerwillens fest.
    »Unschuld kann bezaubernd sein«, warf Winslow ein. »Aber Gott bewahre mich vor Frömmlerinnen!«
    »Und was den angeblichen Eidbruch des Mirza betrifft, so ist euch zweifellos bekannt, dass man dafür zur Strafe in Öl gesotten wird?«
    Hemphill erbleichte.
    »Dann ist es sicher eine Entstellung der Tatsachen, wenn behauptet wird, sie seien Liebesleute«, murmelte Winslow.
    »Zweifellos«, stimmte Devlyn ihm zu.
    »Nun ja ... wer hat schon das Glück, den Inbegriff der Verführung leibhaftig in Reichweite zu bekommen«, sagte Hemphill deutlich enttäuscht. »Viel wahrscheinlicher ist Lady Abbott eine jener lästigen Witwen, die einen Ehemann suchen.«
    »Himmel! Erspart mir dieses Gerede von Ehebanden.« Winslow schnitt eine Grimasse. »Seit meiner Rückkehr spricht Mama von nichts anderem.

Weitere Kostenlose Bücher