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ARALORN - Der Verrat (German Edition)

ARALORN - Der Verrat (German Edition)

Titel: ARALORN - Der Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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und gackernde Federvieh auch nicht einfangen müssen …
    Ruhelos schritt sie nun in dem kleinen Raum zwischen Totenbahre und Hühnerkorb hin und her und berührte gelegentlich ihren reglosen Vater.
    Wolf lag, den Kopf zwischen den Vorderpfoten, auf dem Boden und verfolgte ihr Tun. »Sie werden gleich hier sein. Hör auf damit.«
    »Entschuldige –« Sie hockte sich neben ihn und ließ sich mit dem Rücken gegen die Wand fallen. »Ich bin etwas aufgewühlt.«
    »Aufgewühlter als die Henne«, erwiderte er nur. »Dabei hast du weniger Grund dazu als sie.«
    Wie um das Gesagte zu unterstreichen, begann das Huhn zufrieden in seinem Nest aus Heu zu glucksen. Aralorn blies sich über ihren verletzten Finger – die Henne hatte nach ihr gehackt, als sie sie gefangen hatte. »Niederträchtiges Viech.«
    »Wer ist ein niederträchtiges Viech?«, fragte Gerem argwöhnisch und zog den Vorhang beiseite.
    »Die Henne.« Aralorn deutete mit dem Kopf in Richtung des kleinen Bösewichts.
    Gerem sah hinüber zu dem alten Korb. »Warum bringst du eine Henne mit hierher? Mutter wird außer sich sein!«
    »Um deinen Vater zu erlösen«, sagte Wolf.
    Nie beschrieb das Wort »fassungslos« jemanden treffender als Gerem in diesem Moment, dachte Aralorn. Sichtlich erbleicht starrte er den sprechenden Wolf an.
    »Wie ich sehe, hat Kisrah ihn umfassend informiert«, murmelte Wolf ironisch. Er wedelte freundlich mit dem Schwanz, während er Gerems entsetztem Blick standhielt. »Schätze, wir werden ihm alles haarklein auseinandersetzen müssen, darauf kannst du wetten.«
    »Wir brauchen ihn aber hier«, warnte Aralorn. »Wir sollten uns also nicht darüber beklagen, wie das bewerkstelligt wurde.« Sie stand auf und drehte sich zu ihrem Bruder um. »Gerem, darf ich dir meinen … meinen Wolf vorstellen. Früher einmal hörte er auf den Namen Cain – Sohn von Geoffrey ae’Magi. Sei lieber nett zu ihm, im Moment ist er nämlich unsere einzige Chance, Vater zu retten.«
    »Der Sohn des alten ae’Magi ist ein Gestaltwandler?«
    Aralorn sah ihn blinzelnd an. Neben vielen anderen Dingen schien auch Cain ae’Magisons fragwürdiger Ruf noch nicht bis zu ihrem Bruder vorgedrungen zu sein. Andererseits war das auch kein Wunder. Gerem war noch ein kleiner Junge gewesen, als Cain aus dem Blick der Öffentlichkeit verschwunden war.
    »Ja, und manchmal finde ich’s gut, dass er ganz nach seiner Mutter geschlagen ist«, meinte Aralorn.
    »Es hat ihr nur nicht viel genützt – sie ist nämlich tot«, meinte Wolf. »Aber egal, Vater ist ja auch tot.«
    Sie verdrehte die Augen. »Musst du die Leute eigentlich immer vor den Kopf stoßen? Wäre es nicht schön, wenn wir heute Morgen alle nett zusammenarbeiten könnten?«
    »Ah.« Nonchalant betrat Kisrah den Raum. Er hatte sich mit aller Vorsicht an dem Vorhang vorbeischieben müssen, damit die blassrosa Feder nicht verbogen wurde, die in seiner kunstreichen Frisur steckte. Eine armlange Feder zu tragen, das war nichts, was Aralorn an seiner Stelle in Betracht gezogen hätte, andererseits hätte sie aber auch niemals Rosa zu Lila und Smaragdgrün getragen. Die Messingglöckchen an seinen Schuhen war zwar putzig, wenn auch, nun ja, nicht gerade praktisch.
    »Und ich dachte, ich wäre der Erste hier. Wie ich sehe, habt Ihr das Huhn mitgebracht. Ausgezeichnet. Dachte schon, das müsste ich erledigen.«
    »Das hättet Ihr eigentlich tun sollen«, meinte Wolf nachdenklich. »Und sei es auch nur, um zu sehen, wie die Hühner auf das Glöckchengebimmel reagieren würden.«
    »Wie unkultiviert«, erwiderte Kisrah. »Als wenn ich es riskieren würde, mir diese Stiefel zu ruinieren, wenn ich Hühner jagen wollte. Was glaubt Ihr, warum ich die Kunst der Magie studiert habe, guter Mann?«
    »Sie machen nur Spaß«, erklärte Aralorn ihrem Bruder Gerem. Die armlange Feder hatte zumindest einen Vorteil: Es war schwierig, angesichts ihres Anblicks noch so etwas wie Furcht zu empfinden.
    Unerwarteterweise grinste Gerem. »Ich setze auf Euch, Lord Kisrah. Nevyn erzählte mir, wie Ihr einmal einen Taschendieb bis hinein in die berüchtigten Elendsquartiere von Hattenheim verfolgt habt und unversehrt zurückgekehrt seid. Da sollte ein Huhn wohl kein Problem darstellen.«
    »Hatte mir meine besten Handschuhe gestohlen«, erklärte Kisrah empört. »Lila mit grünen Punkten in der Form und Farbe von jungen Erbsen.«
    Gerem lachte lauthals auf, verstummte jedoch, als er Kisrahs empörte Miene sah.
    »Keine Sorge, Junge«,

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