ARALORN - Der Verrat (German Edition)
allein hierherzukommen.«
Sie stemmte beide Hände in die Hüften. »Ich bin kein Risiko eingegangen.«
»Störrisch wie ein Packesel«, sagte er.
Da dies schon eine ganze Reihe von Leuten von ihr behauptet hatten, konnte sie nicht widersprechen.
Stattdessen zeichnete sie eine weitere Rune und sah, dass ihr Pfad sie wie schon bei den letzten Steinen weiter bergauf führte.
»Hoffentlich hat das bald mal ein Ende«, maulte sie. »Ich möchte wirklich nicht die Nacht draußen verbringen. Es ist arschkalt und wird langsam spät, und wir müssen auch noch den ganzen Weg wieder zurück.«
Am Ende des neuerlichen Aufstiegs erwartete sie ein wolfgroßer weißer Marmorbrocken.
»Urteil«, stellte Aralorn befriedigt fest. Sie dachte, dass es der letzte gewesen wäre, doch am oberen Ende einer gewundenen, mit Dornensträuchern und Gestrüpp zugewucherten Schlucht stießen sie auf einen weiteren Labyrinthstein.
»Rosenquarz«, murmelte Wolf. »Scheint, als wären wir hier willkommen.«
Trotzdem war Aralorn wenig überrascht, dass der Stein sie in die Schlucht hineinführte.
»Ich wusste, ich hätte auf Quarz für Glück warten sollen«, sagte sie. »Manchmal gibt es Wege um die Schlucht herum.«
So etwas wie einen Pfad gab es nicht. Aralorn zerfetzte sich das Hosenknie und verlor beinahe ihren Umhang, bevor sie endlich wohlbehalten das untere Ende des Hohlwegs erreichten. Natürlich hatte Wolf mit der Schlucht nicht das geringste Problem.
Aus dem tiefen Gestrüpp hervorbrechend kamen sie in einer kleinen Felsgrotte wieder heraus. Von den Felswänden über ihnen ragte ein festgefrorener Wasserfall hinunter in ein eisbedecktes Becken. Die Veränderung von dichter grauer Vegetation zu dem unberührten kleinen Tal vollzog sich so erschreckend abrupt, als wären sie in irgendjemandes sorgsam gepflegten Burggarten gestolpert. Sogar der Schnee auf dem Boden lag gleichmäßig und glatt und war von keinerlei Fußspuren verunstaltet.
»Da wären wir«, verkündete Aralorn aufatmend. Mit dem Kinn deutete sie auf den Wasserfall. »Ich hab mal einen ganzen Sommer lang Wasserläufe in diesem Teil von Lammfeste gesucht, um sämtliche Bäche und Flüsse hier überall in der Nähe zu finden, aber den einen, der durch diese Grotte verlief, hab ich nie entdeckt. Ich hab sogar versucht, den Weg von diesem hier zurückzuverfolgen, aber ohne Erfolg. Sobald ich auch nur einen Augenblick woanders hingeguckt hab, war der Bach wieder weg.«
»Wahrscheinlich könnte ich da mit einer Abwandlung des Verschollen -Zaubers was machen.« Nachdenklich betrachtete er die im Sturz erstarrte Kaskade.
»Wenn du das sagst.« Sie seufzte theatralisch. »Ich hab ihn Frustfluss getauft.«
Er lachte. »Das glaub ich dir gern. Sollte nicht irgendjemand hier sein?«
»Nein, das hier ist nur das Ende des Labyrinths. Oben am Wasserfall gibt es einen Pfad«, entgegnete Aralorn und setzte sich den schmalen, den Teich säumenden Weg hinauf in Bewegung.
Als sie sich dem Wasserfall näherten, verwandelte sich die dünne Schneeschicht in eine tückische Eisdecke. Vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend ging Aralorn weiter. Plötzlich wurde Wolf langsamer und knurrte.
»Ich weiß«, sagte Aralorn leise und trat hinter den glitzernden Vorhang des gefrorenen Wasserfalls. »Wir werden beobachtet. Ich hätte eigentlich früher mit ihnen gerechnet.«
Der jähe Unterschied zwischen dem grellen Sonnenlicht und dem Schatten der Fälle zwang sie stehenzubleiben, damit ihre Augen sich anpassen konnten. Prompt rannte Wolf in sie hinein, schlitterte dann an ihr vorbei und machte Bekanntschaft mit der Gesteinswand hinter der Kaskade. Bei dieser Gelegenheit stellte er fest, dass sich jenseits einer dünnen Eisfahne aus gefrorener Gischt ein schmaler Tunnel im Felsen befand.
»Der führt etwa zehn Meter weit rein und hört dann auf«, klärte Aralorn ihn auf. »Ich hab da mal übernachtet, aber da war es Sommer.«
Das vermeintliche Ende des schmalen Pfads hinter den Fällen war lediglich eine Barriere in Form eines überfrorenen Wassersturzes, aber ein paar kräftige Schläge mit dem Griff ihres Messers genügten, und sie konnten mit einem großen Schritt durch das entstandene Loch auf die andere Seite gelangen.
Auch im weiteren Verlauf wand sich der Weg die Bergflanke empor. Zwar war hier der Pfad gepflastert, doch die behauenen Steine waren noch rutschiger als der natürliche Boden. Wann immer es ging, versuchte Aralorn neben dem Weg herzulaufen. Zum Glück war der
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