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ARALORN - Der Verrat (German Edition)

ARALORN - Der Verrat (German Edition)

Titel: ARALORN - Der Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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erfolgreicher als einer.«
    »Was hast du gefunden?«, wollte Wolf wissen.
    »Meine Mitte.« Sie war gleichermaßen erschrocken wie beschwingt ob dieser Entdeckung. »Ich war immer in der Lage, sie so weit zu erspüren, dass ich Magie wirken konnte, aber niemals so klar wie gerade eben. Bisher war es immer, als säße ich in einem Boot, wohl wissend, dass unter mir das Wasser ist, aber ich bin nie selbst in diesem See geschwommen.«
    »Und diesmal bist du reingefallen?«, fragte Wolf amüsiert.
    Aralorn grinste. »Und das Wasser war vorzüglich.«
    »Du«, sagte Halven zu Wolf, »besitzt keinerlei Talent dafür, deine Mitte zu finden, so viel kann ich sagen. Aber ohne das Zentrieren wird es unmöglich sein, sich zu erden – sich und der Umgebung auf einer Ebene gewahr zu werden, wo das Wirken grüner Magie sicher ist. Wenn wir dich dorthin kriegen könnten, würde deine Magie nicht mehr länger außer Kontrolle geraten.«
    Er strich sich durch den Bart. »Für Menschenmagie ist das alles nicht erforderlich – man kontrolliert die Magie mit seinem Verstand. Wie wenn man ein Logikproblem zu lösen versucht, zuzüglich einer kleinen Prise Kunstfertigkeit, um ihr Form zu verleihen. Grüne Magie ist das genaue Gegenteil dessen. Deine … Gefühle, deine Bedürfnisse generieren die Magie, mit nur einem Hauch von bewusster Kontrolle. Aralorn hat fast ihr halbes Leben lang wie eine Halbblinde agiert, und du ziehst nur irgendwelche Fäden, ohne zu wissen, welche Strippen mit welcher Puppe verbunden sind.« Zufrieden mit seiner Analogie schaute er einen Moment lang in die Runde, bevor er sich Aralorn zuwandte. »Du hast deine Mitte ein Mal gefunden – mach es noch mal.«
    Es dauerte eine Weile, bevor sie es verlässlich beherrschte, doch als sie es endlich hatte, wandte sich Halven wieder seinem Schüler Wolf zu.
    War es schon für Aralorn schwierig gewesen, sich in ihrer Mitte zu entspannen, so war es für Wolf schier albtraumhaft. Die Kontrolle, sie war fast sein ganzes Leben lang sein Bollwerk gewesen. Ein Schutz gegen das, was er getan hatte und gegen das, was ihm angetan worden war. Doch wenn er die Kontrolle nicht abgab, würde er niemals in der Lage sein, seine Magie zu kontrollieren – ein Paradox, dass er rein verstandesmäßig erkannte, doch nicht im Herzen. Und genau darauf kam es an.
    Es kostete ihn einen langen Nachmittag. Am Ende schwitzte er. Auch Halven schwitzte, und Aralorn war erschöpft. Doch Wolf kam bis zu dem Punkt, wo er, wenn er schon nicht seine Mitte gefunden, so doch immerhin ein besseres Gespür für sich selbst entwickelt hatte. Ein Fortschritt, den Halven mit einem widerwilligen Nicken quittierte.
    »Zumindest«, sagte er, während er Wolf auf die Beine half, weißt du jetzt, dass da Strippen an deinen Fingern hängen. Doch solange du nicht weißt, was sie tun, ist es dir auch nicht bestimmt, sie auch zu ziehen.« Er klang fast so müde, wie er aussah.
    »Ich danke dir«, sagte Wolf.
    Halven grinste listig. »Das war ich dem Mann der Tochter meiner Schwester doch schuldig, oder?« Er wechselte wieder in die Vogelgestalt. »Ich erwarte, dass du sie bei der Stange hältst.«
    »Wie?«, fragte Wolf amüsiert.
    Halven lachte herzhaft. »Keine Ahnung. Hab noch nicht erlebt, wie das einer geschafft hat. Und jetzt öffnet die Fensterläden. Ich werde euch Kinder nun allein lassen.«
    »Tja«, meinte Aralorn. »Ich weiß nicht, wie es um dich steht, aber ich habe Hunger.«
    Wolf schenkte ihr ein Lächeln, das man auch ein wölfisches Grinsen nennen konnte, wären da nicht die Narben gewesen, und wirkte dabei entspannter als jemals zuvor. »Ich könnte ein ganzes Schaf verspeisen.«
    »Bist du sicher?«, meinte sie, während sie sich die Stiefel anzog. »Die Schäfer hier in der Gegend sind nämlich ziemlich schnell mit dem Bogen bei der Hand.«
    Er lachte und wechselte geschmeidig in seine Wolfsgestalt.
    Der überwiegende Teil der Familie saß schon beim Essen, als sie die große Halle betraten. Aralorn ließ sich auf ihrem gewohnten Platz zwischen Falhart und Correy nieder. Nevyn, der ihnen direkt gegenüber saß, sah nicht einmal zur Begrüßung von seinem Teller auf. Freya zuckte nur die Achseln und ignorierte ansonsten die Unhöflichkeit ihres Gatten.
    »… und als ich aus der Dorfschmiede kam, veranstaltete meine sanfte und damenhafte Gattin ein unglaubliches Geschrei.« Falhart unterbrach sich und nahm einen Bissen. Er nickte in Richtung seiner Frau, die mit gesenktem Haupt und sich rötenden

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