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ARALORN - Der Verrat (German Edition)

ARALORN - Der Verrat (German Edition)

Titel: ARALORN - Der Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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Gefahr … Andererseits würde er ihr nie sagen, wenn es anders wäre.
    Unglücklich machte sie sich auf den Weg zurück in die Feste. Wolf trottete neben ihr her.
    Aralorn lag auf dem blanken Fußboden und bedauerte es, ihr Zimmer jemals warm genannt zu haben – ohne die Teppiche und Läufer war es hier eiskalt. Halven zeigte Wolf gerade ein paar grundlegende Meditationsübungen, Dinge, die sie selbst schon im ersten Sommer gelernt hatte, als sie bei ihm lebte.
    Um der Ernsthaftigkeit des Unterrichts willen hatte der Onkel die Gestalt eines ehrwürdigen alten Mannes angenommen – mit rundem, bärtigem Gesicht und Bäuchlein –, vermutlich, weil er so vertrauenerweckender wirkte, wie sie annahm.
    Zu Aralorns Überraschung hatte Wolf auf seine Maske verzichtet. Natürlich hatte der Onkel die Narben schon früher gesehen, aber für Wolf war die Maske eher Schild denn Bedeckung.
    »Jetzt lass das endlich sein«, ermahnte ihr Onkel Wolf in einem Ton, den vermutlich schon lange niemand ihm gegenüber angeschlagen hatte. Aralorn zumindest würde mit Falhart darauf wetten. »Ich will nicht, dass du irgendwas mit dem Holz anstellst – möchte nur, dass du es fühlst . Siehst du die Wachstumsringe? Die Jahre, in denen das Wasser knapp war, die Jahre des Überflusses? Spüre den Unterschied zwischen der alten Eiche, aus dem der ursprüngliche Boden gemacht wurde, und der einzelnen Ahorndiele, die man erst später eingesetzt hat. Ja, das ist sie. Sehr gut. Und nun spüre, um wie viel leichter die Magie durch das Eichenholz fließt im Gegensatz zum Ahornholz. Aralorn, eine Übung nützt nichts, wenn du nicht mitarbeitest.«
    »Jawohl.« Sie grinste und versenkte sich wieder in die schartige Oberfläche des abgenutzten Dielenbodens.
    Es war fast ein sinnliches Vergnügen, mit dem Holz zu arbeiten. Eichenholz wohnte ein ganz eigener Zauber inne, sodass sie fast vor Freude erglühte, wenn sie sich mit ihm beschäftigte. Nicht etwa, dass sie viel mehr mit ihm machen konnte, als es nur anzusehen. Ein paar Formen. Ein paar einfache Zauber und ein bisschen Schlossknacken – zu mehr reichte ihre magische Befehlsgewalt nicht aus. Was aber nicht hieß, dass sie es nicht um seiner selbst willen genießen konnte.
    »Nun, da ihr das Holz unter euch kennt, möchte ich, dass ihr euch auf euch selbst konzentriert. Spürt die Beschaffenheit des Bodens an eurer Haut. Den Kleiderstoff, der euch von der Unterstützung durch das Holz trennt. Idealerweise, natürlich, wäre da kein Kleiderstoff, aber ich weiß, ihr Menschen seid ein wenig heikel, wenn es darum geht, euch zu entblößen. Wie ich allerdings im Unterricht mit Aralorn erfahren habe, fällt die Ablenkung durch den Kleiderstoff am Ende kaum ins Gewicht.«
    »Davon abgesehen ist es so auch bei weitem wärmer«, murmelte Aralorn, die immer noch die Augen geschlossen hielt.
    »Ruhe, Kind. Ich bin hier der Lehrer. Du hast lediglich zuzuhören und dir mein Wissen anzueignen.«
    »Ja, ich erzittere zu deinen Füßen in ehrfürchtiger Erwartung deiner –«
    »Kessenih«, unterbrach er sie »würde deine Ausbildung nur zu gern übernehmen. Ich meine, sie hätte es dir letzten Sommer, als du uns besucht hast, angeboten.«
    Kessenih, so erinnerte sich Aralorn, hätte ihr am liebsten die Haut von den Fußsohlen gezogen und sie zurück nach Lammfeste geschickt. Zu Fuß. Wer hätte denn auch ahnen können, dass sie sich wegen eines Hühnereis in ihrem Schuh so aufregen würde?
    »Jawohl.«
    Halven hatte sich verändert, dachte sie. Er war immer abweisend ihr gegenüber gewesen, obwohl er ihre Ausbildung gefördert hatte. Und dann fiel ihr ein, dass es vielleicht sie war, die sich geändert hatte. Als Kind hatte sie Halven einfach zu sehr bewundert, um ihn aufzuziehen. Nie hatte sie sich in seiner Nähe entspannen können, doch jetzt … kristallisierte sich alles heraus, wie ein hölzernes Puzzle, das sich plötzlich zusammensetzte.
    Es war seltsam, sich plötzlich so zu betrachten, wie sie sonst das Holz betrachtete, ihr Herz schlagen zu spüren und zu wissen, warum es dies tat. Wie ein Außenstehender konnte sie die Ängste und kleinen Ärgernisse erkennen, vermochte die Bande, die zwischen ihr und ihrem Gefährten bestanden, zu berühren.
    »Ich habe es …« Es verblüffte sie so sehr, dass sie sich abrupt aufsetzte und zu lachen anfing.
    »Tatsächlich«, sagte Halven, und er klang erfreut und überrascht zugleich. »Schau, ob du es Wolf erklären kannst. Manchmal sind zwei Lehrer

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