ARALORN - Der Verrat (German Edition)
und andere.«
»Geübte aber auch«, sagte Aralorn. Bevor die beiden anwesenden Magier darauf etwas entgegnen konnten, fuhr sie fort: »Mein Bruder wirkte einen Zauber im Schlaf. Er hatte keine Möglichkeit, sich dem zu widersetzen. Wenn ich die Geschichte richtig verstanden hab, hätte eine reguläre Ausbildung ihn durchaus davor schützen können.«
»Ja«, stimmte Kisrah zu. »Doch es gibt nicht viele Magier, welche die Gedanken anderer in dieser Weise kontrollieren können, selbst wenn sie sich schwarzer Magie bedienen. Und würde das Ausüben einer solchen Kontrolle ein Risiko bergen, würden immer Schutzmaßnahmen ergriffen. Lehrlinge stehen dabei also stets unter Schutz.«
»Ihr werdet Probleme mit meinem Bruder bekommen«, sagte Aralorn. »Nevyn ist davon überzeugt, dass Magie, jede Form von Magie, schlecht ist. Ich schätze, er hat auf meinen Bruder nachhaltigen Einfluss ausgeübt. Vor allem dahingehend, dass Gestaltwandler grundsätzlich schändlich und verabscheuenswürdig sind.«
»Magie ist nicht schlecht«, sagte Kisrah.
»So denken aber die Darraner«, sagte Aralorn. »Auch Geoffrey ae’Magi dachte, Magie sei schlecht, und machte sie sich letztlich für seine Zwecke zu eigen. Nevyn denkt es und versucht alles, um meinen Bruder zu beschützen. Wir brauchen Gerems Mitarbeit, um meinen Vater zu retten.«
»Ich kann Nevyn dazu bringen, uns zu helfen«, sagte Kisrah. In diesem Punkt war er wohl etwas zu zuversichtlich, wie Aralorn fand. Doch vielleicht kannte er Nevyn auch besser als sie. »Sollen wir uns heute Abend im Aufbahrungsraum treffen?«
Wolf schüttelte den Kopf. »Diese Art der schwarzen Magie muss nicht des Nachts gewirkt werden. Bei Tage werden sich alle Beteiligten weitaus wohler dabei fühlen.«
»Schwarze Magie?«, hakte Kisrah gereizt nach. »Es sollte nicht nötig sein, den Zauber mit schwarzer Magie rückgängig zu machen.«
»Der Zauber wurde von drei Magiern mit Blut und Tod geschmiedet. Man wird ein Opfer benötigen, um ihn aufzuheben«, sagte Wolf.
»Ich dachte, schwarze Magie könnte tagsüber gar nicht gewirkt werden«, wandte Aralorn ein.
»Sie kann jederzeit gewirkt werden«, antwortete Kisrah.
»Bisweilen funktioniert sie nachts aber einfach besser«, korrigierte Wolf. Im Schatten der Bäume glitzerte das Licht, das vom Schnee zurückgeworfen wurde, in seinen blassgelben Tieraugen. Seine raue dunkle Stimme machte den kargen, winterlichen Garten umso angsteinflößender. »Furcht kann einem Zauber mehr Macht verleihen, und Furcht kann man am besten nachts erzeugen.«
Aralorn stellte fest, dass Kisrahs fester Gang irgendwie an Schwung verloren hatte. Wolf tat dergleichen eigentlich nur, wenn er sich in besonders düsterer Stimmung befand. Sie hoffte, es lag nur daran, dass sie über schwarze Magie sprachen, und dass es nichts mit der Aufhebung des Zaubers zur Befreiung des Löwen zu tun hatte.
Sie schob alle Sorge beiseite und sagte: »Du klingst wie ein Ghul, Wolf.« Ihre Bemerkung zersetzte die morbide Stimmung, die Wolf heraufbeschworen hatte, und plötzlich war der Garten wieder nichts weiter als eine Ansammlung von Pflanzen, die des Frühlings harrten. »Gibt es da etwas, das du mir über dich noch nicht erzählt hast?«
Wolf legte die Ohren an und erwiderte knurrend: »Eine Menge. Aber wenn der Geist meines alten Herrn es nicht geschafft hat, deinen unterentwickelten Gefahreninstinkt zu erschüttern, vermag nichts, was ich je getan hätte, dies zu schaffen.«
Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete Aralorn Kisrahs Miene und war erleichtert, als Belustigung das Missbehagen ablöste, das sich bis eben auf seinem Gesicht gezeigt hatte. Die Götter wussten, Wolf war nicht der vertrauenerweckendste Zeitgenosse, doch es war gänzlich unnötig, Kisrah schon hier und jetzt in Unruhe zu versetzen.
»Dann also morgen?«, fragte Kisrah. »Beim ersten Tageslicht?«
Aralorn nickte. »Morgen.«
»Kisrah«, fragte Wolf plötzlich. »Was musstet Ihr töten, um Euren Zauber zu wirken?«
»Einen Uriah«, erwiderte der Magier unbehaglich. »Eigentlich wollte ich mein eigenes Blut dafür verwenden – es hätte für meine Zwecke gereicht. Ich arbeitete im Kellerlabor daran, als plötzlich die Seitentür aufflog und ein Uriah hereingestolpert kam. Er musste den Söldnern aus Sianim entkommen sein, welche die Uriah erledigen sollten, die Geoffrey überall zurückgelassen hatte. Ich tötete ihn, und der Spruch entglitt meiner Kontrolle. Und so benutzte ich das Blut der Kreatur
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