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ARALORN - Der Verrat (German Edition)

ARALORN - Der Verrat (German Edition)

Titel: ARALORN - Der Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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lediglich erboten, sich die Wirkungsweisen des Zaubers anzusehen.«
    Der Bussard neigte den Kopf. »Ich werde dem Jungen antworten, Aralorn Schwestertochter. Du musst mir nicht beispringen. Ich habe den Löwen zu keiner Zeit verzaubert, junger Herr Gerem. Wenn ich dazu neigen würde, meine Magie in dieser Weise zu nutzen, hätte ich’s ganz bestimmt schon vor Jahrzehnten getan, falls es für mich von Vorteil gewesen wär. Im Gegenteil, mir kommt seine Handlungsunfähigkeit in höchstem Maße ungelegen.«
    Gerem wirkte verlegen. Ja, es stimmt , dachte Aralorn, seine Ungezogenheit war allein gegen mich gerichtet.
    Dergestalt an seine guten Manieren erinnert, verbeugte der Junge sich höflich, wenn auch nur knapp. »Ich bitte um Verzeihung, mein Herr. Ich wollte Euch nicht kränken.«
    Der Bussard reckte den Hals und putzte seinen Flügel. Aralorn nickte förmlich und ging weiter.
    »Ich schätze, wir haben soeben Nevyns Einfluss zu spüren bekommen«, konstatierte Wolf, als sie sich außer Hörweite befanden.
    »Ach ja, Nevyn – der Magier, der keine Magie mag.« Halven klang amüsiert.
    Aralorn lächelte humorlos. »Irgendwas sagt mir, dass ich, bevor ich Lammfeste wieder verlasse, noch eine lange Unterhaltung mit Nevyn führen werde. Aber wo wir gerade von Leuten sprechen, die dumme Sachen machen, warum hast du dich meinem Bruder gegenüber offenbart, Onkel? Kessenih hat mich wissen lassen, was für ein beträchtliches Risiko du mit deinem Besuch hier eingehst.«
    »Als ob nicht jeder sofort ›Gestaltwandler‹ gedacht hätte, als du mit einem Bussard auf der Schulter in die Burg spaziert bist«, knurrte Wolf. »Mit genauso einem Bussard wie dem, den du als kleines Kind hier angeschleppt hast.«
    »Hol’s die Pest«, fluchte Aralorn. »Daran hab ich gar nicht gedacht. Der Jauler muss mir das letzte bisschen Verstand geklaut haben.«
    »Nur die Ruhe, Kindchen«, entgegnete der Bussard belustigt. »Kessenih macht sich manchmal allzu viel Sorgen. Ich bin schon einmal mit unserem Ältestenrat fertig geworden, und ich werde es wieder. Sie brauchen mich mehr als ich sie.«

6
    Direkt vor dem Eingang zu der Aufbahrungskammer saß eine Wache. Aralorn hatte Irrenna zwar mitgeteilt, dass der Raum gesichert war, doch offensichtlich war jemand der Auffassung gewesen, dass Aralorns Maßnahmen nicht ausreichten, um die Leute fernzuhalten. Dass derjenige damit gar nicht so unrecht haben könnte – da es schließlich Aralorn gewesen war, welche die Maßnahmen ergriffen hatte –, amüsierte sie eher, als dass es sie verärgerte.
    Die Wache erhob sich, während sie näher traten. »Lady Aralorn.«
    »Es wäre klug, wenn Ihr für ein oder zwei Kerzenstriche verschwinden würdet«, sagte sie. »Mein Onkel will sich den Löwen ansehen, und es könnte sein, dass er dabei ein bisschen Magie wirkt. Falls irgendjemand Euch fragt, sagt, dass es auf meine Veranlassung geschah.«
    Wahrscheinlich bestand für den Wachposten keine Gefahr, aber der Schatten, der den Löwen bewachte, machte ihr Sorgen. Man konnte nicht sagen, wozu er imstande war, solange sie nicht mehr über ihn wussten. Jedenfalls war es ihr lieber, keine Schutzlosen in der Nähe zu wissen, wenn Wolf und Halven begannen, dem Ding mit Magie zu Leibe zu rücken.
    Der Wachposten schaute auf den Bussard auf ihrer Schulter und wurde ein wenig blass. Sein Blick wanderte wieder in die relative Geborgenheit von Aralorns menschlichem Gesicht. »Wie Ihr befehlt, Lady. Ich erstatte dem Hauptmann dann Zwischenbericht und bin in zwei Kerzenstrichen wieder auf meinem Posten.« Sprach’s und machte sich auffallend eilig auf den Weg.
    Aber Aralorn hatte sich offenbar geirrt, was den Grad seiner Furcht vor ihrem Onkel betraf, denn nach ein paar Metern blieb er abrupt stehen und wandte sich um. »Der Löwe gab mir mein erstes Schwert und lehrte mich, es zu benutzen.«
    »Mich auch«, entgegnete sie.
    »Mögen das Schicksal und die Herrin mit Euch sein«, sagte er und setzte seinen Weg fort.
    Sobald die Wache außer Sicht war, trottete Wolf zu dem Eingang des Raums, in dem der Löwe aufgebahrt war, und schnüffelte argwöhnisch herum.
    »Was ist?«, fragte Aralorn.
    Unvermittelt nahm Wolf seine menschliche Gestalt an; er trug seine übliche Maske, um sein Gesicht vor ihrem Onkel zu verbergen. Mit den Fingern fuhr er vorsichtig über die Innenkante des Durchgangs.
    »Jemand hat versucht einzudringen«, sagte er.
    »Was?«, stieß Aralorn hervor. Sie betastete den Stein an der gleichen Stelle,

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