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ARALORN - Der Verrat (German Edition)

ARALORN - Der Verrat (German Edition)

Titel: ARALORN - Der Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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gewaltsam einen Durchgang zu verschaffen.
    Stattdessen richtete sie das Wort an den unsichtbaren Beobachter, der sie vom Wasserfall aus begleitet hatte. »Ich bin gekommen, um mit Halven, meinem Onkel, zu sprechen.« Ihre Zunge leistete leichten Widerstand, als sie sie um die Sprache der Gestaltwandler herum formte. Sie hatte sie seit dem letzten Mal, als sie hier gewesen war, nicht mehr benutzt.
    Jenseits der Pfosten bewegte der Wind den Schnee zu zufälligen Wirbeln. Die Stille war unbehaglich und bedrückend.
    Aralorn wandte sich zu Wolf um. »Könnte gut sein, dass sie uns länger warten lassen. Manchmal finden sie die unmöglichsten Sachen unheimlich witzig.«
    Ohne etwas zu erwidern machte Wolf es sich bequem, obschon er vor Anspannung nach wie vor zitterte. Aralorn fröstelte, als ihr ein kalter Luftzug unter den Umhang fuhr.
    »Ganz schön frisch hier«, sagte in dem Moment ein Mann hinter ihr in derselben Sprache, die sie benutzt hatte. »Die Sache mit deinem Onkel muss ziemlich dringend sein.«
    Knurrend erhob sich Wolf wieder auf die Beine; er hatte den Mann nicht herankommen gehört.
    Sie legte ihm eine Hand auf den Kopf und drehte sich dann zu dem Fremden um.
    Gestaltwandler waren nicht so leicht auseinanderzuhalten: Sie konnten jede Form annehmen, die sie wollten. Nichts an dem hübschen Gesicht und dem kunstvoll nach hinten frisierten Haar war ihr vertraut. Stimmen allerdings waren schwieriger zu verändern, und als sie sich nach einem kurzen Moment wieder gefangen hatte, wusste sie, wer vor ihr stand. Sie lächelte.
    »Ziemlich«, stimmte sie zu, wieder ins Rethische wechselnd, damit Wolf alles verstand. »Ich hätte noch ’ne ganze Weile länger hier gewartet, Onkel Halven.«
    »Und das hättest du tatsächlich«, erwiderte er in der Sprache der Gestaltwandler, »wenn ich dich nicht zuerst gesehen hätte. Ich stehe derzeit nicht sonderlich hoch in Gunsten, und du standest es nie.«
    »Du schmeichelst mir«, entgegnete Aralorn. Sie sprach weiterhin Rhetisch. Wenn er unbedingt unhöflich sein wollte, konnte sie das auch. »Wenn ich mich recht erinnere, war ich einst nicht mal irgendwelcher Animositäten wert.«
    Halven lächelte wie eine Katze – mit Fangzähnen und eiskalten Augen. »Für Aralorn, das Halbblut, traf das sicherlich zu, aber mit der Spionin Sianims ist das eine vollkommen andere Sache.«
    Sie hob ihre Augenbrauen. »Spionin? Wer sagt, dass ich eine Spionin bin?«
    »Wenn du reden willst«, sagte Halven sanft, »dann am besten hier.«
    »Ganz wie du meinst«, sagte sie. »Dann entschuldige ich mich wohl besser schon mal im Voraus dafür, dass ich dich hier draußen in der Kälte aufgehalten hab.«
    »Keine Ursache.« Auf einmal war Halven ganz der liebenswürdige Gastgeber, obwohl er auch jetzt nicht ins Rethische wechselte, was er getan hätte, wenn seine Zuvorkommenheit ehrlich gemeint gewesen wäre. »Was führt dich und deinen Hund an einem so kalten Morgen hierher?«
    Es geschah häufiger, dass Wolf von Leuten, die ihn nicht in Bewegung gesehen hatten, für einen Hund gehalten wurde; er besaß nicht das typische graue Wolfsfell. Dass allerdings auch Halven diesem Irrtum unterlag verwunderte sie, und fast hätte sie sich umgedreht, um Wolf zu betrachten. Aber sie wollte die Aufmerksamkeit ihres Onkels nicht unnötig auf ihn lenken.
    Ausgehend davon, dass die Gestaltwandler ebenso resistent gegen die Magie des ae’Magi waren wie sie, gab es keinen Grund, wieso sie sich sonderlich grämen sollten über des Erzmagiers Tod; trotzdem erschien es ihr klüger, dass sie über Wolf nicht mehr erfuhren als unbedingt nötig. Im Gegensatz zu den Menschen auf Lammfeste wäre Halven, wenn er nur genauer hinsah, durchaus in der Lage zu erkennen, dass Wolf ein Gestaltwandler war – und sowohl ein Grünmagier wie ein Menschenmagier von beachtlicher Macht. Und von da aus war es nur noch ein kleiner Schritt, ihn als Cain, Sohn des ae’Magi, zu identifizieren, der seinen Vater umgebracht hatte. Die Gestaltwandler hatten zwar nur wenig Kontakt zur Außenwelt, aber das war etwas, von dem ihr lieber war, dass niemand es wusste. Die Zaubermacht des ae’Magi hatte dafür gesorgt, dass so gut wie alle Menschen ihn liebten – und wenn herauskam, wo Cain steckte, würden sie alles versuchen, um ihn zu töten.
    Die Labyrinthsteine wussten bereits, was und wer Wolf in Wirklichkeit war, doch die sprachen nur noch selten.
    »Hast du gehört, dass mein Vater erkrankt ist?«, fragte sie.
    »Ich hab gehört, er

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