ARALORN - Der Verrat (German Edition)
die Halven dafür einsetzte, andersartig war. Noch als er dies dachte, drang das Schattenwesen durch eine Lücke in dem Schildzauber, die einen Augenblick vorher noch nicht dagewesen war. Halven antwortete mit einem weiteren Schild, aber auch der würde vermutlich nicht allzu lange halten.
Die Macht von Halvens Magie rief bei Wolf ein ungeahnt heftiges Echo hervor. Er spürte, wie Magie von den alten Steinen ringsum hereinsickerte und ihn mit ihrer Nähe lockte, aber er misstraute der Kraft seiner ominösen Fähigkeiten. Mit einer so gewaltigen Anstrengung, dass ihm fast der Schädel platzen wollte, drängte er die grüne Magie zurück.
Stattdessen griff er nach den vertrauteren Kräften, mit denen er immer gearbeitet hatte. Obwohl in ihrer Außenwirkung destruktiver als grüne Magie, gehorchte die rohe Magie, die das Material darstellte, das Menschenmagier zu weben vermochten, seiner Kontrolle wie eine Harfe der eines alten Barden.
Mit besonnener Eile wirkte er eine Abwandlung des Magierlicht-Zaubers und wollte versuchen, Schatten mit Licht zu bekämpfen. Eigentlich hätte sein Zauber, als er den Schatten berührte, in weißem Licht aufflammen sollen, doch nichts dergleichen geschah. Gut möglich, dass die Kreatur sich ein bisschen ausgedehnt hatte, aber er war sich nicht sicher. Er zögerte einen Moment. Dann schleuderte er den Lichtzauber auf Halven.
Wolf konnte die anbrandenden Kräfte spüren, die Halven heraufbeschwor, um sowohl das Licht wie die Kreatur abzublocken, spürte sie, als entströmten sie seinen eigenen Händen. Das blendende Licht wurde von Halvens offener Handfläche verschluckt, und das Schattenwesen war einmal mehr abgewehrt.
Wolf war sich darüber im Klaren, dass die Kräfte des anderen Magiers nachzulassen begannen; der Fluss von Halvens Magie war unstet geworden, wenn auch nicht weniger machtvoll. Der Gestaltwandler hatte bereits alle Hände voll zu tun, um sich selbst die Kreatur vom Leibe zu halten; dafür zu sorgen, dass sie Aralorn nicht erwischte, war Wolfs Sache. Es mochte sein, dass das Wesen es auf ihren Onkel abgesehen hatte, doch ein tief sitzender Instinkt sagte ihm, dass dem nicht so war.
Irgendetwas an der Art und Weise, wie das Ding seine Magie absorbierte, erinnerte ihn an Dämonen – was ihm wiederum einen Zauber in Erinnerung rief.
Noch bevor er dazu übergehen konnte, Magie zusammenzuziehen, merkte er, dass er bereits mit mehr davon angefüllt war, als er überhaupt imstande war zu benutzen. Verblüfft hielt er inne, und sofort begann die Magie ihren eigenen Zauber zu formen. Erst in dem Moment realisierte er, dass die Magie, die er band, grüne Magie war.
Er unterdrückte seine Frustration und unterbrach rücksichtslos das bereits eingesetzte Weben, entzog der natürlichen Magie ihre Essenz und wandelte sie wieder um in die chaotische Energie der wilden, doch weniger eigenwilligen Menschenmagie. Diese flocht und fokussierte er und ignorierte den Schmerz, der nach seinem Behauptungskampf in ihm glühte.
Der Zauber, für den er sich entschieden hatte, war ausschließlich in den Büchern der schwarzen Magie zu finden, denn er diente nur einem Zweck, nämlich heraufbeschworene Dämonen an der Leine zu halten. Allerdings benötigte der Zauber weder Menschenopfer noch Blut, und so ließ Wolf es drauf ankommen – in der Hoffnung, dass etwas, womit man Dämonen in Fesseln legen konnte, auch die Schattenkreatur bändigen würde.
Als der Zauber bereit war, schleuderte er ihn auf die Kreatur, darauf bedacht, dass die Magie Halven nicht streifte. Zu seiner Erleichterung traf der Zauber so, wie er sollte, und alles in dem Raum zwischen Halven und Wolf wurde von einem strahlenden Lichtring umschlossen. Gebannt hielt er den Atem an, als der Schatten das Licht berührte, durch die Bindung zurückgezogen wurde und daraufhin rastlos innerhalb des Kreises umhervagabundierte.
Wolf ließ den Radius des Gefängnisses schrumpfen, bis der Schatten von einem Kreis von der Größe eines Fußsoldatenschildes umschlossen war. Wie eine Schnecke kauerte sich die Kreatur in der Mitte des Zaubers zusammen.
Während all dem kämpfte die grüne Magie, die er nicht benutzt hatte, ohne Unterlass gegen ihn an, rang um Freiraum, um das Muster, das sie begonnen hatte, zu vollenden. Er war sich nicht sicher, was er mit ihr anstellen sollte, wenn er sie erst einmal unter Kontrolle hatte. Menschenmagier achteten sehr sorgsam darauf, nur so viel Kraft zu bündeln, wie sie auch tatsächlich brauchten,
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